Handball-WM: Thriller! DHB-Team verliert gegen Ungarn

Das DHB-Team musste sich Ungarn geschlagen geben.
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Deutschland hat bei der WM in Ägypten den Gruppensieg verpasst. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag in ihrem letzten Vorrundenspiel in Gizeh durch ein Gegentor drei Sekunden vor dem Ende mit 28:29 (14:15) gegen Ungarn. Bester DHB-Werfer war Marcel Schiller mit sieben Toren.

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"Es ist extrem bitter, wie das am Ende gelaufen ist. Wir sind über die Emotion gekommen, haben auch unsere Stärken ausgespielt, waren aber dann ein paarmal zu oft zu weit weg", sagte Spielmacher Philipp Weber im ZDF. Sein Fazit: "Das ist jetzt schon ein Scheißgefühl."

"Ich glaube, dass wir einen Punkt verdient gehabt hätten. Anfangs waren wir in der Abwehr nicht so gut, das wurde dann aber besser. Insgesamt war die zweite Halbzeit sehr gut von uns. Der Unterschied war, dass wir ein paar Fehler mehr als Ungarn gemacht haben", so Gislason.

Damit nimmt die deutsche Auswahl, die zum Auftakt mit 43:14 gegen Uruguay gewann und anschließend vom coronabedingten Rückzug Kap Verdes (10:0 gewertet) profitierte, lediglich zwei Punkte mit in die Hauptrunde. Dort müssen somit voraussichtlich drei Siege aus drei Partien her, um ins Viertelfinale einzuziehen.

Die Gegner in der Hauptrunde in der sogenannten "Neuen Hauptstadt Ägyptens" (eine Regierungsstadt 50 Kilometer östlich von Kairo) sind am Donnerstag Europameister Spanien (20.30 Uhr), Brasilien (Samstag) und Polen (Montag).

Deutschland vs. Ungarn: Der Spielverlauf

Gislason verzichtete in seinem 16er Kader diesmal auf Torhüter Silvio Heinevetter, Kreisläufer Moritz Preuss sowie die Rückraumspieler Lukas Stutzke und Marian Michalczik. Rechtsaußen Patrick Groetzki wurde für den verletzten Tobias Reichmann nachnominiert. Im Kasten durfte Andreas Wolff statt Jogi Bitter von Beginn an ran.

Die deutsche Mannschaft hatte von Beginn an große Probleme. Sebastian Firnhaber und Johannes Golla gelang es im Mittelblock zu selten, die Anspiele an den Kreis zu verhindern. Insgesamt war die Abwehr zu statisch und nicht aggressiv genug.

Im Angriff leistete sich das DHB-Team zu viele technische Fehler in Form von leichten Ballverlusten. Außerdem ließen Julius Kühn & Co. gegen eine starke Deckung der Ungarn einige Möglichkeiten liegen.

So setzte sich das Team von Trainer Istvan Gulyas nach einem ausgeglichenen Start (5:5 nach zehn Minuten) allmählich ab. Nach 25 Minuten führte Ungarn sogar mit fünf Treffern Vorsprung (15:10).

Gislason musste eine Auszeit nehmen und stellte um. Für den unglücklichen Wolff kam Bitter in den Kasten. Da Firnhaber früh zwei Zwei-Minuten-Strafen auf dem Konto hatte, rückte Fabian Böhm in den Mittelblock. Plötzlich war die Mannschaft vor allem dank der offensiveren Deckung und starker Paraden von Bitter deutlich besser im Spiel und kam durch einen 4:0-Lauf zur Halbzeit auf 14:15 heran.

DHB, Handball, Alfred Gislason
© getty / Anne-Christine Pojoulat/Pool/AFP

Lekai verpasst DHB-Team den Todesstoß

Obwohl Schiller stark spielte, brachte Gislason zur zweiten Halbzeit Uwe Gensheimer auf Linksaußen. Philipp Weber glich direkt nach der Pause aus. Doch die Schwächen in der deutschen Deckung traten teilweise wieder zum Vorschein. Angeführt vom überragenden Spielmacher Mate Lekai stellte Ungarn bis zur 40. Minute auf 22:20.

Die deutsche Mannschaft ließ außerdem glasklare Möglichkeiten liegen. Timo Kastening vergab gleich mehrfach, weshalb er durch Patrick Groetzki ersetzt wurde. Außerdem kam aus dem Rückraum in dieser Phase zu wenig.

Aber das DHB-Team bewies Kampfgeist und profitierte von tollen Einzelaktionen vom eingewechselten Paul Drux. Der Berliner stellte zehn Minuten vor dem Ende auf 24:23 für Deutschland.

Die Partie wurde nun zu einem echten Krimi, beim Stand von 27:27 ging es in die letzten zwei Minuten. Bence Banhidi traf für die Ungarn vom Kreis, Groetzki glich 45 Sekunden vor dem Ende aus. Doch Lekai verpasste Deutschland drei Sekunden vor dem Ende den Todesstoß.

Deutschland vs. Ungarn: Die Daten zum Spiel

Anfangsformation DHB: Wolff - Schiller, Kühn, Weber, Häfner, Kastening, Golla

Torschützen DHB: Schiller (7 - 4 von 4 Siebenmeter), Weber (5), Kühn, Drux, Häfner (alle 3), Kastening, Böhm (beide 2), Golla, Gensheimer, Groetzki (alle 1)

Torschützen Ungarn: Mathe, Banhidi (beide 8), Lekai (4), Szita (3), Ancsin, Bodo (beide 2), Balogh (1 - 1 von 2 Siebenmeter), Rosta (beide 1)

Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland (6) - Ungarn (7)

Der Star des Spiels: Mate Lekai

Der Spielmacher der Ungarn wirbelte die deutsche Deckung regelrecht durcheinander. Tolle Finten, großartige Anspiele und dazu noch das alles entscheidende Tor (insgesamt vier Treffer). Grandioser Auftritt! Ebenfalls bärenstark: Kreisläufer Bence Banhidi, der von der deutschen Abwehr nicht zu bremsen war und alle seine acht Würfe versenkte.

Der Flop des Spiels: Andreas Wolff

Durfte erstmals bei dieser WM ran und begann ordentlich mit zwei schnellen Paraden. Bekam dann aber gar keinen Ball mehr zu packen (2 von 15, 13 Prozent), was für seine Ansprüche natürlich viel zu wenig ist. Wurde folgerichtig noch im ersten Durchgang durch Bitter ersetzt.

Handball-WM 2021: Der DHB-Kader im Überblick

SpielerPositionVerein
Andreas WolffTorKS Vive Kielce
Johannes BitterTorTVB Stuttgart
Silvio HeinevetterTorMT Melsungen
Uwe GensheimerLinksaußenRhein-Neckar Löwen
Marcel SchillerLinksaußenFrisch Auf Göppingen
Julius KühnRückraum linksMT Melsungen
Paul DruxRückraum linksFüchse Berlin
Fabian BöhmRückraum linksTSV Hannover-Burgdorf
Lukas StutzkeRückraum linksBergischer HC
Philipp WeberRückraum MitteSC DHfK Leipzig
Juri KnorrRückraum MitteTSV GWD Minden
Marian MichalczikRückraum MitteFüchse Berlin
Kai HäfnerRückraum rechtsMT Melsungen
David SchmidtRückraum rechtsBergischer HC
Antonio MetznerRückraum rechtsHC Erlangen
Patrick GroetzkiRechtsaußenRhein-Neckar Löwen
Timo KasteningRechtsaußenMT Melsungen
Moritz PreussKreisSC Magdeburg
Johannes GollaKreisSG Flensburg-Handewitt
Sebastian FirnhaberKreisHC Erlangen
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