Die niederländische Eredivisie im Fokus: Womöglich die interessanteste und zweitbeste Liga Europas

Mario Götze passt laut Frank Wormuth "perfekt in den niederländischen Fußball".
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Ajax Amsterdam begeisterte in der Champions-League-Gruppenphase, liegt in der Meisterschaft trotz eines Torverhältnisses von 56:4 aber lediglich auf Platz zwei. Nicht nur deshalb ist die niederländische Eredivisie derzeit womöglich die interessanteste und zweitbeste Liga Europas.

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Im niederländischen Fußball gibt es aktuell einige ziemlich interessante Entwicklungen, aber zunächst zu den Fakten: In der Hinrunde sammelten die fünf Vertreter der Eredivisie in den europäischen Wettbewerbe 14.400 Punkte für die UEFA-Fünfjahreswertung. Damit liegen die Niederlande in diesem Zeitraum nur ganz knapp hinter Spitzenreiter Frankreich auf Platz zwei. Deutschland ist mit 11.785 Punkten Fünfter.

Durch den diesjährigen Erfolgslauf könnten sich die in der UEFA-Fünfjahreswertung aktuell siebtplatzierten Niederlande demnächst einen zweiten Champions-League-Fixplatz erarbeiten. Die Chancen auf viele weitere Punkte stehen jedenfalls gut, haben sich doch alle fünf Vertreter für die K.o.-Runde qualifiziert: PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam, Vitesse Arnheim und AZ Alkmaar in der Conference League, Ajax Amsterdam nach einer perfekten Gruppenphase samt zwei Siegen gegen Borussia Dortmund in der Champions League.

Das ist insofern beachtlich, weil Ajax nach dem Vorstoß bis ins Champions-League-Halbfinale vor zweieinhalb Jahren große Teile seiner damaligen Erfolgsmannschaft verkaufte: Matthijs de Ligt zu Juventus, Frenkie de Jong zum FC Barcelona, Donny van de Beek zu Manchester United, Hakim Ziyech zum FC Chelsea.

Seitdem bewies der Klub einmal mehr, dass eine gute Nachwuchsarbeit und kluge Entscheidungen auf dem Transfermarkt permanente Abgänge der besten Spieler und finanzielle Wettbewerbsnachteile ausgleichen können. Der Neuaufbau erfolgte in einem beachtlichen Tempo.

"Ajax hat schon immer Top-Spieler verkauft. Daran sind wir gewöhnt. Es werden neue junge Spieler durchstarten", prophezeite Dusan Tadic schon nach der Flut an Abgängen im Stile eines Außenministers. Recht hatte er! Kapitän Tadic und sein Vize Daley Blind sind die Ajax-Konstanten, an deren Seite derzeit neue Hoffnungsträger heranwachsen.

Zu nennen sind diesbezüglich vor allem die beiden Eigengewächse Jurrien Timber (20, Innenverteidigung) und Ryan Gravenberch (19, Mittelfeld) sowie Antony (21, Rechtsaußen). Damals noch völlig unbekannt, wechselte der Brasilianer 2020 für rund 16 Millionen Euro vom FC Sao Paulo nach Amsterdam. Eineinhalb Jahre später ist er ein Vielfaches wert und europaweit umworben.

Nach den 18 Hinrundenspielen weist Ajax in der Eredivisie ein Torverhältnis von 56:4 auf, achtmal gewann die Mannschaft gar mit mindestens fünf Toren Differenz.
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Nach den 18 Hinrundenspielen weist Ajax in der Eredivisie ein Torverhältnis von 56:4 auf, achtmal gewann die Mannschaft gar mit mindestens fünf Toren Differenz.

Ajax Amsterdam spielt so cool wie es aussieht

"Das Verhältnis zwischen jugendlichem Ehrgeiz und Erfahrung passt bei Ajax sehr gut", sagt Frank Wormuth im Gespräch mit SPOX und GOAL. Der 61-jährige Deutsche trainiert den Eredivisie-Mittelständler Heracles Almelo, seit Jahren verfolgt er die Entwicklungen bei Ajax aus nächster Nähe.

Auszahlen würde sich dort vor allem "die Kontinuität auf dem Trainerposten". Erik ten Hag ist bereits seit 2017 bei Ajax tätig, seit seinem Amtsantritt schmetterte er etliche Avancen europäischer Topklubs ab. "Seine Handschrift ist deutlich zu erkennen", findet Wormuth. Und diese Handschrift verkündet: Ballbesitzfußball mit Hang zum Spektakel. "Wenn die mal in Fahrt kommen, kann sie keiner halten."

Die junge Ajax-Mannschaft spielt so cool, wie sie aussieht: Das dritte Trikot lehnt sich an die Rastafari-Farben rot, gelb und grün an, eine Hommage an die inoffizielle Klubhymne Three Little Birds des Reggae-Musikers Bob Marley. Was Ajax' Talente am internationalen Spieler-Transfermarkt sind, sind die Trikots unter Fußballfans: Verkaufsschlager.

Und die Träger der Rastafari-Trikots sind Botschafter des Spektakels: Nach den 18 Hinrundenspielen weist Ajax in der Eredivisie ein irres Torverhältnis von 56:4 auf. Plus 52! Da kommt kein Klub in Europas Top-5-Ligen auch nur im Ansatz heran, nicht mal der FC Bayern München mit plus 40. Achtmal gewann Ajax mit mindestens fünf Toren Differenz. Maßgeblichen Anteil daran hat Sebastien Haller, der einst für Eintracht Frankfurt auf Torejagd ging und aktuell mit zwölf Toren bei 17 Einsätzen die Torschützenliste der Eredivisie anführt.

Ärgerlich ist aus Ajax-Sicht bloß, dass die lediglich vier Gegentore allesamt zu Punktverlusten führten. In der Tabelle liegt die Mannschaft deshalb kurioserweise nur auf Platz zwei hinter der PSV Eindhoven mit ihrem um 30 Treffer schlechteren Torverhältnis. PSV verlor die Topspiele gegen Ajax und das drittplatzierte Feyenoord zwar deutlich mit 0:5 und 0:4, teilte sich seine eigenen Treffer dafür aber optimal ein.

Eredivisie: Die Tabelle

PlatzKlubSpieleSUNToreDifferenzPunkte
1PSV Eindhoven18141346:242243
2Ajax Amsterdam (M, P)18133256:45242
3Feyenoord Rotterdam18123342:172539
4Vitesse Arnhem18103525:25033
5AZ Alkmaar18102635:231232
6Twente Enschede1895428:22632
7FC Utrecht1885533:231029
8Cambuur Leeuwarden (N)1891832:39-728
9NEC Nijmegen (N)1874724:26-225
10SC Heerenveen1874720:25-525
11Go Ahead Eagles Deventer (N)1863919:29-1021
12FC Groningen1847720:27-719
13Heracles Almelo18531021:26-518
14Willem II Tilburg18531018:36-1818
15RKC Waalwijk1837819:30-1116
16Sparta Rotterdam1827915:27-1213
17Fortuna Sittard18341119:46-2713
18PEC Zwolle1813149:32-236
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