DHB-Team quält sich bei Gislasons Debüt zum EM-Quali-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina

SID
Alfred Gislason bereut die ein oder andere Bemerkung im Laufe seiner Karriere.
© imago images / horstmueller

Die deutschen Handballer haben beim Debüt ihres Bundestrainers Alfred Gislason nur einen mühevollen Sieg errungen. Der Isländer hat viel Arbeit vor sich.

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Alfred Gislason schlurfte mit gesenktem Kopf allein über das blaue Spielfeld, seine schwer durchwachsene Premiere machte dem Handball-Bundestrainer sichtlich zu schaffen. "Jetzt habe ich mein Debüt endlich hinter mir. Es ist nicht ganz in die Hose gegangen, aber wir haben viel zu tun", sagte der Isländer nach dem 25:21 (9:13) im EM-Qualifikationsspiel gegen das ersatzgeschwächte Bosnien-Herzegowina.

273 Tage hatte der 61-Jährige auf sein erstes DHB-Spiel warten müssen, gegen den Außenseiter erlebte er dann aber eine erschreckende erste Hälfte. "Es war natürlich nicht der Auftritt, den ich mir gewünscht habe. Es war aber der Auftritt, den ich befürchtet hatte", sagte Gislason. Auch Kapitän Uwe Gensheimer räumte im ZDF ein, dass die DHB-Auswahl "sicherlich nicht ihr bestes Spiel" gemacht habe.

"Er war insgesamt sehr gefasst. Er war wie wir überrascht. Irgendwie war eine Art Lähmung in der Mannschaft", berichtete Rechtsaußen Timo Kastening über die Halbzeitansprache. Gislason wurde dabei nach eigener Aussage nicht "richtig laut", aber offenbar fand er die richtigen Worte.

"Wir sind froh, dass wir am Ende überhaupt noch gewonnen haben. Das war heute nichts", sagte Kastening nach dem Geisterspiel in Düsseldorf durchaus kritisch. "Die Bosnier haben uns eingelullt - und uns zu leichten Fehlern eingeladen. Die haben unglaublich viele 'Lulli-Tore' gemacht. Es war mit das komischste Spiel in den letzten Jahren, das ich erleben durfte."

Oliver Roggisch sieht "erschreckende erste Halbzeit"

In der Tat. Der Kieler Hendrik Pekeler war mit fünf Treffern vor der Düsseldorfer Geisterkulisse der beste Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die vor allem im Angriff überraschend viele Fehler machte und "nervös agierte", wie Gislason feststellte. Er hatte Juri Knorr, dem ersten DHB-Spieler aus den 2000ern, in der Mitte zu seinem Debüt verholfen. Der beste Mann war letztlich aber Finn Lemke, der nach der Pause die Deckung stabilisierte.

Die Austragung der Begegnung hatte aufgrund zahlreicher coronabedingter Ausfälle im Kader der Gäste auf der Kippe gestanden, der Dachverband lehnte einen bosnischen Antrag auf Verlegung jedoch ab. Am Ende reiste lediglich ein Rumpfkader mit elf Feldspielern und Deutschland-Legionär Benjamin Buric im Tor ins Rheinland - und der baute im zweiten Abschnitt ab.

Zunächst fand Gislasons Mannschaft aber überhaupt nicht in die Partie. Dem deutschen Angriff fehlten Tempo und Ordnung, zudem erwischte Flensburg-Schlussmann Buric einen guten Tag. Schnell setzten sich die Gäste, die in der eigenen Offensive immer wieder das Tempo verschleppten, auf 2:6 (15.) ab.

DHB-Angriff stottert - Leistungssteigerung nach der Pause

"Wir haben zu viel Risiko bei den Pässen", bemängelte Gislason in seiner ersten Auszeit und forderte "Geduld" in den eigenen Aktionen. Knorr erzielte mit einer schönen Einzelaktion in der 19. Minute das Tor zum zwischenzeitlichen 5:8 (19.), doch es blieb äußerst zäh. Der deutsche Positionsangriff funktionierte überhaupt nicht. Deutsche Tore fielen meist bei Gegenstößen oder Siebenmetern.

"Richtig laut bin ich nicht geworden, wir alle wussten, was besser werden musste", sagte Gislason später über seine Halbzeitansprache, nach der es tatsächlich besser lief. Julius Kühn erzielte knapp neun Minuten nach Wiederanpfiff die erste Führung - 15:14 (39.). Bosnien hatte zuvor Ivan Karacic, einen seiner stärksten Spieler, verletzungsbedingt verloren.

Bei den deutschen Handballern liefen die Kombinationen nun langsam besser. Weil bei den Bosnier zudem die Kräfte zunehmend schwanden, arbeitete sich das DHB-Team eine Führung heraus.

Dennoch: Im zweiten Spiel am Sonntag (15.15 Uhr/ZDF) in Tallinn gegen Estland muss sich die DHB-Auswahl deutlich steigern.