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EM 2021 - Thesen zum Finale zwischen England und Italien: Das wäre mehr als töricht von Salihamidzic

Chiesa hat mit seinen Leistungen bei der EM Begehrlichkeiten geweckt.
© getty

Nicht Marcus Rashford, nicht Jadon Sancho, nicht Bukayo Saka: Englands bittere Niederlage gegen Italien ist vor allem die Niederlage des Gareth Southgate. Drei Thesen zum EM-Finale.

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Dieses Drama geht auf Southgates Kappe

Die englischen Träume vom ersten Titel seit 55 Jahren sind einmal mehr im Elfmeterschießen zerplatzt. Pech? Nur teilweise. Das Drama von Wembley ist in erster Linie Gareth Southgate zuzuschreiben, nicht der fehlenden Fortune der Three Lions.

Der Coach, der 1996 noch selbst als Spieler verschossen hatte, erwies seiner Mannschaft nämlich einen Bärendienst, indem er mit Marcus Rashford und Jadon Sancho zwei Schützen erst wenige Augenblicke vor dem Ablauf der Verlängerung einwechselte.

Die beiden Offensiv-Stars schritten also völlig kalt und obendrein auch noch ohne jegliches Selbstvertrauen zum Elfmeterpunkt, weil Southgate sie über das gesamte Turnier hinweg zumeist gekonnt ignoriert hatte. Dass dann auch noch Bukayo Saka, mit 19 Jahren der jüngste englische Spieler auf dem Platz, den entscheidenden Elfmeter schießen musste, war die Krönung dieser völlig verpokerten Schlussphase.

"Ich übernehme die Verantwortung dafür", sagte Southgate hinterher, er selbst habe die Schützen bestimmt. Umso unverständlicher, dass der 50-Jährige neben Harry Kane und Harry Maguire nicht noch zumindest einen weiteren Leitwolf aussuchte.

Warum nicht Jordan Henderson, 31, der als Kapitän des FC Liverpool seit vielen Jahren vertraut mit solchen Drucksituationen ist? Oder Leeds-Leader Kalvin Philipps, 25, auf den auf der Sechser-Position in jedem EM-Spiel Verlass war? "Ich habe auf Basis der Trainingsleistungen entschieden", rechtfertigte sich Southgate, gerade Rashford und Sancho seien im Training "die mit Abstand Besten" gewesen.

Ein Elfmeterschießen im Training, das dürfte nun auch Englands Trainer klar sein, ist aber nicht ansatzweise mit einem Elfmeterschießen im wichtigsten Länderspiel seit 1966 vor 60.000 Zuschauern zu vergleichen.

Der Move von Southgate war ein seltsamer, riskanter und damit eigentlich Southgate-untypischer, wenn man an die über weite Strecken biedere, weil zu sehr auf Kontrolle und Vorsicht basierende Spielweise denkt, mit der sich die Engländer bis ins Finale gemausert hatten. Jene Spielweise, die möglicherweise auch der Grund dafür war, warum es gegen die Italiener überhaupt ins Elfmeterschießen ging. Nach der frühen Führung durch Luke Shaw in der 2. Minute schalteten die Three Lions zu sehr in die Rolle des Verwalters anstatt nachzulegen - obwohl die Italiener in Halbzeit eins verwundbarer schienen als in jedem anderen Spiel dieser EM.