Domino-Effekt setzt ein: Auch Lemke, Weinhold und Pekeler verzichten auf Handball-WM

SID
Alfred Gislason muss improvisieren.
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Nach Patrick Wiencek verzichten auch Finn Lemke, Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler auf die Handball-WM in Ägypten. Bundestrainer Alfred Gislason muss improvisieren.

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Der befürchtete Domino-Effekt setzt ein, die Absagenflut für Alfred Gislason geht weiter: Nach Patrick Wiencek verzichten auch Finn Lemke, Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler aufgrund der Corona-Pandemie freiwillig auf die Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten (13. bis 31. Januar 2021). Dem Bundestrainer gehen allmählich die Leistungsträger aus.

"Sportlich schmerzen uns natürlich die weiteren Absagen von Finn Lemke, Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler. Alle haben mir im persönlichen Gespräch ihre Beweggründe erklärt. Dafür habe ich Verständnis, allerdings ergibt sich daraus auch ein klares Bild für unsere weitere Arbeit", sagte Gislason, der vor seiner Kaderbekanntgabe am Montag nun mächtig improvisieren muss.

Das Trio, das zum Europameister-Team von 2016 gehörte, gab wie schon Wiencek vergangene Woche familiäre Gründe für die Entscheidung an. "Die allgemeine Entwicklung der Corona-Pandemie mit dem erneuten harten Lockdown macht mir als Familienvater Sorgen, und ich kann meine Frau und meine Töchter in dieser Zeit nicht über vier Wochen allein lassen", sagte der 29 Jahre alte Kreisläufer Pekeler vom THW Kiel.

Ähnlich äußerten sich Weinhold (34) und Lemke (28). "Ich habe mir diese persönliche Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht. Aber die Betreuung der eigenen Kinder ist seit dem harten Lockdown gerade in Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, keine leichte Aufgabe", sagte der Kieler Weinhold. Um als Familienvater mit dieser Situation verantwortungsvoll umgehen zu können, "gibt es für mich am Ende keine andere Wahl, als die WM-Teilnahme abzusagen", ergänzte er.

Handball-WM: Gislason muss improvisieren

Abwehrspezialist Lemke von der MT Melsungen betonte: "Ich habe lange mit mir gerungen, aber mit Blick auf meine Familie habe ich mich in der aktuellen Situation schweren Herzens gegen eine mögliche WM-Teilnahme entschieden." Die Absagen kommen nicht überraschend, die Mega-WM mit 32 Teilnehmern ist in Spielerkreisen sehr umstritten.

Gislason bricht nun sein gewohnter Innenblock weg, normalerweise bilden diesen die Kieler Wiencek und Pekeler. Auch im rechten Rückraum wird die Personaldecke unter anderem nach der verletzungsbedingten Absage von Fabian Wiede (Folgen einer Schulterverletzung) dünn. Zudem werden Tim Suton und Franz Semper (beide Kreuzbandriss) bei Gislasons erstem Turnier als DHB-Coach definitiv fehlen.

Gute Voraussetzungen sehen anders aus. "Wir werden jetzt mit anderen Spielern planen und investieren weiterhin alles, um bei der Weltmeisterschaft in Ägypten das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Ich sehe das pragmatisch: Jeder Verlust ist auch eine Chance", sagte Gislason, der am Montag den 20-köpfigen Kader aus seinem bereits im November bekannt gegebenen 35er-Aufgebot nominiert. Derzeit kann er noch aus 28 Spielern auswählen.

Die Verbandsspitze übte sich derweil in Optimums und zeigte Verständnis. "Wir haben unsere Nationalspieler gebeten, sich zu einer WM-Teilnahme zu positionieren und können uns nur wiederholen: Wir respektieren die jeweiligen Entscheidungen. Wir freuen uns aber auch, dass es zahlreiche zustimmende Rückmeldungen gegeben hat, und gehen weiterhin davon aus, eine starke und erfolgshungrige Nationalmannschaft stellen zu können", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

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