Kämpfen allein reicht nicht

SID
Deutschland musste sich Frankreich zum Auftakt der Hauptrunde geschlagen geben
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der EM in Österreich im ersten Hauptrunden-Spiel gegen Weltmeister Frankreich die erwartete Niederlage kassiert. Das Team von Bundestrainer Heiner Brand verlor gegen den EM-Topfavoriten mit 22:24 (10:12) und hat damit alle Chancen auf den Halbfinaleinzug verspielt. Bester Werfer der DHB-Auswahl war Torsten Jansen mit fünf Toren. Guillaume Joli war mit sieben Treffern (alle per Siebenmeter) bester Werfer der Franzosen.

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Deutschland hat die große Chance auf einen Überraschungssieg gegen den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger Frankreich verpasst. Ein kurzer Blackout zu Beginn der zweiten Hälfte brach der DHB-Auswahl das Genick. Frankreich zog in dieser Phase auf sieben Tore weg.

Das deutsche Team kämpfte sich vor 7000 Zuschauern in der Innsbrucker Olympiahalle in seiner unnachahmlichen Art und Weise zwar noch einmal heran, für die Wende sollte es aber nicht mehr ganz reichen.

"Wir haben gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner nie aufgegeben, aber es fehlt ein bisschen", sagte Bundestrainer Heiner Brand nach dem Spiel und ergänzte: "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Man muss ihr eben zugestehen, dass sie nicht über die große internationale Erfahrung verfügt. Das ist eben der Unterschied zu den Spitzenmannschaften".

Für die DHB-Auswahl geht es in den restlichen beiden Spielen gegen Spanien und Tschechien nun nur noch darum, das Turnier gut zu Ende zu bringen und die Spiele zu nutzen, um weiter Erfahrung zu sammeln. Es besteht selbst bei zwei Siegen keine Chance mehr auf das Halbfinale.

"Ich habe ohnehin nie vom Halbfinale geredet, aber das Turnier ist für uns noch nicht beendet. Mit zwei Siegen können wir immer noch gut dastehen, und wir werden versuchen, unsere Chance zu nutzen", sagte Brand.

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Vor dem Anpfiff: Keine Überraschung nach den letzten Eindrücken. Lars Kaufmann sitzt auf der Bank. Kapitän Michael Kraus ist nach seiner Oberschenkelzerrung fit und beginnt auf halblinks neben Spielmacher Michael Haaß. Im Tor steht trotz der Weltklasse-Leistung von Silvio Heinevetter gegen Schweden zunächst wieder Johannes Bitter.

9.: Kraus bekam einen Schlag auf die Nase und ist erst einmal raus. Kaufmann steht dafür auf dem Feld.

10.: Kaufmann passt unsauber, Fernandez riecht den Braten und schnappt sich den Ball. Anschließend trifft er völlig frei zum 2:4.

14.: Führung für Deutschland: Kaufmann macht ihn per Sprungwurf. Sprenger legt nach: 6:4!

26.: Nächster unnötiger Fehlpass der Deutschen. Dann fällt Abalo rechts am Kreis, den Siebenmeter versenkt Joli.

28.: Joli macht auch den vierten Siebenmeter rein und erhöht auf 10:12.

32.: Deutschland darf den Anschluss nicht verlieren. Abalo fliegt durch die deutsche Abwehr und lässt Bitter schlecht aussehen.

35.: Abalo macht den Unterschied und erhöht. 10:17. Das tut langsam weh.

46.: Narcisse erhöht locker zum 14:21. Deutschland mit der Auszeit. Brand sieht noch Chancen für sein Team.

54.: Glandorf hämmert den Ball unter die Latte - nur noch zwei Treffer Unterschied.

57.: Joli wirft den Siebenmeter durch die Beine von Heinevetter. 20:23. Das war's.

Der Star des Spiels: Thierry Omeyer. Der 33-Jährige lieferte sich mit Johannes Bitter ein herausragendes Torwart-Duell. Deutschland kam gegen die starke französische Deckung zu unzähligen freien Würfen, die aber von Omeyer immer und immer wieder vereitelt wurden. So parierte er in der ersten Hälfte allein drei Gegenstöße der deutschen Mannschaft und war auch zur Stelle, als das Spiel zugunsten Deutschlands zu kippen drohte. Nach einer für seine Verhältnisse eher durchwachsenen Vorrunde ist Omeyer wieder in gewohnter Topform.

Die Gurke des Spiels: Christian Sprenger. Dass der Kieler das Potenzial zu einem der besten Rechtsaußen der Welt hat, ist unbestritten. Leider wird die EM in Österreich nicht sein erhoffter Durchbruch auf internationaler Ebene. Im Gegenteil, sie läuft total an ihm vorbei. In der ersten Halbzeit scheiterte er bei zwei Gegenstößen - seinem Spezialgebiet - völlig frei an Omeyer. Nach 30 Minuten hatte Brand genug gesehen und brachte Christian Schöne ins Spiel.

Die Lehren des Spiels: Nach vier Toren in Serie und einer 6:4-Führung keimte bei den deutschen Fans Hoffnung auf, dass ein überraschender Sieg gegen Frankreich an diesem Tag tatsächlich möglich sein könnte. Er war nicht möglich.

Bis zu Beginn der zweiten Halbzeit blieb Deutschland dank einer starken Deckung im Spiel, dann zog Frankreich kurz die Zügel an und machte fünf Tore in Serie. Der DHB-Auswahl fehlte zu diesem Zeitpunkt erneut der Leader, der im Angriff einen kühlen Kopf behält. Sowohl Michael Kraus als auch Michael Haaß waren wieder einmal nicht in der Lage, das Team zu führen.

Es war vor dem Spiel klar, dass für die DHB-Auswahl alles passen muss, wenn man Frankreich schlagen will. Es hätte nicht mal "alles" passen müssen, aber wer so eine Unmenge an klaren Chancen vergibt wie die Brand-Truppe, darf sich nicht wundern, dass es nicht zum Sieg reicht. Die Franzosen präsentierten sich, wie man sie kennt. Nicht berauschend, aber unglaublich abgezockt und eiskalt. Von Nikola Karabatic (5 Tore) angeführt, taten sie wie schon im gesamten Turnier nicht mehr, als sie mussten.

Auch wenn die katastrophalen rumänischen Schiedsrichter Frankreich häufig bevorteilten, sollte es nicht darüber hinweg täuschen, dass es nach diesem Spiel nur eine Erkenntnis gibt. Deutschland ist in der aktuellen Verfassung eben eine Nummer zu klein für die europäische Spitze.

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