DFB-Team - Kommentar nach dem 9:0 gegen Liechtenstein: Schon im Bayern-Modus

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Liechtenstein war für die deutsche Nationalelf kein Gradmesser, schon gar nicht in Unterzahl. Und doch lieferte das klare 9:0 am Donnerstagabend in Wolfsburg eine mit Blick auf die WM wichtige Erkenntnis: Hansi Flick hat seiner Mannschaft schon die Bayern-Mentalität eingeimpft. Ein Kommentar.

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Etliche Vereinstitel, darunter zwei Triple-Siege, dazu noch der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014: Thomas Müller hat mit seinen 32 Jahren so ziemlich alles gewonnen, was es im Fußball zu gewinnen gibt.

Dass ihn das nicht davon abhält, einen Doppelpack in der Schlussphase gegen zehn längst geschlagene und heillos überforderte Liechtensteiner mit hochgerissenen Armen zu bejubeln, zeigt gut, wie es um die Mentalität der deutschen Nationalmannschaft unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick bestellt ist.

Nun darf sich Müller seit über einem Jahrzehnt als Stammspieler des FC Bayern bezeichnen und hat das "Weiter, immer weiter" im Blut. Doch Flick hat offensichtlich auch den Nationalspielern aus anderen Vereinen die Bayern-like Denkweise eingeimpft, es stehe 90 Minuten lang 0:0, man müsse jedem Ball nachjagen und auf ein Tor umgehend das nächste folgen lassen.

DFB-Team gnadenlos: "Sie haben nicht aufgehört"

"Wenn die Deutschen einmal ins Rollen kommen, hast du keine Chance", hielt ein bemitleidenswerter Liechtensteiner Trainer Martin Stocklasa nach dem Abpfiff fest: "Heute haben sie nicht aufgehört, aufs Gaspedal zu drücken." Und das, obwohl die Partie im Grunde seit der zehnten Minute, in der Abwehrspieler Jens Hofer nach einem rüden Kung-Fu-Tritt gegen Leon Goretzka Glattrot sah, bereits entschieden war.

Die rund 26.000 Zuschauer in der Wolfsburger VW-Arena waren ob des unbändigen Sturmlaufs der DFB-Auswahl erwartungsgemäß aus dem Häuschen. Anders, als in so ziemlich allen Länderspielen in den letzten Jahren der Ära Joachim Löw, verließen nur sehr wenige Fans vorzeitig das Stadion.

Im Gegenteil: Die meisten klatschten und sangen bis zum Schluss. So skandierte das Publikum in der Nachspielzeit vor den Augen des zuvor offiziell verabschiedeten Löw: "Einer geht noch, einer geht noch rein."

Flick nach DFB-Gala: "Wir hätten mehr Tore erzielen müssen"

Am Ende wäre durchaus mehr als der fünfthöchste Sieg in der deutschen Länderspiel-Historie drin gewesen. Liechtensteins Keeper Benjamin Büchel parierte zwölf (!) Schüsse auf sein Tor. Deshalb zeigte sich Flick nach dem Spiel auch nicht hundertprozentig zufrieden.

Die Art und Weise des Auftritts habe ihm imponiert, sagte der 56-Jährige auf der Pressekonferenz. Aber: "Wir hätten das ein oder andere Tor mehr erzielen müssen." Bezeichnend, dass die Kameras ihn unmittelbar nach dem Treffer zum 9:0 mit starrer, fast schon griesgrämiger Miene einfingen - ähnlich wie nach dem historischen 8:2-Triumph mit Bayern in der Champions League vor etwas mehr als einem Jahr gegen den FC Barcelona.

Flick relativierte das am Donnerstagabend zwar, schließlich schaue er in solchen Momenten einfach nur konzentriert. Doch solche Szenen passen ins Bild. Dieser Trainer ist hungrig. Diese Mannschaft ist hungrig. Auch gegen Gegner, die alles andere als ebenbürtig sind. Und trotz ständiger Diskussionen um Themen abseits des Rasens - Stichwort Corona-Impfung. Eine sehr gute Nachricht, ein Jahr vor der WM in Katar.

DFB-Team: Die höchsten Länderspiel-Siege

GegnerDatumErgebnis
Russland1. Juli 191216:0
San Marino6. September 200613:0
Finnland1. September 194013:0
Zypern12. Mai 196912:0
Liechtenstein11. November 20219:0
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