EM

Portugal - Deutschland 2:4: Wie ausgewechselt! Gosens führt starkes DFB-Team zu erstem EM-Sieg

Robin Gosens glänzte in der Partie gegen Portugal als Torschütze und Vorbereiter.
© getty

Turnier-Modus an: Die deutsche Nationalmannschaft hat eine starke Reaktion auf die EM-Auftaktpleite gegen Frankreich gezeigt und ihr zweites Spiel in Gruppe F erfolgreich gestaltet. Im Duell mit Titelverteidiger Portugal behauptete sich die Mannschaft von Joachim Löw mit 4:2 (2:1). Mit Abstand bester Spieler war ein Außenverteidiger.

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"Wir haben uns heute vor allem mal auch offensiv belohnt, für das, was wir jedes Spiel reingehauen haben. Auch gegen Frankreich haben wir sehr viel gut gemacht. Vor allem in der Defensive. Heute haben wir auch in der Offensivarbeit nochmal einen draufgepackt. Wir haben alle an einem Strang gezogen und haben uns dieses Spiel heute auch verdient. Die Fans haben gefeiert. Es gab Gesänge im Stadion. Wir haben uns gegenseitig gepusht. Haben uns auch bei Defensivleistungen gepusht. Auch einfach nur eine Grätsche, bei der der Ball auf die Tribüne flog, wurde gefeiert. Das ist doch affengeil. Da freuen wir uns einfach drüber und das wollen wir genießen heute. Dann wollen wir es morgen vielleicht noch genießen und dann geht es Vollgas gegen Ungarn", sagte Robin Gosens, der ein Tor selbst erzielte, an zwei weiteren beteiligt war und Man of the Match wurde.

Löw nahm gegenüber dem 0:1 gegen Frankreich keine Veränderungen an System und Personal vor. Anders als im Auftaktspiel setzte die deutsche Mannschaft aber von Beginn an das um, was der Bundestrainer von ihr forderte: Sie traute sich mehr ins letzte Drittel und versuchte auch darin zu bleiben, anstatt das Tempo zu verschleppen.

"Der Auftrag war, in der Offensive ganz andere Kraft zu erzeugen. Genau das wurde sehr gut umgesetzt, dass die richtigen Räume bespielt wurden, dass wir vorne nicht das Tempo rausnehmen. Es war geplant den Portugiesen zu zeigen, dass wir nicht gewillt sind, das Spiel abzugeben", erläuterte Löw hinterher den Matchplan.

Raumaufteilung, Nachrücken, Gegenpressing - all das funktionierte gegen sehr passive Portugiesen weitaus besser, weshalb sich die Löw-Elf bereits in der Anfangsphase mehrere Großchancen erspielte. Allerdings vernachlässigten die hoch verteidigenden Deutschen in ihrer frühen Sturm-und-Drang-Phase die Konterabsicherung, was die Iberer nach einer von Ronaldo geklärten Kroos-Ecke eiskalt bestraften.

Portugal - Deutschland: Löws Matchplan geht auf

Das 1:0, das der prompt nach vorne gesprintete Ronaldo nach schönem Zusammenspiel zwischen Silva und Jota in Minute 15 besorgte, war der erste portugiesische Annäherungsversuch in Richtung des Tors von Neuer.

Es sollten bis zum Abpfiff nicht mehr viele folgen. Und da sich die Löw-Elf nur kurz schüttelte und danach weiter unbeirrt ihrem offensiv ausgerichteten Matchplan nachging, drehte sie den Spielstand durch zwei förmlich erzwungene Eigentore noch vor der Pause.

Löw hob vor allem die Leistung der beiden Außenverteidiger Robin Gosens und Joshua Kimmich heraus. "Es war unser Ansinnen, dass wir gerade über die Außenpositionen für mehr Gefahr sorgen müssen. Wir wussten um die defensiven Schwachstellen von Portugal. Beide haben bewusst höher gespielt als gegen Frankreich, deshalb sind wir häufig in den Rücken der Abwehr gekommen und waren insgesamt gefährlich. Beide haben es super gut gemacht - in der Torvorbereitung, Robin auch im Abschluss. Man weiß ja, dass er da Stärken hat."

Das 3:1 durch Havertz (51.) und das 4:1 durch Gosens (60.) sorgten für die Entscheidung. Daran änderte auch der Treffer von Jota (67.) zum 4:2 aus deutscher Sicht nichts mehr. Die Portugiese boten insgesamt zu wenig an, um einer starken DFB-Auswahl gefährlich zu werden - und schafften es zu keinem Zeitpunkt der Partie, die von dem DFB-Team fleißig beackerten Außenbahnen ausreichend abzusichern.

Löw wechselte in der Schlussphase auch noch einmal fleißig durch, wodurch Goretzka zu seinem Comeback nach mehrwöchiger Verletzungspause gab. Sane, den viele in der Startelf erwartet hatten, kam nur zu einem Kurzeinsatz.

Portugal - Deutschland: Die Aufstellungen

Portugal: Rui Patricio - Semedo, Pepe, Ruben Dias, Guerreiro - Carvalho (58. Rafa), Pereira - Bernardo Silva (46. Renato Sanches), Bruno Fernandes (64. Moutinho), Jota (83. Andre Silva) - Ronaldo.

Deutschland: Neuer - Ginter, Hummels (63. Emre Can), Rüdiger - Kimmich, Gündogan (73. Süle), Kroos, Gosens (62. Halstenberg) - Müller, Havertz (73. Goretzka) - Gnabry (88. Sane).

Portugal - Deutschland: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Ronaldo (15.), 1:1 Ruben Dias (EG., 35.), 1:2 Guerreiro (EG.), 1:3 Havertz (51.), 1:4 Gosens (60.), 2:4 Jota (67.)

  • Erst zum zweiten Mal bei einem großen Turnier kassierten die Portugiesen vier Tore in einem Spiel - der Gegner hieß beide Male Deutschland.
  • Ronaldo erzielte in seinen letzten 21 Länderspielen für Portugal 22 Tore.

Der Star des Spiels: Robin Gosens (Deutschland)

Mutig, bissig, laufstark, hochmotiviert. Sein herrliches 1:0 zählte nicht, dann bereitete Gosens den Ausgleich und auch das 3:1 traumhaft vor. Krönte eine perfekte Leistung mit dem 4:1 und wurde bei seiner Auswechslung mit Sprechchören verabschiedet. Das Spiel seines Lebens?

Der Flop des Spiels: Nelson Semedo (Portugal)

Auf der rechten portugiesischen Defensivseite völlig überfordert mit Gosens. Rückte einige Male zu weit ein und produzierte mit insgesamt zehn Ballverlusten die meisten auf Seiten der Santos-Elf.

Der Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)

Ein guter Leiter einer alles andere als leicht zu leitenden, weil kämpferischen Partie. Erkannte den frühen Treffer durch Gosens wegen einer Abseitsstellungen des in den Spielzug involvierten Gnabry zu Recht ab (5.), lag auch bei allen anderen wichtigen Entscheidung richtig.

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