Christian Pulisics schwierige Situation beim FC Chelsea unter Thomas Tuchel: Weil er ihn zu gut kennt

Christian Pulisic stand nur bei zwei von zwölf Pflichtspielen unter Trainer Thomas Tuchel in der Startelf.
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Christian Pulisic ist bisher der wohl größte Verlierer des Trainerwechsels beim FC Chelsea. Thomas Tuchel setzt den 22-jährigen US-Amerikaner kaum ein, gleichzeitig gibt es Gerüchte über einen vorzeitigen Abschied. Am Mittwoch (21 Uhr im LIVETICKER) trifft Pulisic mit Chelsea im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League auf Atletico Madrid (Hinspiel 1:0).

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Als Thomas Tuchel Ende Januar das Traineramt beim FC Chelsea übernahm, kannte er zwei seiner neuen Spieler bereits von früher: Mit Innenverteidiger Thiago Silva hatte er erst im vergangenen Sommer das Champions-League-Finale gegen den FC Bayern München verloren, Christian Pulisic hatte er ziemlich genau fünf Jahre vorher bei Borussia Dortmund zum Profidebüt verholfen und anschließend eineinhalb Jahre lang trainiert.

Was zunächst wie ein Vorteil für den mittlerweile 22-jährigen US-Amerikaner erschien, wurde jedoch zum Nachteil. "Das Problem von Christian ist vielleicht, dass ich aus Dortmund weiß, wie stark er von der Bank aus ist", sagte Tuchel, der Pulisic in Dortmund bei über der Hälfte seiner Einsätze nur einwechselte. "Ich weiß, welchen Einfluss er in den letzten 20, 30 Minuten eines Spiels haben kann."

Tatsächlich verbannte Tuchel Pulisic als eine seiner ersten Amtshandlungen bei Chelsea aus der Startelf. Spielte der Außenstürmer die letzten fünf Premier-League-Spiele unter Frank Lampard noch alle durch, kam Pulisic in den ersten neun unter seinem Nachfolger entweder gar nicht oder von der Bank - ohne dabei aber allzu große Einflüsse auf die Spiele zu haben.

Erst am Samstag bei einem 0:0 gegen Leeds United feierte Pulisic sein Startelfdebüt in der Premier League unter Tuchel, zuvor hatte er lediglich beim 1:0-Sieg im League Cup gegen den FC Barnsley begonnen. Pulisic spielte in einer Mischung aus 4-2-3-1 und 3-4-3 auf der rechten Außenbahn und zeigte eine durchschnittliche Leistung. Dass er mitspielte, merkte man bis zur Auswechslung Mitte der zweiten Halbzeit vor allem an Tuchels permanenten verbalen Einweisungen vom Spielfeldrand.

Nachhaltig empfehlen konnte er sich nicht und so verstärkte sich der Eindruck der vergangenen Wochen: Pulisic ist bisher der wohl größte Verlierer des Trainerwechsels.

FC Chelsea unter Tuchel: Hinten top, vorne auf der Suche

Besonders erstaunlich macht seine geringe Einsatzzeit der Umstand, dass Tuchel längst noch keine eingespielte Stammelf gefunden hat, sondern sowohl personell als auch taktisch munter rotiert. Bei den zehn Premier-League-Spielen seit seiner Amtsübernahme vollzog er insgesamt 39 Startelfänderungen und damit mehr als jeder andere Trainer der Liga in diesem Zeitraum.

Gerade im Offensivbereich verfügt Tuchel über eine große Auswahl: Mit Kai Havertz, Mason Mount, Callum Hudson-Odoi, Hakim Ziyech, Timo Werner, Tammy Abraham, Olivier Giroud und eben Pulisic stehen ihm für drei oder vier Positionen acht hochkarätige Spieler zur Verfügung. Im 3-4-3-System lief auf der rechten Außenbahn gelegentlich auch Rechtsverteidiger Reece James auf, der Pulisic gegen Leeds ersetzte.

Während sich die Defensive seit Tuchels Amtsübernahme stabilisierte (lediglich zwei Gegentore in zwölf ungeschlagenen Pflichtspielen) und die Mannschaft generell viel dominanter auftritt, gibt es im Offensivspiel trotz der hochkarätigen Optionen noch Steigerungspotenzial (erst 13 Tore). Timo Werner zeigt sich zwar verbessert, aber weiterhin glücklos im Abschluss. Kai Havertz fehlte zwischenzeitlich verletzt, stand zuletzt zweimal hintereinander in der Startelf und zeigte dabei immerhin gute Ansätze.

Christian Pulisic stand nur bei zwei von zwölf Pflichtspielen unter Trainer Thomas Tuchel in der Startelf.
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Christian Pulisic stand nur bei zwei von zwölf Pflichtspielen unter Trainer Thomas Tuchel in der Startelf.

Christian Pulisics erste Saison beim FC Chelsea

Genau wie die beiden Neuzugänge des vergangenen Sommers, brauchte auch Pulisic nach seinem Wechsel für 64 Millionen Euro von Dortmund zu Chelsea im Jahr zuvor eine längere Anpassungszeit. Zunächst wurde er im Mannschaftsbus nicht erkannt, dann zeigte er auf dem Platz durchwachsene Leistungen. "Natürlich spielen die Nerven eine Rolle", erzählte er später. "Es ist wie, wenn man in eine neue Schule kommt."

Im Herbst 2019 flackerten seine Fähigkeiten kurz auf, aber so richtig schlug er erst nach einer überstandenen Adduktorenverletzung im Anschluss an die Corona-Zwangspause ein. Die spielfreie Zeit war für ihn wie eine Vorbereitung, die er wegen seiner Gold-Cup-Teilnahme mit den USA im Vorsommer nicht hatte. "Ich habe mir etwas mehr Zeit gegeben, um mich auszuruhen und sicherzustellen, dass ich zu 100 Prozent fit bin", sagte er.

Es sollte sich lohnen: Nach dem Restart markierte Pulisic im Schnitt beinahe einen Scorerpunkt pro Einsatz, ehe er sich nach seinem Führungstor beim 1:2 verlorenen FA-Cup-Finale gegen den FC Arsenal am Oberschenkel verletzte.

Christian Pulisic: Angebliches Interesse vom FC Bayern

Wie in der Vorsaison hatte Pulisic also keine ordentliche Sommervorbereitung, was ihm wie damals nachhängt. Er verpasste den Saisonstart und wurde anschließend immer wieder von kleineren Blessuren zurückgeworfen. Im Dribbling wirkt er nicht so spritzig, in seinen Läufen nicht so zielstrebig und in den entscheidenden Situationen nicht so präzise wie Ende der vergangenen Saison.

Just als er sich unter Lampard seinen Platz in der Startelf zurückerobert hatte, kam Tuchel und nahm ihn ihm wieder weg. "Es liegt nicht am fehlenden Vertrauen oder der fehlenden Qualität. Er muss einfach geduldig sein", sagte Tuchel und betonte: "Er ist Teil meiner Pläne. Er ist ein wichtiger Spieler und hat das Potenzial, ein wichtiger Startelf- oder Einwechselspieler für uns zu sein."

Trotz laufenden Vertrags bis 2024 kamen zuletzt aber Gerüchte über einen möglichen Abschied Pulisics im kommenden Sommer auf. Manchester United, der FC Liverpool und der FC Bayern wurden von der Daily Mail mit ihm in Verbindung gebracht - während sich Chelsea um Bayerns Kingsley Coman bemühen soll, der auf den gleichen Positionen wie Pulisic einsetzbar ist.

Christian Pulisic: Die Leistungsdaten in dieser Saison

WettbewerbSpieleMinutenToreAssists
Premier League19107511
FA Cup3172--
Champions League41791-
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