FC Barcelona: Die heftige Lewandowski-Ohrfeige für Lionel Messi

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Joan Laporta, Präsident des FC Barcelona, liebäugelt mit einer Rückkehr von Lionel Messi. Doch der Argentinier scheint die Liebe seines einstigen Weggefährten nicht mehr zu erwidern. Nach dem Transfer von Robert Lewandowski lassen frühere Aussagen Laportas den Barca-Boss beim Messi-Flirt ziemlich schlecht aussehen.

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Joan Laporta ist ein Kommunikationsgenie. Der 60 Jahre alte Präsident des FC Barcelona weiß, was er wie sagen muss, dass er bei seinen Zuhörern eine Wirkung erzielt. Ob als Politiker oder als Fußball-Funktionär. Er hat die Leute immer erreicht und erreicht sie weiter.

Der FC Barcelona steckt aktuell in der größten Krise der Vereinsgeschichte. Der Klub ist mehr oder weniger handlungsunfähig und muss außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen, um den ohnehin prekären Zustand nicht noch weiter verschlimmern zu lassen.

Aber hört man Laporta zu, ist das alles ganz anders. Seine Auftritte sind perfekt inszeniert. Wenn er vor die Medien tritt, ist keine Spur von einer Sorge, ganz zu schweigen von einer Verzweiflung zu spüren. Er wählt seine selbstbewussten Worte mit Bedacht, stattet sie mit fester und sicherer Stimme aus.

Stellt Barcelona einen Neuzugang vor, wird alles bis ins Detail choreografiert. Farben, Aufbau, Umgebung - mittendrin ein stolzer Spieler, aber ein noch viel stolzerer Präsident, dem auch schnell die Aufmerksamkeit gilt, wenn die Spieler ihre Standardsprüche zu ihrer Vorstellung losgeworden sind.

Lionel Messi verabschiedete sich unter Tränen vom FC Barcelona.
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Lionel Messi verabschiedete sich unter Tränen vom FC Barcelona.

Joan Laporta will Lionel Messi zurückholen

Ist ja schön, dass das schon immer ein Traum von dir war, einmal für Barça zu spielen, aber jetzt lass mal den Joan was Interessantes erzählen. So wirkte das Ganze zuletzt und Laporta erzählt gerne, wie er den FC Barcelona vor dem Ruin (den es für ihn nicht gibt) rettet.

Während die Fußballwelt sich fragt, wie Barcelona das Problem mit der Spielerregistrierung klären will, spricht Laporta nicht nur von Lösungen, die man auf jeden Fall hat, sondern auch schon von neuen Neuzugängen. Neulich sprach er sogar über eine Rückholaktion von Lionel Messi, der vor fast einem Jahr unter Tränen seinen Herzensklub verlassen musste.

"Ich tat, was ich tun musste, um den Verein über den besten Spieler unserer Geschichte zu stellen", sagte Laporta Ende Juli auf der US-Tour: "Ich kenne Messi, seit er ein Kind ist und ich liebe Leo. Ich fühle, dass ich moralisch in seiner Schuld stehe. Ich werde mein Bestes tun, um sicherzustellen, dass er seine Karriere in einem Barça-Trikot beenden kann."

Und dann sagte Laporta den entscheidenden Satz: "Ich würde ihn gerne zurückholen. Es wird nicht einfach, aber ich denke, mit der richtigen Strategie können wir es schaffen."

Lionel Messi lässt Laporta-Aussagen unbeantwortet

Auch Xavi, der zu den engen Freunden Messis gehört und der sogar seinen Urlaub abbrach, um bei der tränenreichen Verabschiedung seines Kumpels dabei zu sein, hätte den Argentinier gerne zurück im Camp Nou: "Ich wünschte, Messis Zeit wäre bei uns noch nicht vorbei. Ich denke, er verdient eine zweite Chance, eine letzte Chance."

Was Messi dazu sagt? Nichts. Überhaupt nichts. Kein Statement, kein Foto bei Instagram, kein Like für ein Messi-Barcelona-Posting, keine Instagram-Story seiner Frau, die andeutet, dass man gerne zurückkehren würde. Kein Vater, der sagt, dass sein Sohn Barcelona liebt. Nichts. Als hätte es ihn komplett kalt gelassen, dass man ihn zurückhaben will.

Nun ist es nichts Ungewöhnliches, dass Messi nichts sagt. Im Gegensatz zu Laporta ist er kein Kommunikationswunder. Er redet ungern öffentlich. Aber es gibt Menschen, die für ihn reden. Sie sprechen es nicht direkt aus, was Messi denkt, aber sie sagen genug, dass man die Stille eines Lionel Messi deuten kann. Man kann interpretieren, ob es die gewöhnliche Zurückhaltung oder eine stille Antwort ist.

Es scheint in diesem Fall Letzteres zu sein. In den letzten Tagen veröffentlichte die seriöse, spanische Tageszeitung El País einen Artikel mit dem Titel: "Messi ignoriert Laporta." Es ist keine einzige Aussage von Messi zu lesen, was bei dem Titel natürlich Sinn macht, aber man kann zwischen den Zeilen durchaus deuten, dass der Autor vor dem Verfassen des Artikels das eine oder andere Telefonat geführt hat.

Was bei Messi nicht ging, war bei Lewandowski kein Problem

Es wird beschrieben, dass Messi immer noch enttäuscht über die damaligen Abläufe ist und die Macht im Klub bei den Leuten liegt, die ihn damals zum Weggang gedrängt hätten. Und natürlich gibt es die penible Rechnung, was dieser Transfersommer den FC Barcelona gekostet hat. Nämlich knapp über 150 Millionen Euro, auch wenn El País auf die 170 geht. Genau diese Summe fehlt aber Barça, um die neuen Spieler registrieren zu können. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und vor allem gegen die Statuten der strengen La Liga.

Finanzieren will Barcelona die neuen Angestellten und deren Lizenzen durch diverse Rechteverkäufe. 49,9 Prozent des klubeigenen Lizenz- und Merchandise-Betriebs sowie 25 Prozent der TV-Rechte der nächsten 25 Jahre sind schon weg. Einen weiteren Verkauf schließt Laporta nicht aus. Um Robert Lewandowski und Co. spielen zu lassen, setzt Laporta die Zukunft des Klubs aufs Spiel.

Jener Laporta, der vor einigen Monaten noch wie folgt sprach: "Um mit Messis neuem Vertrag innerhalb der Fair-Play-Beschränkungen zu bleiben, hätten wir einem Vertrag zustimmen müssen, der im Grunde eine Hypothek des Klubs für ein halbes Jahrhundert für das Fernsehen beinhaltet." Er sei "nicht bereit, die Rechte des Vereins für irgendjemanden zu verpfänden. Unsere Institution steht über allem, auch dem besten Spieler der Welt. Wir werden ihm ewig dankbar sein."

Auf den Tag genau ein Jahr nach den Tränen Messis im Auditorium 1899, nachdem Laporta sehr plausibel erklärte, warum man Messi nicht halten konnte und wollte, stellte der FC Barcelona Lewandowski vor. Finanziert mit dem Verkauf der angesprochenen TV-Rechte. All das, was bei Messi nicht ging, war bei Lewandowski plötzlich kein Problem mehr. Eine Ohrfeige für Barças Ikone. Aber auch für den Klub. Wenn Barcelona plötzlich keine Wunderheilung gelingt, wird der Verkauf der Assets große Auswirkungen auf die nächsten Jahre haben. Laporta hatte damals schon recht mit seiner Aussage.

Lionel Messi gewann 2021 den Ballon d'Or vor Robert Lewandowski.
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Lionel Messi gewann 2021 den Ballon d'Or vor Robert Lewandowski.

Lewandowski: Der einzige Spieler, mit dem sich Messi anlegte

Aber was ist, wenn die aktuelle Transfer-Offensive nicht aufgeht? Was, wenn schon bald wieder ein neuer Umbruch hermuss? Mit welchem Geld will der FC Barcelona das machen? Was ist, wenn man sich wieder einen Star gönnen will? Oder um beim erst neulich verkündeten, konkreten Vorhaben zu bleiben: Wie will der FC Barcelona Messi zurückholen?

Zwar wird der inzwischen 35 Jahre alte Angreifer bei einer frühestens 2023 erfolgenden Rückkehr nicht mehr das verdienen, was er bei Barça am Ende noch verdient hatte, aber dass er die ohnehin schon eng gestrickten Ausgabelimits sprengen würde, liegt auf der Hand.

So wirken die Aussagen des Präsidenten wie haltlose Versprechungen - an die Fans, aber auch an die größte Legende der Klub-Geschichte, die sich sicherlich auch Gedanken gemacht haben wird. Darüber, was der Klub damals nicht riskieren wollte und heute zu riskieren bereit war; einen Spieler zu holen, der ihn in der Strahlkraft ersetzen soll und einer der wenigen Spieler ist, mit dem er sich öffentlich anlegte. Damals beim Ballon d'Or 2021.

Auch wenn Barcelona das Geld auftreiben sollte, indem es wieder irgendetwas findet, was man verkaufen kann, ist fraglich, ob sich Messi Barça noch einmal antut. Ob er sich Laporta noch einmal antut. Der Mann, dem er einst zur Wiederwahl verhalf, mit der Familie zur Wahl ging und seine Unterstützung sehr deutlich machte. Nur um dann von ihm mehr oder weniger vor die Tür gesetzt zu werden. Und nun die Sache mit den TV-Rechten. Dass Messi Laporta ignoriert und seinen Worten keine Beachtung schenkt, ist mehr als verständlich.

Bei Paris Saint-Germain hat Messi sicherlich nicht das vertraute Umfeld aus Barcelona und eine erste schwierige Saison tat ihr Übriges. Aber in Paris spürt man merklich, dass der Argentinier zu Beginn seiner zweiten Saison deutlich kommunikativer und selbstbewusster ist. Die Akzeptanz in der Mannschaft ist groß und auch der neue Trainer Christophe Galtier sagt, dass Messi "befreiter" wirkt. "Wir haben das Gefühl, dass sich da was Großes zusammenbraut" , sagt der sonst eher nüchterne Galtier.

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass PSG am Ende der Saison mit einem neuen Vertragsangebot kommt und Messi gar nicht erst in Versuchung geraten lässt, an Barça zu denken. Oder eben Laporta an Messi. Und eines ist dem Argentinier bei einem möglichen Verbleib in Paris auch sicher: die Registrierung.

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