Sergio de Windt bei Juventus: Vom Training mit del Piero und Inzaghi zum Callcenter-Agent

Von Chris Lugert
Sergio de Windt wurde nach dem Karriereende Callcenter-Agent.

Sergio de Windt kam in jungen Jahren zu Juventus Turin, setzte sich aber nie durch - und arbeitete schon bald in einem Callcenter.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mit den Niederländern war das immer so eine Sache bei Juventus. Ja, es gab Edgar Davids, der sich seinen Platz in der Geschichte der Bianconeri sicherte und maßgeblichen Anteil an den Erfolgen der späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre hatte. Aber es gab auch diverse Flops. Eljero Elia zum Beispiel. Oder auch Edwin van der Sar, der zwischen seiner Zeit bei Ajax und jener in der Premier League zwei eher durchwachsene und vor allem titellose Jahre in Turin verbrachte. Kein Flop, aber auch nicht der erhoffte Heilsbringer, war jüngst Matthijs de Ligt.

Die Geschichte von Sergio de Windt jedoch ist eine ganz eigene. Nie gehört den Namen? Das ist keine Schande. Im Sommer 2000 kam der damals 17-Jährige auf persönliche Empfehlung von Davids aus der Nachwuchsschmiede von Ajax nach Turin, nachdem van der Sar ein Jahr zuvor den gleichen Schritt gegangen war - wenn auch deutlich älter.

Bei Ajax hielten sie große Stücke auf de Windt und sagten ihm eine große Zukunft im eigenen Klub voraus, dennoch entschied sich der Außenverteidiger, der zu diesem Zeitpunkt noch ohne Einsatz für die Ajax-Profis war, zum Wechsel in den Süden.

Der Start im Juve-Trikot verlief dann auch ganz passabel, bedenkt man die Umstände. Seine Familie konnte nicht mit ihm kommen, Fürsprecher Davids hatte eigene Probleme, und so musste sich der Teenager weitestgehend allein zurechtfinden. Im Trainingslager äußerte sich der damalige Trainer Carlo Ancelotti lobend über de Windt, am 3. August kam er schließlich in einem Testspiel zum Einsatz - es sollte sein einziges Spiel für die Profis überhaupt bleiben.

Sergio de Windt wurde nach dem Karriereende Callcenter-Agent.
Sergio de Windt wurde nach dem Karriereende Callcenter-Agent.

Sergio de Windt: Callcenter-Agent nach dem Karriereende

Nun wäre es für einen dann 18-Jährigen sicherlich nicht weiter tragisch, wenn er noch nicht zum Stammpersonal eines so großen Klubs wie Juventus gehört. Allerdings meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm. Während seiner ersten Saison zog er sich eine schwere Knieverletzung zu und fiel lange aus, in der Zwischenzeit wurde Ancelotti bei den Profis nach einem zweiten Jahr ohne Meistertitel entlassen. Marcello Lippi übernahm.

Mit Lippi hatte de Windt zuvor natürlich keinerlei Berührungspunkte gehabt, als er von seiner Verletzung zurückkehrte. Und der Startrainer hatte auch gar nicht die Zeit, um sich jeden einzelnen jungen Spieler anzuschauen, denn nach zwei schwierigen Ancelotti-Jahren war der Auftrag klar: Titel gewinnen. Für einen Spieler wie de Windt, der gerade von einer schweren Verletzung zurückkehrte, war da kein Platz. Zudem sorgte er abseits des Rasens mit einem eher exzessiven Lebensstil für Verärgerung bei den Klub-Verantwortlichen.

Bereits nach der Hälfte seiner zweiten Saison endete das Kapitel Juventus für de Windt. Er kehrte in seine niederländische Heimat zurück, kam aber nirgendwo mehr auf die Beine. Schließlich zog er mit Anfang 20 bereits einen Schlussstrich unter seine Profi-Ambitionen und arbeitete fortan in einem Callcenter. Dem Fußball blieb er als Hobbyspieler im Amateurbereich treu. Wie genau sein Leben heute aussieht, weiß kaum jemand.

Artikel und Videos zum Thema