DFB-Team: Pressekonferenz mit Präsident Bernd Neuendorf zu Katar, dem Bierhoff-Nachfolger und der "One Love"-Binde

Von Stefan Petri
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Nach dem völlig verkorksten Länderspieljahr mit dem erneuten Vorrunden-Aus bei der WM 2022 in Katar hat DFB-Präsident Bernd Neuendorf Bilanz gezogen. Dabei kündigte er die nächsten Schritte auf der Suche nach der Nachfolge von Oliver Bierhoff an und sprach auch noch einmal über die "One Love"-Binde. In einem Punkt übte Neuendorf auch Selbstkritik.

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Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Pressekonferenz von Bernd Neuendorf:

  • Die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat nach dem WM-Debakel der Nationalmannschaft und dem Abgang von Geschäftsführer Oliver Bierhoff ein prominent besetztes Expertengremium berufen. Die Beratergruppe, der Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer, Oliver Mintzlaff, Oliver Kahn und Rudi Völler angehören, soll den Verband bei der Bewältigung der Krise unterstützen
  • Bernd Neuendorf hat in der Diskussion um die "One Love"-Binde Fehler eingestanden. "Ich glaube, dass ich heute deutlich vor einem Turnier für Klarheit sorgen würde", betonte er. "Wir hätten den direkten Draht zu Gianni Infantino suchen und ihn nach der Haltung der FIFA fragen müssen."
  • Bernd Neuendorf hat nach neun Monaten als DFB-Präsident eine erste positive Bilanz gezogen. "Wenn wir uns ein Jahr zurückversetzen und auf den DFB schauen, ging es meist um Razzien, um Hausdurchsuchungen, um große Unruhen im Verband", sagte Neuendorf am Dienstag in Frankfurt/Main, "von all dem haben wir in den letzten zehn Monaten nichts gehört." Die zuletzt vorgelegte Bilanz inklusive Steuerrückstellungen in Höhe von 50 Millionen Euro wischte Neuendorf zunächst beiseite. "Die Finanzen sind herausfordernd - aber nicht so herausfordernd, dass sie uns in irgendeiner Form behindern", sagte der 61-Jährige.

DFB-Team - Die Pressekonferenz mit Präsident Bernd Neuendorf im Liveticker zum Nachlesen

Und damit ist die Pressekonferenz mit Andreas Neuendorf beendet.

Neuendorf über Politik und Fußball im Katar

Ich habe gesagt: Wir hatten auch einen sportlichen Auftrag. Als es darum ging, ob wir die Binde tragen und die Spieler mit Strafen in Gefahr bringen, haben wir entschieden. Da habe ich ja auch die FIFA kritisiert und das hat mich sehr beschäftigt. Die FIFA hat sich nicht klar genug zu den eigenen Richtlinien bekannt. Die Entscheidung sollte Druck von der Mannschaft nehmen. Mit dieser Maßnahme, die Binde auszuziehen, wollten wir nicht den Druck auf die Mannschaft geben, nicht zu wissen, was danach passiert. Das kann man so und so sehen, aber mit Strafen wäre es ein noch größeres Thema in der Mannschaft geworden.

Grundsätzlich ist es so, dazu stehe ich auch: Wir haben als Verband, das gilt für FIFA und UEFA auch, Richtlinien. Menschenrechtsaspekte müssen bei der Vergabe von Turnieren eine Rolle spielen, dazu bekenne ich mich auch. Es ist wichtig für einen Verbandspräsidenten, solche Dinge zu benennen. Was die Spieler betrifft: Es wurde geschrieben, dass man die Spieler dazu gedrungen hätte. Es gab von meiner Seite zu keinem Zeitpunkt die Situation, dass ich gesagt habe, wir müssen das und das machen. Die öffentliche Erwartung, welche Zeichen in Katar gesetzt werden, das war ein großes Thema. Für die Spieler habe ich mich nie geäußert, über die Binde hinaus müssen die Spieler entscheiden. Wir haben Amnesty und Co. eingeladen. Die Spieler konnten sich ein eigenes Bild machen, das war mein Ansatz. Ich habe immer gesagt: Wir haben mündige Spieler, sie sind in der Lage, selbst zu entscheiden, wie sie damit umgehen. Es hat im Vorfeld viele Interviews gegeben, wo sich die Spieler kritisch aufgestellt haben. Aber das kam nicht von mir oder der Verbandsspitze. Das sollte auch nicht einseitig sein, auch der katarische Botschafter war beim Menschenrechtskongress dabei.

Wir als Verband haben die Aufgabe, uns politisch klar zu positionieren. In der Mannschaft muss das individuell von den Spielern kommen. Ich würde ihnen niemals sagen, wie sie sich da verhalten sollen. Wir müssen künftig unser Verhalten gegenüber der FIFA wohl anpassen und noch mehr auf eine frühe Antwort drängen, da bin ich selbstkritisch. Vier Stunden vor dem ersten Spiel der Engländer kommt die FIFA ins Mannschaftshotel und verkündet, dass es möglicherweise unlimited Sanctions gibt, das war schon enormer Druck. Soweit sollten wir es nicht mehr kommen lassen. Wir tun gut daran, solche Dinge in Zukunft verbindlich mit der FIFA zu klären.

Neuendorf über die neuen Strukturen

Wir haben, was die Strukturen und Abstimmungen zwischen Landesverbänden, DFB, Liga, NLZ und so weiter betrifft, eine Struktur gefunden, die sehr schlank ist und effizient arbeitet. Wir brauchen keine riesigen Runden, die sich miteinander verhaken. Die Arbeit hat bereits begonnen. Anfang des Jahres 2023 werde ich schon mehr sagen können. Die Strukturen sind schon jetzt vielversprechender als zuvor.

Neuendorf über Hansi Flick und Bierhoffs Nachfolger

Ich habe gesagt, dass er zu erkennen gegeben will, dass er die EM 2024 erfolgreich gestalten will. Alles andere, der Beraterkreis und die Struktur, da pflege ich mit Hansi einen engen Austausch. Die Position fordert Vertrauen und ein Miteinander. Wir werden auch darauf achten, dass eine sportliche Leitung entsteht, die miteinander harmoniert und kooperiert, auch wenn man sich mal kritisch austauscht.

Neuendorf über die kommenden Testspiele

Gehen sie davon aus, dass dieser Prozess weiterläuft und wir, was die Länderspielplanung betrifft, gut unterwegs sind. Daran wird weiter gearbeitet, auch ohne Oliver Bierhoff.

Neuendorf über das Identifikationsproblem und Frauen im Beraterkreis

Wir haben uns für diese Namen entschieden. Welche Namen insgesamt eine Rolle gespielt haben ... interessant ist das Ergebnis. Es geht um die künftige Entwicklung der Männer-Fußballnationalmannschaft. Alle genannten Personen haben gewisse Verbindungen zur DFB-Elf. Sie kennen den Verband, die Mannschaft. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass es wichtig ist, dass ein solches Know-How vertreten ist. Wir werden sehen, wie wir in den Arbeitsmodus kommen. Ich bin offen für alle, die mit mir sprechen wollen, aber wir können keinen riesigen Kreis machen. Wir mussten es eingrenzen. Die Personen sind über alle Zweifel erhaben.

Neuendorf über den fünfköpfigen Beraterkreis

Wir haben nicht geguckt, dass wir nordost-südwest-vereinstechnisch Quoten erfüllen. Ich habe mit Aki Watzke gesprochen, wer passt, sie haben auch unterschiedliche Rollen besetzt. Rudi Völler und Matthias Sammer waren Trainer, viele waren Spieler. Da spielen unterschiedliche Aspekte mit rein. Der Vereinshintergrund hat keine große Rolle gespielt. Was bringen sie für eine Vita mit, welches Portfolio? Wie können sie uns weiterbringen? Vom Rest haben wir uns freigemacht. Man darf diesen Kreis auch nicht zu groß werden lassen. Wir bekommen jeden Tag Ratschläge, auch über die Medien. Wenn sich jemand berufen fühlt, sich einzubringen und mit mir sprechen will, wäre ich offen.

Neuendorf über Zeitdruck

Die Heim-EM im Juni 2024 ist mir bewusst. Aber das heißt nicht, dass wir es schleifen lassen. Wir werden schon Druck draufgeben, aber es ist nicht so einfach, dass man einen Namen aufruft und drei Tage später wird darüber entschieden. Wir haben für die EM einen Schuss, der muss sitzen. Wir wollen eine Akzeptanz haben im Verband und bei den Fachleuten. Alle sollen nachvollziehen können, was wir tun und nicht nur schnell handelt. Und wir haben schnelle Entscheidungen mit Bierhoff und Flick gehabt, wir haben die Gremien relativ schnell einberufen, drei Veranstaltungen mit vielen Menschen. Auch was die Besetzung des Beraterkreises angeht, rückgekoppelt mit der Liga. Das was ich vorgetragen habe, ist der erste Zwischenschritt. In diesem Tempo werden wir weiterarbeiten. Wir lehnen uns nicht zurück und sagen: Es ist noch jede Menge Zeit.

Neuendorf über potenzielle Kandidaten

Es geht um Personen, die sind angestellt beim DFB. Der Bundestrainer, die sportliche Leitung, Oliver Bierhoff. Wir brauchen dafür also eine Zustimmung der entsprechenden Gremien. Wenn wir das auf mehrere Personen aufsplitten, ist dafür der Beraterkreis gut. Meine Aufgabe ist es, die Gremien mitzunehmen und einzubinden, am Ende stehen dann die Abstimmungen an. Da geht es auch um finanzielle Fragen. Es ist wichtig, dass wir abgestimmt vorgehen und das Ergebnis von allen mitgetragen wird.

Neuendorf die Trennung von Bierhoff

Das sind Gespräche von Oli Bierhoff mit Aki Watzke und mit mir. Wir haben die Situation gemeinsam bewertet. Der mediale Druck war enorm. Ob das bei ihm eine Rolle spielte weiß ich nicht, aber es war erkennbar. In einem solchen Prozess nähert man sich an. Da wurde niemand gedrängt, wir haben diskutiert und am Ende stand dieses Ergebnis fest, ohne dass ich ins Detail gehen möchte. Es waren keine Gespräche geprägt von großer Konfrontation.

Neuendorf über gehandelte Namen wie Fredi Bobic oder Jürgen Kohler

Das registriere ich. Bei der Fülle von Namen hätte ich die anderen Gespräche nicht führen können. Ich habe sie nicht angerufen, das wäre auch ein falsches Signal. Ich habe mit dem Beraterkreis und verbandsintern gesprochen, das war mir wichtiger und ist für mich auch das natürliche Verfahren.

Neuendorf über Bierhoffs Nachfolger

Alles was im Beraterkreis besprochen wird, wird Hansi Flick wissen. Am Ende werden wir eine einvernehmliche Lösung hinbekommen. Es ist wichtig, dass Vertrauen zueinander da ist. Das wird sich bewerkstelligen lassen. Viele Namen sind gehandelt worden und in der Presse erschienen. Aber jetzt machen wir erstmal den Prozess: Wie kann eine solche Person effektiv dazu beitragen, dass wir uns fußballerisch verbessern. Der abschließende Schritt ist zu schauen, wer dazu passt.

Neuendorf über die Besetzung des Beraterkreises

Mir war klar, dass man Reaktionen auf die Zusammensetzung bekannt. Ich habe auch andere Reaktionen gehört, Lothar Matthäus hat gesagt: Mehr geht im deutschen Fußball nicht. Mit der Kritik muss man leben. Das ist ein Kreis von hochakzeptierten Leuten. Ich glaube nicht, dass in erste Linie die Interessen des eigenen Vereins im Vordergrund stehen wird. Es geht allen darum, wie wir in die Spur kommen und eine erfolgreiche Mannschaft aufbauen, mittel- und langfristig. Das sollte man keine Partikularinteressen reininterpretieren. Sie haben ein hohes Verantwortungsbewusstsein, so habe ich das in den Gesprächen empfunden.

Neuendorf über die Trennung von Oli Bierhoff

Man wird immer mit Gerüchten konfrontiert. Ich habe kein Gespräch mit ihm gehabt, dass er eine andere Funktion übernimmt oder in seinen Aufgaben beschnitten wird. Es war einvernehmlich, beide Seiten sind zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht gut wäre, eine neue Weichenstellung vorzunehmen. In den Gesprächen von mir mit ihm stand nichts anderes zur Disposition.

Neuendorf über Hansi Flick im Beraterkreis

Ich bin das Bindeglied zwischen Flick und dem Kreis, so ist das besprochen. Er weiß über das, was ich heute sage, Bescheid. Wir pflegen den Austausch, Hansi Flick wird sich natürlich einbringen. Aber er ist nicht Teil des Beratergremiums.

Neuendorf über den Nachwuchs und die Finanzen

Seit einiger Zeit arbeiten wir am Projekt Zukunft, was den Nachwuchs angeht. Das wurde 2019 auf dem Bundestag angestoßen und sollte beim letzten Bundestag abgestimmt werden, das ist nicht gelungen. Der Prozess wurde begonnen, aber auch das will ich im Arbeitskreis noch einmal thematisieren. Das ist entscheidend, weniger für 2024 aber für die Folgeturniere. Was die Finanzen angeht: Das ist herausfordernd für den DFB, aber nicht so herausfordernd, dass der sportliche Erfolg in irgendeiner Form behindert würde. Wir haben die Priorität, dass unsere Nationalteams erfolgreich sein sollen, das steht über allem.

Neuendorf über Bierhoffs Nachfolger und den Ablauf

Wir werden die Strukturdebatte erstmal führen: Ist es sinnvoll, dass eine Person all diese Aufgaben vereint? Wenn eine Trennung erfolgen muss, wird der Beraterkreis das Profil für die sportliche Leitung erarbeiten. Natürlich bin ich in beiden Gremien vertreten und kann alternierend sagen, wie die Vorstellung entwickelt wurde und wir ich das sehe. Ich bin der Link zwischen beiden Gruppen.

Neuendorf über das Verbleiben von Hansi Flick

Man muss sich darüber unterhalten, wie das Turnier gelaufen ist und wie man es wahrgenommen hat. Darüber haben wir gesprochen. Zu keinem Zeitpunkt bei diesem Gespräch mit Hansi Flick war Thema, ob er weitermacht. Das war für uns klar. Ich schätze ihn menschlich, fachlich ist er über alle Zweifel erhaben. Wir haben nach vorn geschaut, ohne in die Details zu gehen. Es ging nicht darum, ob er abgelöst wird oder nicht. Wer die Verantwortung übernimmt? Lesen sie sich das Statement von Oliver Bierhoff durch, da kommt genau dieser Begriff vor. Aber alle haben Verantwortung, jeder muss sich hinterfragen, Verband, sportliches Team, die Spieler. Wir werden die nächsten Wochen besprechen, wo wir ansetzen, um bei der EURO ein anderes Bild abzugeben.

Neuendorf über die Entfremdung der Fans zur Mannschaft

Über den Entfremdungsprozess ist viel berichtet worden, auch schon vor Katar. Wenn man bei der WM auf bestimmte Mannschaften und die Fans schaut, merkt man, dass da massive Unterstützung ist, da ist der Funke übergesprungen. Wie kriegen wir das wieder hin? Bei den Nations-League-Spielen waren die Stadien voll. Wenn die Begeisterung gebrochen wäre, wäre die Enttäuschung nicht so groß. Die Identifikation ist da. Wie wir das Feuer in Richtung EURO im eigenen Land entfachen, dem Thema müssen wir uns im Beraterkreis stellen. Fertige Rezepte habe ich hier nicht. Aber es sind Leute dabei, die erfolgreich gespielt haben und erfolgreiche Vereine führen. Da bekommen wir viel Know-How.

Neuendorf über Hansi Flick und die Arbeitskreise

Ich kann nicht sagen, wann und wie sich Hansi Flick äußern wird. Er wird noch mit den Trainern sprechen. Wir haben nicht über die Hierarchien in dem Beraterkreis gesprochen. Ich war mit Aki Watzke einig, dass wir es so mit den zwei Arbeitsgruppen aufsetzen. Eine für Strukturfragen, eine für den sportlichen Bereich. Ich lade als Präsident dazu ein und formuliere Leitfragen und sehe mich inhaltlich im Lead. Egal welche Personalentscheidungen wir treffen: Sie müssen von den Gremien bestätigt werden. Der Beraterkreis berät, die Gremien entscheiden. Denen steht der DFB-Präsident vor.

Neuendorf über die Suche nach einem oder mehreren Sportdirektoren

Bei allem Verständnis für Tempo schauen wir auf die Strukturen. Was halten die Experten des Arbeitskreises für geboten? Das werden wir besprechen und dann entscheiden. Ich kann jetzt keine Namen oder Zahlen nennen, ob wir zwei oder 15 Leute brauchen. Wir machen einen Schritt nach dem anderen: Was ist der Bedarf, wo wollen wir hin, welches Personal ist erforderlich?

Jetzt darf die Presse Fragen stellen.

Neuendorf über den Frauenfußball:

"Wir hatten auch sportliche Erfolge. Wir waren alle begeistert bei der Frauen-EM, auch bei den U17-Juniorinnen. Was das Marketing und neue Lizenzen für den Frauenfußball angeht, sind wir in neue Dimensionen vorgestoßen. Es gibt für die Vereine deutlich mehr Geld, das ist ein großer Erfolg des DFB. Das können wir auch an den Zuschauerzahlen ablesen. 173.000 Zuschauer an den ersten neun Spieltagen. Letzte Saison waren es an 22 Spieltagen nur 156.000. Das zeigt, wie die Entwicklung vorangeht. Und wir sehen deutlich mehr Mädchen in den Vereinen, bei den 6-9-Jährigen. Die Tendenz ist eindeutig. Wir wollen den Frauenfußball weiter vorantreiben, das ist gelungen und soll weitergehen. Da gibt es auch in der eher kurzen Amtszeit erfreuliche Ergebnisse."

Neuendorf über seine Amtszeit:

"Wenn wir uns ein Jahr zurückversetzen und auf den DFB und ihre Berichterstattung schauen, ging es um Razzien, Hausdurchsuchungen und große Unruhe. Davon haben wir in den letzten zehn Monaten nichts gehört und gelesen, das hat sich so nicht fortgesetzt. Aki Watzke hat auch gesagt, dass es für ihn nur einen Fußball gibt, das haben wir mit Liga und DFB vorgelebt. Das darf man nicht kleinreden, dass wir diese Stabilität hergestellt haben zwischen DFL und DFB. Wir haben klare Positionen bezogen, ich habe in meiner Bewerbungsrede am 11. März gesagt, dass die Beziehungen zur Politik verbessert werden müssen. Wir waren im politischen Raum nicht mehr wirklich in der Lage, Forderungen zu stellen oder sie durchzusetzen. Es hat in den letzten zehn Monate eine Fülle an Gesprächen gegeben, mit Regierung und Opposition, mit Ministerpräsidenten und vielen Interessensgruppen. Da ging es auch um Inhalte. Wir haben es geschafft zum ersten Mal, dass der Sport unter den Schutzschirm gekommen ist, was Gas- und Energiepreise angeht. Natürlich geht es uns im DFB auch um 25.000 Vereine über die Nationalelf hinaus. Für die haben wir gekämpft. Es gibt für die Amateurvereine eine deutliche Entlastung. Corona ist noch nicht so lange her, das hat unserer Basis extrem zugesetzt."

Neuendorf über Katar:

"Die Diskussion über die Binde und das Auftreten der FIFA habe ich in Katar erläutert, das will ich nicht noch einmal wiederholen. Diese Situation hat mich persönlich sehr beschäftigt, auch im Nachgang. Man fragt sich, ob es die richtige Entscheidung war, dass wir als Europäer die Binde vom Arm nehmen. Ich komme immer zu dem selben Ergebnis: Wir hatten in Katar vor allem einen sportlichen Auftrag. Den wollten wir nicht gefährden. Die Situation war so, dass es nicht auszuschließen war, dass Spieler oder das Team sanktioniert hätten werden können. Es ging nicht nur, wie zu lesen war, um Gelbe Karten. Beim ersten Spiel der Engländer ist die FIFA vorstellig geworden und schloss "unbegrenzte Sanktionen" nicht aus. Wir mussten schnell entscheiden und würden es bei aller Kritik wohl wieder so tun.

Was habe ich gelernt aus dieser Situation? Ich glaube, dass ich deutlich vor einem Turnier für Klarheit sorgen würde. Wir haben die FIFA im September gefragt, ob wir die Binde tragen dürfen und wurden immer wieder vertröstet. Es gab keine verbindliche Rückmeldung, das Thema wurde ins Turnier getragen. Aus heutiger Sicht hätte ich anders gehandelt. Wir hätten den direkten Draht zu Präsident Infantino suchen müssen und eine verbindliche Aussage suchen müssen. Das würde ich anders machen, das ist mein Erkenntnisgewinn. Das sage ich so offen, weil mich das Thema nicht loslässt. Das wird vielleicht einfacher, wenn ich im März in den FIFA-Rat komme, auch wenn ich vor Doha mehrfach mit Infantino gesprochen habe.

Aber nicht alles, was wir in Richtung Doha und Katar gesagt haben, war von vornherein falsch. Wir wollten für die Arbeiter, die beim Bau der Stadion verletzt und getötet wurden, einen Entschädigungsfond, und ein Migration Centre für alle Arbeiter, die Unterstützung brauchen. Beides hat die FIFA aufgegriffen. Es wird ein dauerhaftes Büro als Anlaufstelle für Arbeitsmigranten geben und ein effektives System für Entschädigungszahlen, das waren Aussagen von Gianni Infantino auf seiner PK. Hätten wir Europäer nicht immer mit Nachdruck dafür geworben, hätte es das wohl nicht gegeben. Insofern gibt es einen gewissen Fortschritt, das darf man nicht vergessen."

Neuendorf über den Zeitplan:

"Zum Zeitplan möchte ich nichts sagen. Ich führe Gespräche im Hintergrund und komme mit Ergebnissen auf sie zu. Es soll vor Weihnachten Gespräche mit beiden Gruppen geben. Zu Beginn des Jahres werden wir dann intensiver beraten. Wir brauchen diesen Schulterschluss jetzt. Dafür steht der Beraterkreis. Wir müssen die Kräfte für die EURO 2024 bündeln, sie muss ein Erfolg werden."

Neuendorf über die Folgen:

"Und es mussten Gespräche geführt werden mit Menschen die viel Erfahrung haben und über eine Menge Sachverstand verfügen, auch wenn sie aktuell nicht im DFB sind. Auch das hat stattgefunden. Aus den Gesprächen mit den Experten und den Gremien sind mehrere Dinge entstanden:

- Bei allem Verständnis für Tempo geht es jetzt darum, kühlen Kopf zu bewahren und nichts zu überstürzen. Wir tun gut daran zu überlegen, was jetzt geschehen muss.

- Wir werden eine DFB-Arbeitsgruppe gründen. Dazu gehören unter anderem Alexander Wehrle, Turnierdirektor Philipp Lahm und Celia Sasic als Botschafterin. Wir werden uns Oli Bierhoffs Verantwortungsbereich genau anschauen. Er war auch für die Akademie zuständig und die Geschäftsführung des gesamten Bereiches, für Personal- und Finanzplanung. Wir wollen uns in dieser DFB-Arbeitsgruppe darüber unterhalten, wie wir diesen Bereich künftig aufstellen müssen, um sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

- Es wird eine zweite Gruppe geben, ich nenne sie einen Beraterkreis. Da geht es um die sportliche Zukunft des DFB, wie sind wir 2024 und darüber hinaus aufgestellt? Auch Nachwuchs- und Talentförderung. Für diese Arbeitsgruppe habe ich letzte Woche viele Gespräche geführt. Wir haben eine Gruppe zusammen, die mit ihrer Kompetenz über alle Zweifel erhaben ist: Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff gehören dazu. Diese Runde kennt sich im Männerfußball und der Nationalmannschaft sehr gut aus, wir können gute Impulse bekommen. Natürlich wird es auch darum gehen, wie ein Profil eines Nachfolgers von Oliver Bierhoff aussehen muss."

Neuendorf über Flick und Bierhoff:

"Sie wissen, dass ich damals ein Gespräch mit Hansi Flick und Oli Bierhoff angekündigt habe, das waren die ersten Ansprechpartner. Diese Gespräche fanden zeitnah statt, am vergangenen Mittwoch. Sie kennen die Ergebnisse: Die Gespräche mit Oliver Bierhoff haben dazu geführt, dass wir uns einvernehmlich getrennt haben. Die Trennung ist so verlaufen, wie ich es mir vorstelle, wir haben viele Gespräche geführt. Wir alle wissen, was er in den letzten 18 Jahren geleistet hat. Die Räumlichkeiten, in denen wir jetzt sitzen, gehen auf ihn zurück. Er hat eine große Entwicklung zu verantworten. Er ist und bleibt ein Ansprechpartner für mich. Es gibt keinen Bruch in unserem Verhältnis."

"Dann gab es am Mittwoch das Gespräch mit Hansi Flick, auch das Ergebnis ist bekannt. Ich kann nur das wiederholen, was Aki Watzke gesagt hat: Wenn wir eine Analyse zur WM brauchen, heißt das nicht, dass ich eine Person zur Disposition stelle. Das will ich klar sagen. Ich habe vollstes Vertrauen in Hansi Flick, er ist ein hervorragender Trainer. Das hat sich in dem Gespräch auch bewahrheitet. Er hat ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Er will unter allen Umständen die Heim-EM 2024 erfolgreich gestalten, das Ausscheiden ärgert ihn wohl am meisten. Der Eindruck war, dass Hansi Flick der richtige Mann ist, das will ich ausdrücklich nochmal unterstreichen. Wir haben über das Turnier gesprochen in allen Facetten. Hansi Flick wird mit seinem Team die richtigen Schlüsse ziehen.

"Wie geht es jetzt weiter? Dazu gehörten auch Gespräche, die in einem Verband wie dem DFB nötig sind. Es entscheidet keine einzelne Person alles, man braucht Mehrheiten in den Gremien. Deshalb wurde nicht nur mit Flick und Bierhoff gesprochen, sondern auch mit dem DFB-Vorstand, dem DFB-Präsidium und dem Aufsichtsrat. Das sind wichtige Ansprechpartner für mich, die man bei Entscheidungen mitnehmen muss. Das gehörte für mich dazu, diese Gremien miteinzubeziehen."

Bernd Neuendorf beginnt: "Es gibt einiges zu besprechen nach zehn Monaten Amtszeit und vor allem nach den letzten vier Wochen. Beim Abflug in Doha habe ich gesagt, dass ich einen Prozess einleiten möchte, ein Verfahren, dass ich aufsetzen möchte. Das habe ich in den letzten zehn Tagen in vielen Gesprächen gemacht. Ich habe gesagt, ich komme auf sie zu, wenn es Ergebnisse gibt, und an diesem Punkt sind wir jetzt."

Vor Beginn: Es geht los! Pressesprecher Steffen Simon eröffnet die Pressekonferenz.

DFB-Team - Die Pressekonferenz mit Präsident Bernd Neuendorf im Liveticker: Vor Beginn

Vor Beginn: Der DFB hat für die anstehende Heim-EM offenbar einen fünfköpfigen Expertenrat gegründet, der für ein erfolgreiches Abschneiden beim Turnier 2024 sorgen soll. Das berichtet die Bild-Zeitung. Mit dabei sind auch zwei Gesichter des FC Bayern. Hier bekommt Ihr weitere Einzelheiten.

Vor Beginn: Themen gibt es genug: Wer wird Nachfolger von DFB-Direktor Oliver Bierhoff? Wie bekommt man die Kurve zur Heim-EM 2024? Wie ist das Verhältnis zur FIFA nach der "One Love"-Binde? Und vieles mehr.

Vor Beginn: Ab 12 Uhr wird sich der 61-Jährige den Fragen der Journalisten stellen. Angekündigt wurde, Bilanz zu ziehen nach einem desaströsen Länderspieljahr.

Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zur DFB-Pressekonferenz mit Präsident Bernd Neuendorf.

DFB-Team - Die Pressekonferenz mit Präsident Bernd Neuendorf im Livestream

Alternativ zu unsere Liveticker bietet der DFB auch einen kostenlosen Livestream an. Hier kommt Ihr zum Livestream der DFB-Pressekonferenz.

DFB-Team: Die Abschlusstabelle der Gruppe E bei der WM 2022

#MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.
1Japan32014:316
2Spanien31119:364
3Deutschland31116:514
4Costa Rica31023:11-83
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