Ilkay Gündogan: "Klopp schrie: 'Mach', was du willst, verdammt nochmal!'"

Von SPOX
Ilkay Gündogan
© getty

Ilkay Gündogan von Manchester City hat in einem Beitrag für The Players' Tribune auf die Schattenseiten seiner Karriere geblickt. Neben Rassismus sprach der Nationalspier über das Gefühl der Einsamkeit und erzählte eine verrückte Anekdote über Jürgen Klopp.

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Für den 30-Jährigen sei es nicht immer von Vorteil, dass das Profi-Leben "zu 99 Prozent durchgeplant" sei. "Jeden Tag bekommst du eine Nachricht aufs Handy, in der steht, wo du wann sein sollst und was du tun musst. Du kannst nicht einfach aufstehen und entscheiden, einen Kaffee trinken zu gehen. Jeder kleine Fehler kann dich in große Schwierigkeiten bringen."

In Erinnerung sei Gündogan dies aufgrund eines Erlebnisses mit Jürgen Klopp, bei dem er seinen Trainer "wirklich wütend" gemacht habe. Unter Klopp herrschte beim BVB die Regel, dass vor dem Training bei jedem noch so kleinen körperlichen Problem der Mannschaftsarzt informiert werden müsse. Einmal habe Gündogan leichte Oberschenkelprobleme gehabt aber gedacht: "Es wird schon passen."

Als Klopp davon Wind bekam, erklärte dieser sauer: "Warum hast du uns nicht informiert? Du kennst die Regel." Gündogans Versuche, sich aus der Sache herauszureden, schlugen fehl: "Er schrie: 'Mach', was du willst, verdammt noch mal!' Und schlug die Tür hinter sich zu."

Bereits eine halbe Stunde später auf dem Trainingsplatz hatte sich der heutige Liverpool-Coach beruhigt: "Ich habe eine Standpauke erwartet, aber er hat den Arm um mich gelegt und gesagt: 'Mein Freund, weißt du, warum ich so sauer war? Du bist mir wichtig, und ich will nicht, dass du dich verletzt.' Ich war geschockt."

Gündogan: "Das ist türkisch. Meinst du, der kann sich das leisten?'"

Nach seinem Wechsel von Nürnberg nach Dortmund im Jahr 2011 habe er auf der Suche nach einer Wohnung schlechte Erfahrungen aufgrund seiner ausländischen Wurzeln gemacht: "Ich habe gehört, wie die Leute über mich reden. Sie haben gesagt: 'Hast du seinen Namen gesehen? Gündogan. Das ist türkisch. Meinst du, der kann sich das leisten?'" Nachdem er erklärt hatte, dass er Profifußballer sei, habe sich die Haltung der Leute plötzlich geändert: "Und diese Menschen waren selbst Einwanderer!! Es war einfach sehr traurig."

Zudem leide Gündogan seit langer Zeit an Einsamkeit: "Ich habe das Gefühl, dass viele Leute denken, wir Fußballer leben diese perfekten Leben, als wären wir in einer Blase des Glücks, die nie gestört wird", aber: "Ich habe meine Eltern und meinen Bruder mehr als acht Monate nicht gesehen. Und den Rest meiner Familie mehr als ein Jahr. Meine besten Freunde sind auch weit weg."

Dies begleite Gündogan nicht erst seit der Corona-Pandemie, sondern bereits über seine gesamte Karriere hinweg: "So war es immer, seit ich mit 18 von zu Hause weggegangen bin. Ich glaube, dass dieses Gefühl als Fußballer unvermeidbar ist." Dennoch wolle er sich nicht beklagen: "Wir sind reich und berühmt, und wir dürfen tun, was wir lieben. Ich würde mir nie etwas anderes wünschen."