Handball-EM - Panel: "Prokop fällt unter Stress in alte Verhaltensmuster zurück"

Für Andreas Wolff (r.) lief die EM bisher mäßig.
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2. Das größte Problem des DHB-Teams ist ...

Florian Regelmann: Ganz klar und ganz offensichtlich die Abwehr inklusive der Torhüter. Wir müssen überhaupt nicht über den Angriff und den Rückraum sprechen, solange die Abwehr nicht steht, wie sie nun mal stehen muss. Die deutsche Handball-Formel zum Erfolg lautet: Geile Abwehr mit dem besten Innenblock der Welt hinstellen, brutalen Torwart hinten drin haben - und daraus möglichst viel ins Laufen kommen für einfache Tore. Auch wenn Wiede und Strobel dabei wären, würde es nichts daran ändern, dass sich das DHB-Team zwingend über die Abwehr definieren muss. Mit einer hervorragenden Deckung kann Deutschland viele andere Probleme kaschieren, ohne ist es völlig unmöglich, Richtung Halbfinale zu denken.

Felix Götz: Das größte Problem ist, dass es nicht nur ein Problem, sondern gleich einen ganzen Sack voll Probleme gibt. Dass die deutsche Mannschaft keinen klassischen Spielmacher hat und dies ein Problem werden könnte, musste man bereits vor der Europameisterschaft befürchten. Genau danach sieht es momentan auch aus, das kommt jetzt nicht so wahnsinnig überraschend. Der Rückraum insgesamt strahlt keine Ruhe, keine Überzeugung, keine Abgeklärtheit aus. Auch das macht mir Sorgen. Darüber hinaus finde ich es wie Florian schon gesagt hat alarmierend, dass die Dinge, die eigentlich die DHB-Stärken und damit die Basis für alles sein sollten, bislang nicht funktionieren. Der Mittelblock mit Pekeler und Wiencek ist Welten von seinem eigentlichen Leistungsniveau entfernt, im Tor ist weder Bitter und erst recht nicht Wolff ein Rückhalt. Bislang!

Andreas Wolff ist noch nicht in Topform.
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Andreas Wolff ist noch nicht in Topform.

Markus Götz: Ich fürchte, dass es eher ein Komplex von Problemen ist als nur ein einziges. Kein Mannschafsteil funktioniert bislang so, wie man es erwartet hat. Ich bin schon enttäuscht, dass das Tempospiel quasi gar nicht umgesetzt wird, obwohl immer betont wurde, dass man unbedingt darauf setzen möchte. Ich frage mich auch, wie das überhaupt möglich sein soll, wenn man über weite Strecken mit drei Kreisläufern in der Abwehr spielt. Das ist aus meiner Sicht nicht ideal für ein zügiges Konterspiel. Vielleicht ist derzeit das nicht vorhandene Selbstverständnis das größte Problem. So wie es in der Vorrunde gelaufen ist, kann kein Selbstvertrauen da sein. Das braucht man aber natürlich zwingend, um große Gegner in engen Spielen zu schlagen.

Sascha Staat: Der fehlende, unbedingte Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist das größte Problem. Fehlt das, dann fehlt auch das Selbstvertrauen. Es fehlen Mut und Risiko. Gerade in Drucksituationen ist das keine sehr gute Kombination, im Gegenteil. Natürlich fehlen wichtige Spieler. Im Kader befinden sich aber viele gute Akteure und gerade gegen Teams wie Lettland muss einfach souveräner gewonnen werden. Das Selbstverständliche scheint der Prokop-Sieben komplett abhanden gekommen zu sein.