WM

Tunesien - Frankreich 1:0: Wahbi Khazri und Co. schlagen den Weltmeister - und sind dennoch raus

Von SPOX/SID
Tunesien, Frankreich
© Getty

Den Weltmeister besiegt und dennoch draußen - Tunesiens kurze Ekstase endet im Entsetzen.

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Die Ersatzspieler schickten Stoßgebete in den Wüstenhimmel, sie flehten ihre iPads an - doch am Ende weinte Tunesien um seine tragischen WM-Helden. Der Sieg gegen eine völlig lustlose französische B-Elf, der Triumph über den Weltmeister: Er war nicht genug, um den erstmaligen Einzug ins WM-Achtelfinale zu schaffen. Weil der Ausgleich für Dänemark im Parallelspiel gegen Australien einfach nicht fallen wollte.

Und so verlässt Tunesien die Endrunde in Katar nach diesem bemerkenswerten 1:0 (0:0) stolz, aber traurig - nach einer Glanzleistung voller Spielfreude, Kampf und Leidenschaft. "Es sind gemischte Gefühle", sagte Torschütze Wahbi Khazri, "wir sind gleichzeitig glücklich und enttäuscht."

Frankreich dagegen ist blamiert und wird sich harten Fragen stellen müssen. Kylian Mbappé und die anderen Stars hatten auf dem Weg in die Kabine viel zu diskutieren, zumal der vermeintliche Ausgleich durch Antoine Griezmann (90.+8) nach einer VAR-Intervention aberkannt wurde.

"Wir haben am Ende deutlich besser gespielt, unsere Probleme waren aber zwangsläufig", sagte Weltmeistertrainer Didier Deschamps, der für das Gruppenfinale neunmal gewechselt hatte. Seine Erklärung: "Man kann nicht immer alle Ziele erreichen. Die Entscheidungen von heute werden uns in vier Tagen helfen." Dann wartet auf den Gruppensieger Frankreich der Tabellenzweite der Gruppe C: Polen mit Robert Lewandowski.

Ein tunesischer Erfolg war oberste Pflicht, um Geschichte zu schreiben. Wahbi Khazri (58.) löste im Education City Stadium dann auch die pure Ekstase aus. Doch es dauerte keine drei Minuten, bis die ernüchternde Kunde vom australischen Führungstor unter den 43.627 Zuschauern die Runde machte. Aus Freude wurde Entsetzen.

Deschamps hatte genug von den ständigen Verletzungen. Paul Pogba oder N'Golo Kanté vor dem Turnier, Lucas Hernandez und Karim Benzema in Katar: Der Trainer sah es nicht ein, seine Stars einem unnötigen Risiko auszusetzen. Mbappé und Griezmann, Ousmane Dembélé oder Olivier Giroud wurden daher geschont, neun Neue durften sich beweisen und empfehlen - darunter der Bayern-Profi Kingsley Coman und der Frankfurter Randal Kolo Muani, der noch einer der Auffälligsten war.

Frankreich: Kylian Mbappé nach Einwechslung ausgepfiffen

Mbappé, so versicherte Deschamps, mache dies nichts aus. "Kylian hat kein großes Ego. Natürlich will er spielen - wie alle Spieler", sagte er: "Natürlich ist er ein Star, aber er ist ein Teamplayer." Und so saß der teuerste Fußballer der Welt eben zunächst feixend auf der Bank - die französische Besetzung dort las sich wie eine potenzielle Weltmeister-Elf für den 18. Dezember.

Tunesien versuchte stürmisch, die ungewohnten Strukturen im Spiel der Franzosen zu nutzen. Nader Ghandri vom Club Africain Tunis glaubte auch, das überdies sehr schöne erste tunesische WM-Tor erzielt zu haben, doch er stand klar im Abseits (8.). Frankreich wackelte in der Anfangsviertelstunde heftig, Coman war bis zur ersten Chance des Favoriten (25.) nicht im Spiel - Tunesien hingegen brachte Emotion auf den Platz, Abschlüsse blieben jedoch auch nach den vielen Ecken ungenau. Khazri (35.) prüfte Steve Mandanda knallhart, aber zu zentral.

Frankreich verzichtete mit seinen vielen positionsfremden Spielern darauf, den tunesischen Aufbau unter Druck zu setzen. War der Ball dennoch erobert, versandeten die Konter. Ganz anders die Nordafrikaner: Aissa Laidouni bedrängte Wesley Fofana, bekam den Ball dadurch im gegnerischen Strafraum und schoss knapp über das Tor (52.). Und Mbappé? Der lief sich zumindest mal warm, nach dem verdienten 0:1 durch Khazris Dribbelkünste kam er dann auch ins Spiel. Er wurde ausgepfiffen. Später hatte er noch eine gute Chance (89.) für den erst am Ende ernsthaft bemühten Weltmeister.

Tunesien - Frankreich: Die Daten zum Spiel

Tunesien: Dahmen - Meriah, Ghandri, Talbi - Kechrida, Skhiri, Laidouni, Maaloul - Ben Slimane (83. Abdi), Khazri (59. Jebali), Ben Romdhane (74. Chaaleli). - Trainer: Kadri

Frankreich: Mandanda - Disasi, Varane (63. Saliba), Konate, Camavinga - Tchouameni - Fofana (73. Griezmann), Veretout (63. Rabiot) - Coman (63. Mbappe), Kolo Muani, Guendouzi (79. Dembele). - Trainer: Deschamps

Schiedsrichter: Matthew Conger (Neuseeland)

Tore: Khazri (58.)

Zuschauer: 43.627

Gelbe Karten: Kechrida (28.)