Am Mestalla brennen schon Kerzen: Wie Peter Lim den FC Valencia ruiniert

Im Fadenkreuz der Valencia-Fans: Peter Lim und Anil Murthy.
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Seit 2014 ist Peter Lim Hauptanteilseigner des FC Valencia. Statt den Klub wirtschaftlich zu stabilisieren und zum sportlichen Erfolg vergangener Tage zu verhelfen, hat der singapurische Geschäftsmann und der seinem Imperium angehörende Konzern Meriton Holdings ihn über die Jahre im Chaos versinken lassen. Die Nerven liegen blank - nicht nur bei den Fans.

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Ein kleiner Abstecher zur Metro-Haltestelle Beniferri in Valencia genügt, um herauszufinden, wie es um den FC Valencia bestellt ist. Dort, im Nordwesten der drittgrößten Stadt Spaniens, steht das "Nou Mestalla", das neue Mestalla. Besonders neu sieht es aber nicht aus. Es ist vielmehr ein großer, liebloser Betonklotz, umgeben von Unkraut und rostigen Baumaschinen.

Dem Verein fehlen auch 13 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten die finanziellen Mittel zur Fertigstellung seiner neuen Spielstätte.

Das Projekt war wegen der spanischen Immobilienkrise im Grunde von Anfang an zum Scheitern verurteilt, dazu kam die allgemeine Misswirtschaft von Ex-Präsident Manuel Llorente beim FC Valencia. Peter Lim, Llorentes Erbe, sorgte bei den Anhängern von "Los Che" jedoch für Aufbruchstimmung, als er im Frühjahr 2014 für 94 Millionen Euro 70,04 Prozent der Anteile des Vereins kaufte und ihn so vor dem Bankrott bewahrte.

2007 begannen die Bauarbeiten, 2010 sollte es fertig sein - heute sieht das "Nou Mestalla" noch immer so aus.
© FC Valencia
2007 begannen die Bauarbeiten, 2010 sollte es fertig sein - heute sieht das "Nou Mestalla" noch immer so aus.

FC Valencia: Kein neues Stadion, höhere Schulden

Der Geschäftsmann aus Singapur kündigte großspurig an, den Schuldenberg von damals knapp 365 Millionen Euro zu tilgen und den Bau des Stadions schnellstmöglich abzuschließen. Viele glaubten ihm. Viele wurden enttäuscht.

Mittlerweile droht dem Steinklotz sogar der Abriss. Für Nostalgiker unter den Fans wär es zwar wohl kein allzu großes Problem, würde ihre Mannschaft auch in Zukunft im alten Mestalla spielen.

Valencias Schuldenberg ist in der Ära Lim aber um weitere 150 Millionen Euro angewachsen, wie mehrere spanische Medien übereinstimmend berichten. Und so verwundert es nicht, dass sich die Mitglieder der bekannten Fan-Gruppierung "Curva Nord" in großer Regelmäßigkeit verabreden, um gegen Lim zu protestieren.

Zuletzt trafen sie sich vor dem alten Mestalla und zündeten Kerzen an. "Unser Klub ist tot", so ihre Botschaft. Auf nahezu allen Spruchbändern zu lesen: "LIM GO HOME!"

Bei den Protesten gegen Investor Peter Lim werden die Fans des FC Valencia immer kreativer.
© imago images / Agencia EFE
Bei den Protesten gegen Investor Peter Lim werden die Fans des FC Valencia immer kreativer.

FC Valencia: Der Zorn entlädt sich an Lims Marionette Murthy

Dabei ist Lim eigentlich schon zu Hause. Er kommt ein- bis zweimal im Jahr in repräsentativer Funktion nach Valencia. Den Rest des Jahres verbringt er lieber im 11.300 Kilometer entfernten Singapur, seiner Heimat.

Zum einen kann er sich dort den für ihn wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen, nämlich seinen Geschäften, zu denen etwa der Vertrieb von Palmöl gehört. Zum anderen braucht er dort keinen persönlichen Bodyguard, wenn er auf die Straße geht. In Valencia gibt es nicht wenige Leute, die den 67-Jährigen gerne ihren Zorn spüren lassen würden.

Dieser Zorn entlädt sich gerade an Anil Murthy, einem anderen singapurischen Geschäftsmann, der im Organigramm des FC Valencia seit 2017 als Präsident aufgeführt wird. Tatsächlich ist Murthy aber nur eine Marionette von Lim, dem die bedauernswerte Aufgabe obliegt, den Anweisungen aus der Ferne Folge zu leisten. Anweisungen, die inzwischen nicht mehr nur die Fans irritieren, weil sie auch unmittelbare sportliche Konsequenzen haben.

Hat in Abwesenheit von Peter Lim den Auftrag, vor Ort die Stellung zu halten: Anil Murthy.
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Hat in Abwesenheit von Peter Lim den Auftrag, vor Ort die Stellung zu halten: Anil Murthy.

FC Valencia: Spieler macht Ärger auf Instagram Luft

"Erst ein ambitioniertes Projekt zerstört, dann meinen Trainer und jetzt auch mich hintergangen. Vielen Dank, Anil Murthy", tat Geoffrey Kondogbia letztens auf Instagram kund. Näher wollte der zentralafrikanisch-französische Mittelfeldspieler nicht auf seine Aussagen eingehen, es lag aber auf der Hand, worum es ging.

In Valencia kursierte zuletzt das Gerücht, Kondogbia solle wie so viele andere Spieler vor ihm verkauft werden, um Geld in die klammen Klubkassen zu spülen. Daraus wurde trotz eines Angebotes von Atletico Madrid am "Deadline Day" aber nichts. Ein Schlag ins Gesicht für einen ehrgeizigen Fußballer wie Kondogbia. Denn wer sich als ehrgeiziger Fußballer definiert, ist seit dieser Saison in Valencia falsch aufgehoben.

Die Mannschaft ist nach einer für Lim-Verhältnisse mittlerweile typischen Chaos-Saison mit drei Trainern nicht im internationalen Geschäft vertreten. Überhaupt hat sie wenig mit der Mannschaft zu tun, die im Mai 2019 die Copa del Rey gewann und kurzzeitig den Anschein erweckte, wieder zu dem Valencia werden zu können, das zu Beginn des Jahrtausends den beiden Großen, Real Madrid und dem FC Barcelona, die spanische Meisterschaft streitig gemacht hatte.

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