Ottmar Hitzfeld über das Karriereende von Bastian Schweinsteiger: "Er hat mich an Fritz Walter erinnert"

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Am Dienstag hat Bastian Schweinsteiger seine Karriere beendet. Bei SPOX und Goal spricht Ottmar Hitzfeld darüber, wie er Schweini zum Profi-Debüt verhalf, welchen Anteil sein einstiger Schützling am WM-Sieg hatte und wo er ihn unter den Großen des deutschen Fußballs einordnet.

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Vor fast genau 17 Jahren begann an einem Novembertag im nordfranzösischen Lens eine Weltkarriere: Ottmar Hitzfeld wechselte den damals 18 Jahre alten Bastian Schweinsteiger im Champions-League-Spiel des FC Bayern ein.

"Das war der Zeitpunkt, wo ich gedacht habe, dass ich den Jungen mal reinwerfen kann", erinnert sich der ehemalige FCB-Trainer, der den Mittelfeldspieler nach der Meisterschaft mit den Münchner A-Junioren zur ersten Mannschaft geholt hatte, im Gespräch mit SPOX und Goal: "Man hat schon bei den Trainingsspielen gesehen, welch hohes Niveau und welches Riesentalent er hatte. Trotzdem ist es ein weiter Weg. Ich habe als Trainer viele Talente erlebt, die dann auf der Strecke geblieben sind."

Schweinsteiger hingegen machte seinen Weg bei Bayern, der ihn zu acht deutschen Meisterschaften, sieben Pokalsiegen und dem Champions-League-Triumph 2013 führte. Und mit der Nationalmannschaft holte er 2014 in Brasilien den WM-Titel, wobei vor allem die herausragende Vorstellung des am Ende blutüberströmten Anführers im Finale gegen Argentinien in der Erinnerung bleibt.

Hitzfeld über Schweini: "Er erinnerte mich an Fritz Walter"

"Sein Anteil am Gewinn der Weltmeisterschaft war unglaublich hoch", sagt Hitzfeld, seinerzeit Schweizer Nationalcoach. "Man kann seine Leistung gar nicht hoch genug einschätzen. Wie er sich für die Mannschaft aufgeopfert hat, das hat mich an Fritz Walter bei der WM 1954 erinnert. Mit dieser deutschen Mentalität, mit diesem Kampfgeist gepaart mit seinem technischen Vermögen, hat er sich durchgebissen. Er ist als absolutes Vorbild voranmarschiert und hat seinen unglaublichen Willen auf die Mannschaft übertragen."

Zwei Jahre später nach der EM 2016 beendete Schweinsteiger nach 121 Länderspielen seine DFB-Karriere und hört nach drei Jahren bei Chicago Fire in der MLS endgültig auf.

"Sicherlich hätte er noch ein wenig weiterspielen können. Aber es ist immer besser, zu früh als zu spät aufzuhören", meint Hitzfeld.

Schweini "hat den deutschen Fußball als Symbolfigur geprägt"

Für den erfolgreichsten Bundesligatrainer aller Zeiten, der bei Bayern zusammen mit Schweinsteiger vier Titel gewann, hat sein einstiger Schützling schon jetzt einen Platz unter den ganz Großen sicher. "Bastian war einer der besten deutschen Fußballer aller Zeiten. Er hat den deutschen Fußball mit seiner unglaublichen Spielintelligenz über ein Jahrzehnt als Symbolfigur geprägt", sagt Hitzfeld.

Der 70-Jährige ist sich sicher, dass Schweinsteiger dem Fußball erhalten bleiben wird und empfiehlt seinem Ex-Klub FC Bayern, den gebürtigen Rosenheimer möglichst bald in die Vereinsarbeit einzubinden.

Für Hitzfeld selber gehört der ehemalige Schützling zu den besten Spielern, mit denen er in seiner langen Laufbahn zusammenarbeiten durfte: "Für mich als Trainer war es nicht schwierig, ihn zu formen, weil sein Riesentalent bereits vorhanden war. Bastian wurde schon als Fußballer geboren, da muss man nicht mehr viel machen, nur noch führen. Daher freut es mich, dass er diese Karriere hingelegt hat. Es war ein Privileg mit ihm zu arbeiten, denn so ein Spieler ist ein Geschenk für jeden Trainer."

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