3. Liga, Power Ranking zum Saisonstart: Zwei klare Favoriten - FCK und Duisburg gelingt die Trendwende

Von Philipp Schmidt
Die Löwen gehen als einer der Favoriten in die neue Saison, der FCK will die Trendwende schaffen.
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Am Samstag startet die 3. Liga in die neue Saison. Während es zwei Topfavoriten auf den Aufstieg gibt, ist der Kampf um die weiteren Plätze wie gewohnt völlig unvorhersehbar. Das Power Ranking zum Auftakt der neuen Spielzeit - mit Einschätzungen von Drittligaexperte Manfred Schwabl, Präsident von Absteiger SpVgg Unterhaching.

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Ursprünglich sollte die Saison bereits am Freitag mit dem Spitzenspiel zwischen dem VfL Osnabrück und dem MSV Duisburg eröffnet werden, doch die Zebras befinden sich nach Corona-Fällen in der Mannschaft in Quarantäne. Daher wurde die Begegnung abgesagt.

"In der 3. Liga ist es immer ein offenes Rennen, die meisten Teams werden sich nicht viel nehmen, wie schon in der Vorsaison. Mit den beiden zweiten Mannschaften aus Freiburg und Dortmund gibt es einen guten Mix, es ist eine höchst interessante Liga", erklärte Schwabl im Gespräch mit SPOX und Goal.

Er sieht keinen klaren Favoriten auf die Meisterschaft: "In den Vorjahren gab es mit Teams wie Dresden immer eine Mannschaft, bei der man dachte: 'Da muss schon viel passieren, dass die es nicht nach oben schaffen.' Dass alles möglich ist, hat in der Vorsaison Bayern II gesehen, die nach der Meisterschaft abgestiegen sind. Wir waren vor Corona auf Aufstiegskurs und sind dann als Letzter abgestiegen."

Platz 20: TSV HAVELSE (letzte Saison: Platz 1 in der Regionalliga Nord)

Als Sieger gingen die Hannoveraner aus den Relegationsspielen gegen den bayrischen Vertreter Schweinfurt hervor, auch wenn die Siege recht glücklich ausfielen. Eine sportliche Einschätzung ist nahezu unmöglich, nur neun Spieltage wurden in der abgebrochenen Regionalligasaison ausgetragen.

Aufgrund der zu kleinen Heimspielstätte muss das Team vom neuen Trainer Rüdiger Ziehl seine Heimspiele in der großen HDI-Arena von Stadtrivale 96 (ausgerechnet dorthin verschlägt es Aufstiegstrainer Jan Zimmermann) austragen, was die Chancen auf den Klassenerhalt sicherlich nicht vergrößern dürfte. Andererseits: Der Mannschaft fehlt es nahezu durch die Bank an Profierfahrung, Stürmer Julius Düker (kam aus Meppen) ist bereits der prominenteste Transfer. Es gibt nichts zu verlieren!

Platz 19: SV MEPPEN (letzte Saison: Platz 17)

In der Vorsaison profitierten die Emsländer vom Lizenzentzug des KFC Uerdingen, nachdem der sportliche Klassenerhalt verpasst wurde. Auch ein Jahr später deutlich fast alles darauf hin, dass der Verbleib in der Liga eine Herkulesaufgabe wird. Einziger kleiner Vorteil: Ein (schwacher) Kader wurde in großen Teilen zusammengehalten.

Mit Max Dombrowka und David Blacha kamen Spieler, die sich zu Leistungsträgern entwickeln sollen. Trainer Rico Schmitt, der in der Endphase der abgelaufenen Spielzeit nicht die Trendwende schaffte, bekam weiterhin das Vertrauen ausgesprochen. Dies könnte sich bei einem Fehlstart schnell ändern. Das Auftaktprogramm hat es mit Halle, Lautern und der Hertha in sich. Schwer wiegt der Kreuzbandriss von Kapitän Thilo Leugers.

Platz 18: SC FREIBURG II (letzte Saison: Platz 1 in der Regionalliga Südwest)

In der starken Regionalliga Südwest setzte sich die Zweite der Breisgauer in einer Marathon-Saison mit 42 Spielen souverän durch, auch eine Klasse höher steht die Entwicklung der Talente im Vordergrund. Für Stabilität soll neben dem langjährigen Bundesligaspieler und Eigengewächs Johannes Flum auch Sturmkante Vincent Vermej sorgen, der aus Duisburg kam.

Ansonsten finden sich kaum Spieler im Kader, die das 21. Lebensjahr überschritten haben. Die Tatsache, dass der bisherige U19-Trainer Thomas Stamm das Team übernimmt, zeigt, wohin die Reise beim SCF gehen soll. Inwiefern Unterstützung aus der Bundesliga kommt, bleibt abzuwarten. Der Klassenerhalt kann das einzige realistische Ziel sein.

Platz 17: SC VERL (letzte Saison: Platz 7)

Der Underdog aus Ostwestfalen schloss die erste Drittligasaison auf einem beinahe schon sensationellen 7. Platz ab und begeisterte die Zuschauer mit beherztem Offensivfußball (66 Tore). Dieses Ergebnis dürfte kaum zu wiederholen sein, über 30 Spieler kommen und gingen.

Einige Leistungsträger konnten nicht gehalten werden, abgesehen von Oldie Mahir Saglik (38) kamen nur die Bank junge Spieler, die sich in der 3. Liga erst noch beweisen müssen. Schmerzen dürfte die Tatsache, dass das sämtliche Heimspiele in Lotte ausgetragen werden müssen. Schafft es Erfolgscoach Trainer Guerino Capretti erneut, das Maximum aus der Mannschaft herauszuholen, könnte es für den Verbleib in der Liga gerade so reichen.

Platz 16: VIKTORIA BERLIN (letzte Saison: Platz 1 in der Regionalliga Nordost)

Noch kurioser als Havelse erspielte sich der Hauptstadtklub das Teilnahmerecht in der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Nach elf Spielen wurde die RL-Saison vorzeitig beendet, diese Partien konnte die Viktoria allerdings allesamt für sich entscheiden. Das letzte Ligaspiel liegt bereits neun Monate zurück, die künftigen Begegnungen trafen die Berliner im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark oder alternativ im Olympiastadion aus.

Die Himmelblauen haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Nachdem im Dezember 2018 aufgrund ausbleibender Zahlungen eines chinesischen Investors ein Insolvenzverfahren eröffnet werden musste, konnte der Rückzug aus der Regionalliga letztlich gerade noch verhindert werden. Nun wird der Klub nach der Ausgliederung von einer neuen Investorengruppe unterstützt. Prominente Neuzugänge blieben aus, mit Bernd Nehrig, Christoph Menz oder auch Björn Jopek gehören drei Routiniers weiterhin zum Kader.

Platz 15: FSV ZWICKAU (letzte Saison: Platz 10)

Jahr für Jahr werden die Schwäne als klarer Abstiegskandidat gehandelt, Jahr für Jahr straft das Team von Joe Enochs die Skeptiker Lügen und bleibt mit begrenzten Mitteln und spielerisch überschaubaren Darbietungen in der Liga - im Vorjahr sogar äußerst souverän. "Es ist etwas anderes, in Zwickau zu spielen. "Diejenigen, die neu zu uns kommen, müssen unseren Stil verinnerlichen", stellte Enochs klar, dass in beim FSV eine besondere Art des Fußballs erwartet wird.

Wie so oft mussten in Morris Schröter und Leon Jensen zwei Leistungsträger abgegeben werden, neben gestandenen Drittligarecken - gleich dreimal bediente man sich in Rostock - kam mit Johan Gomez (19) vom FC Porto II auch eine Wundertüte. Das Saisonziel ist klar, die Erfolgsaussichten stehen gar nicht mal so schlecht.

Schwabl sieht derweil die wirtschaftliche Lage in der 3. Liga weiter als großes Problem an und meint: "Wer es dieses Jahr schafft, sich wirtschaftlich zu stabilisieren, braucht vielleicht im nächsten Mai gar keinen Platz unter den ersten 16 für den Klassenerhalt. Ich predige seit zehn Jahren, dass die 3. Liga Sozialfälle produziert."

Platz 14: VIKTORIA KÖLN (letzte Saison: Platz 12)

Nach der Hinrunde sah es in Höhenberg noch zappenduster aus, nach der Übernahme von Olaf Janßen zeigte sich die Mannschaft deutlich verbessert (1,74 Punkte im Schnitt) und belegte in der Rückrundentabelle Platz neun. Doch die derzeitige Situation bereitet den Verantwortlichen um Geschäftsführer Andreas Rettig Sorgen.

Mit Urgestein Mike Wunderlich und Flügelflitzer Lucas Cueto verließen absolute Leistungsträger den Klub (Jansen: "Spieler mit einer derart hohen Qualität fallen nicht vom Himmel."), die Vielzahl der Abgänge konnte insbesondere in der Breite in keinster Weise kompensiert werden. Jansen sprach von einer "extrem schwierigen" Situation, die sich durch den Ausfall von Stammkeeper Sebastian Mielitz nochmal verschärfte. Das Potenzial in der Spitze ist da, in erster Linie wird aber darum gehen, eine sorgenfreie Saison zu spielen.

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