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EM 2020: Rummenigge als Strippenzieher? UEFA entscheidet über Münchens Schicksal

SID
Karl-Heinz Rummenigge könnte das Zünglein an der Waage für Münchens EM-2020-Chancen sein.
© getty

Wenn die UEFA am Freitag endgültig über Münchens EM-Schicksal entscheidet, richten sich die Blicke vor allem auf "Strippenzieher" Karl-Heinz Rummenigge. Auf dem Bayern-Boss und seinen diplomatischen Fähigkeiten ruhen vor dem Showdown längst die Hoffnungen des DFB. Schließlich mauserte sich Rummenigge in diesen dramatischen Tagen im Super-League-Streit zum wohl wichtigsten Vertrauensmann des UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin.

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Durch den Einzug ins Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) könnte der Vorstandschef von Bayern München genau zum richtigen Zeitpunkt entscheidend Einfluss nehmen. Ob sich die neue Freundschaft und der Kampf an Ceferins Seite gegen die verhasste Eliteliga einiger Spitzenklubs auszahlt, um trotz fehlender Zuschauergarantie das EURO-Aus der bayrischen Landeshauptstadt zu verhindern, wird sich bei der Sondersitzung des UEFA-Gremiums zeigen.

Denn der gute Wille allein reicht in der Zuschauerfrage für die EURO im Sommer (11. Juni bis 11. Juli) nicht mehr, die UEFA will auch für ihren größten Mitgliedsverband und den Spielort München bislang kein Auge zudrücken. Auch deshalb könnte Rummenigges Geschick gefragt sein, nachdem die UEFA die Gnadenfrist für München nach dem Chaos zu Beginn der Woche verlängert hatte.

Rummenigge, einer der wichtigsten Verbündeten im erbitterten Widerstand gegen die Super League, sei ein "fantastischer" Ehrenvorsitzender der Klubvereinigung ECA, schwärmte Ceferin. Zuvor war der Bayern-Boss als einer von zwei ECA-Vertretern als Nachfolger des abtrünnigen Andrea Agnelli in das Entscheidungsgremium gerückt. "Ihr seid die wahren Liebhaber des Fußballs. Die Fans eurer Klubs werden froh sein, euch zu haben", sagte der UEFA-Chef.

Michael van Praag, Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees, bezeichnete die Rummenigges Berufung anstelle von Agnelli gar als "Gottes Geschenk", weil der Bayern-Boss ein Mann sei, der das große Ganze im Blick habe: "Wenn Aleksander Ceferin amtsmüde ist, kann ich mir Rummenigge sehr gut als UEFA-Präsident vorstellen", sagte er dem kicker.

Doch völlig entspannt blickt der DFB dadurch keinesfalls auf das große Finale. Dass Ceferin, der immer wieder auf Fans in den Arenen pocht, knallhart mit den Wackelkandidaten umgeht, zeigt sich nun wohl am Beispiel Bilbao - die Basken sollen ungewollt verbannt worden sein. Die UEFA habe dies "einseitig" und gegen den Willen der Spanier entschieden, teilte die Regionalregierung mit. Nach SID-Informationen könnte Sevilla einspringen. Die UEFA äußerte sich zunächst nicht.

Auch die Iren blicken äußerst skeptisch auf den Tag der Entscheidung, schließlich wollte Dublin wie Bilbao und auch München die geforderte Zuschauergarantie nicht geben.

EM 2020: Noch einige Dinge zu klären

Ceferin erklärte bei der Verlegung der Entscheidung zwar, dass "noch einige Dinge zu klären" seien, eine plötzliche Kehrtwende der Verantwortlichen in den drei fraglichen Städten scheint aber unwahrscheinlich.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) glaubt trotzdem "noch immer an eine positive Entscheidung" für die bayerische Landeshauptstadt. Die deutschen EM-Macher mühen sich jedenfalls, die UEFA anderweitig zu überzeugen, demonstrieren bei jeder Gelegenheit ihren guten Willen für Spiele mit Fans - ohne Garantien.

Es sei "nicht mehr unvorstellbar, Zuschauer reinzulassen, die geimpft oder negativ getestet sind", sagte beispielsweise Bayerns Innenminister Joachim Herrmann jüngst. Auch DFB-Präsident Fritz Keller, der beim Kongress in Montreux noch einmal Einfluss genommen haben dürfte, betonte, "so wie die Politik das mit den Impfungen verspricht, müsste das (Spiele mit Zuschauern) möglich sein".

Bis zur ersten Frist am 7. April hatte der DFB drei verschiedene Szenarien für Partien mit Fans eingereicht. In München sollen die Heimspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale ausgetragen werden. Alternativpläne mit einem anderen Spielort innerhalb von Deutschland gibt es nach SID-Informationen nicht. Stattdessen steht insbesondere Rummenigge im Blickpunkt.

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