Juventus Turin in der Krise: Mit Cristiano Ronaldo ging das Glücksgefühl

SID
Noch kein Sieg, der schlechteste Start seit 60 Jahren und der Trainer unter Beschuss: Zu Beginn der Post-Ronaldo-Ära brennt es bei Juventus Turin gleich lichterloh.
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Noch kein Sieg, der schlechteste Start seit 60 Jahren und der Trainer unter Beschuss: Zu Beginn der Post-Ronaldo-Ära brennt es bei Juventus Turin gleich lichterloh.

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Ein Abstiegsplatz, der schlimmste Saisonstart seit 60 Jahren und der Trainer schon unter Druck: Ohne Cristiano Ronaldo taumelt Italiens Rekordmeister Juventus Turin sieglos durch die Serie A. Und in Zeiten der Krise trauern die Gazetten natürlich dem verflossenen Superstar hinterher, der bei Manchester United trifft, wie es ihm gefällt.

"Die Waisenkinder Ronaldos kämpfen um ihre Identität", schrieb die Gazzetta dello Sport: "Ronaldo ist mit seiner Ladung von Toren gegangen, die schwer zu kompensieren ist." In der Tat liest sich die Bilanz verheerend: Kein Erfolg aus vier Ligaspielen, zwei Punkte und Tabellenrang 18. Vergleichbar schlecht startete Juve zuletzt in der Saison 1961/1962.

Am Mittwoch (18.30 Uhr) bei Spezia Calcio sollte besser gewonnen werden. Denn Trainer Massimiliano Allegri, nach einjährigem Intermezzo von Andrea Pirlo im Sommer zurückgekehrt, steht bereits unter Druck. "Allegri, der ein Retter in der Not hätte sein sollen, hat Juve bisher weder eine Seele, noch eine Identität verliehen", urteilte der Corriere della Sera.

Warum aber läuft es seit dem Comeback Allegris, der von 2015 bis 2019 fünf Scudetti in Serie geholt hatte, noch nicht rund? Er war schließlich gekommen, um zu korrigieren, was unter Pirlo misslungen war. Nach neun Meisterschaften nacheinander war der frühere Weltklasse-Regisseur in der abgelaufenen Spielzeit nur Vierter geworden. Doch das Drama setzt sich einfach weiter fort.

Durch Ronaldo gingen Juve 29 Tore verloren

Ronaldo ist da sicher ein Faktor. Schließlich gingen Juve durch dessen Wechsel nach England, wo er in zwei Liga-Partien schon dreimal jubelte, 29 Tore aus der Vorsaison verloren.

Aber es sind nicht nur die Treffer. Die Mannschaft war auf Ronaldo ausgerichtet, er war der Finisher mit Erstzugriffsrecht auf jeden Ball.

Allegri wird folglich Zeit brauchen, um das Team neu zu strukturieren. 1982er-Weltmeister Marco Tardelli brachte es auf den Punkt. "Juve ist eine Mannschaft ohne Solidität und ohne Stars, doch mit der Zeit wird sie ihren Weg finden." Denn Alvaro Morata (zwei Tore) und Paulo Dybala (ein Tor, zwei Vorlagen) haben bereits bewiesen, dass sie die Offensive tragen können.

Juve-Trainer Allegri mit Wutausbruch vor Spielern?

An der Qualität im Sturm liegt es also nicht. Vielmehr bringt sich Juve durch hanebüchene Schnitzer, zu oft in Person von Torwart Wojciech Szczesny, selbst um den Lohn der Arbeit. Meist fängt Turin Spiele stark an und bricht dann zusammen, in keinem der vier Ligapartien erzielte das Allegri-Team ein Tor in der zweiten Halbzeit. Beispielhaft dafür steht das jüngste 1:1-Remis vom vergangenen Sonntag gegen AC Mailand.

Fast hätte Juve auch dort verloren, obwohl die Turiner das Spiel größtenteils bestimmt hatten. Die Gazetten berichteten von einem Wutausbruch Allegris vor seinen Spielern.

"Und ihr wollt Juve-Spieler sein!", soll der Coach geschimpft haben. Vor der Presse gestand Allegri lieber eigene Fehler ein, er hätte "mehr Verteidiger" einsetzen sollen. Denn mit solchen Leistungen, so der Allegri weiter, "werden wir keine Meisterschaft gewinnen".

Juventus Turin in der Tabelle auf Abstiegsplatz

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.SSC Neapel410:2812
2.Inter Mailand415:41110
3.AC Mailand48:2610
4.FC Bologna56:8-210
5.AS Rom411:569
6.AC Florenz47:619
7.Lazio Rom411:657
8.Atalanta Bergamo44:317
9.Udinese Calcio46:607
10.FC Turin47:436
11.Sampdoria Genua45:325
12.Sassuolo Calcio44:5-14
13.Spezia Calcio45:10-54
14.Hellas Verona FC46:9-33
15.FC Empoli43:8-53
15.SSC Venezia43:8-53
17.FC Genua55:11-63
18.Juventus Turin44:6-22
19.Cagliari Calcio47:11-42
20.US Salernitana42:12-100