Andreas Rettig kritisiert DFB und DFL-Planungen

SID
Andreas Rettig
© imago images

Heftige Kritik an den Personalplanungen in der Deutschen Fußball Liga (DFL) und im Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig geübt. "Die DFL war und ist schlecht auf die Zeit nach dem erfolgreichen Wirken des alleinigen Geschäftsführers Christian Seifert vorbereitet", schrieb der 59-Jährige in einem kommentierenden Beitrag, der dem SID vorliegt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

DFB und DFL müssten vor den anstehenden notwendigen Personalentscheidungen Strukturfragen klären und ihre eigenen Hausaufgaben machen. Dabei gehe es gar nicht um die Personalie der offenbar vor der Ablösung stehenden Seifert-Nachfolgerin Donata Hopfen. Sie habe "nie wirklich eine richtige Chance" gehabt, so Rettig: "Ihr Scheitern ist neben eigenen Fehlern vor allen Dingen der Struktur geschuldet und der daraus abgeleiteten fehlenden Unterstützung."

Eine geeignete Organisationsform sieht Rettig auch beim DFB als dringend notwendig an. Der Rücktritt von Geschäftsführer Oliver Bierhoff hinterlasse eine Lücke. Mut und Zuversicht könne man derzeit allein aus dem vertrauensvollen Umgang von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und -Vize Hans-Joachim Watzke, der starke Mann bei der DFL, schöpfen. "Hier scheint die Zeit der Eitelkeiten und des Misstrauens vorbei. Diese Einheit darf nicht aufgrund möglicher unterschiedlicher Personalvorstellungen der zu besetzenden Ämter gefährdet werden", ergänzte Rettig. Denn letztlich verhielten sich Erfolge der Nationalmannschaft und die Entwicklung der DFL wie kommunizierende Röhren - "geht es der wichtigsten Mannschaft in unserem Lande gut, hilft dies auch der DFL, leider auch umgekehrt".

Der gebürtige Leverkusener prangerte in der DFL die Nichtinstallierung eines Co-Geschäftsführers an: "Die Zeit der 'One-Man/Woman-Show' ist längst vorbei und kann den vielfältigen gestiegenen Anforderungen des heutigen Managements und auch den Anforderungen an Führungsaufgaben nicht mehr gerecht werden. Auch die Herren Hoeneß, Assauer und Calmund hätten es sich sicherlich nicht erträumen lassen, dass Klubs, derer sie jahrzehntelang nahezu allein vorstanden, heute von mehreren Vorständen geführt werden." Die Zeit des "allwissenden Generalisten" sei vorbei.

Das Gebot der Stunde laute, Kompetenzen zu teilen. "Hier hätte die DFL frühzeitig zu einer zeitgemäßen Struktur kommen müssen. Dies ist in erster Linie das Versäumnis des geführten Ex-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Peter Peters, der diesen Weg zu verantworten hat", betonte Rettig.

Nach seinem Ausscheiden als 2. Geschäftsführer der DFL im Jahre 2015 sei auf eine Nachbesetzung verzichtet worden. Man steht nun vor den "wichtigsten 18 Monaten des deutschen Fußballs". Die wirtschaftlichen Auswirkungen der großen Themen wie Investoreneinstieg der Liga, 50+1, Ausschreibung des neuen Medienvertrages und der Grundlagenvertrag sowie der sportliche Erfolg bei der EURO 2024 in Deutschland seien wichtige Eckpfeiler. Rettig: "Hier müssen wir nun schnellstmöglich den Hebel umlegen, um die Herzen des Fußballfans und nicht nur deren Geldbeutel zu erreichen."

Er appelliert an DFB und DFL: "Wichtig wird es nun sein, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen, aber dennoch durch eine kritische Analyse, warum nicht auch durch externe Fachleute, die Vorbereitungen für die nun anstehenden Personalentscheidungen zu stellen." Dass dies angesichts der kurzen Zeit bis zur EURO 2024 unter großem Zeitdruck geschehen müsse, "erleichtert nicht unbedingt die Aufgabe", so Rettig.