Beim 1:1 in Italien zum Auftakt der Nations League kann bei Deutschland kein Spieler des FC Bayern München über 90 Minuten vollends überzeugen. Beim Spiel gegen England in München sollte Flick auf andere Spieler setzen. Der Rechtsverteidiger der Zukunft könnte gefunden sein. Und spielt die Lösung für Bayerns Probleme in Sassuolo? Die Thesen zum Spiel
Flick muss den Bayern-Block in München sprengen Fünf Feldspieler des FC Bayern München standen gegen Italien in der Startelf, sogar sechs, wenn man den zum BVB wechselnden Niklas Süle dazu zählt.
Richtig überzeugen konnte vom mächtigen Bayern-Block über 90 Minuten eigentlich keiner.
Zumindest zeitweise spielten Ausgleichstorschütze Joshua Kimmich (in den ersten 15 Minuten und in der zweiten Halbzeit) und Offensivspieler Serge Gnabry (in der ersten Halbzeit sehr gut, danach unauffällig) stark, der eingewechselte Jamal Musiala sorgte für frischen Wind.
Thomas Müller fehlte die Bindung zum Spiel und verkomplizierte die Dinge bisweilen ähnlich wie Leon Goretzka, der nicht nur bei seiner Doppeltorchance zweimal viel zu zögerlich agierte. Süle hätte vor dem 0:1 außerdem resoluter zum Ball gehen können.
Leroy Sane enttäuschte, wirkte in keiner Phase des Spiels in der Partie, wurde von Flick zu Recht als Erster (zusammen mit dem ebenfalls enttäuschenden Leipziger Benjamin Henrichs) ausgewechselt.
Noten: Bayerns Problemfall auch bei Flick schwach - Italien hat einen neuen Star
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Vor wunderschöner Kulisse trennen sich Italien und Deutschland zum Auftakt der Nations League mit 1:1. Bei Italien gibt's einen Debütanten-Ball, bei Deutschland überzeugt ein Verteidiger. Ein Bayern-Star fällt ab. Die Noten aller Spieler.
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ITALIEN – GIANLUIGI DONNARUMMA: Im ersten Durchgang sah er viele Deutsche im und um den Strafraum, aber so richtig beschäftigt wurde er nicht. Beim Gegentor machtlos, dann überragend bei der Doppelchance gegen Hofmann und Kimmich (79.). Note 2,5.
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ALESSANDRO FLORENZI: Ein Rechtsverteidiger mit der Rückennummer 7 ist ja immer so ein Zeichen, dass da keiner stehenbleibt, wenn es Raum gibt. Der Milan-Meister war dann auch viel unterwegs, gute Vorstöße und gefährliche Flanken. Note 2.
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FRANCESCO ACERBI: In der Anfangsphase hier und da mit Problemen in der Orientierung, dann aber konzentrierter in den Aktionen, auch weil er sich im Gegensatz zu Bastoni weniger nach vorne orientierte. Beim 1:1 dann sehr wild im Zweikampf. Note 4.
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ALESSANDRO BASTONI: Nahm seine starke Form aus der Saison mit Inter mit und zeigte über weiter Strecken, warum man sich nach Chiellini langfristig keine Sorgen machen muss. Beim Gegentor beherzt im Zweikampf, konnte aber nicht endgültig klären. Note 3,5.
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CRISTIANO BIRAGHI: Der Linksverteidiger vom AC Florenz hatte in der Anfangsphase große Probleme gegen Gnabry, der Biraghi wiederholt stehen ließ. Dann mit Hilfe aus dem Zentrum sicherer, traute sich dann auch nach vorne. Note 3,5.
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DAVIDE FRATTESI: Bei seinem Länderspiel-Debüt für Italien sehr umtriebig, zog von der rechten Seite immer wieder ins Zentrum, um auch Florenzi Platz für sein Aufrücken zu geben. Ein paar Ballverluste, aber auch Abschlüsse. Note 3.
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BRYAN CRISTANTE: Nahm seine Rolle sehr defensiv an, selten mal ein Vorstoß, dafür aber mit den meisten Ballaktionen, weil Italien im Aufbau über das Zentrum kam. Hier und da auch ein rüder Zweikampf, dennoch fair. Note 3,5.
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SANDRO TONALI: Einer der Besten beim Gastgeber. Der Milan-Star war sich für keinen Zweikampf zu schade, gewann viele Bälle und hat auch die Gabe, die Kugel dann sauber weiterzuspielen. Ging etwas müde runter. Note 2,5.
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MATTEO POLITANO: Fleißiger Außenbahnspieler, der sich nicht dadurch auszeichnet, als Wirbelwind durchzustarten, sondern eher Wege geht und Positionen besetzt. Der Raumdeuter Italiens – nur anders. Musste verletzt runter. Note 3,5.
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LORENZO PELLEGRINI: Nach seiner starken Saison bei der AS Rom auch mit einem guten Länderspiel gegen das DFB-Team, das er mit dem Tor zum 1:0 krönte. Er wirbelte vorher auch schon ganz ordentlich auf der linken Seite. Note 2.
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GIANLUCA SCAMACCA: Wenn der FC Bayern einen Stürmer sucht, sollte man mal bei Sassuolo nachschauen. Bärenstarke Vorstellung, ließ sich zurückfallen, wich auf die Flanken aus und hatte dennoch viele gefährliche Abschlüsse. Ein neuer Italien-Star. Note 2.
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WILFRIED GNONTO: Tolle Wochen für Willy! Wurde mit Andre Breitenreiter in der Schweiz Meister, dann beim Italien-Debüt nach wenigen Augenblicken mit einer tollen Vorlage zum 1:0 nach Einwechslung. Spannender Spieler mit viel Tempo. Note 2.
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TOMMASO POBEGA: Der Turiner kam zu seinem Länderspiel-Debüt in den letzten Minuten, orientierte sich unauffällig im Zentrum. Keine Bewertung.
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FEDERICO DIMARCO: Nach der guten Saison mit Inter sein Länderspiel-Debüt für Italien, vertrat für ein paar Minuten Biraghi auf der linken Abwehrseite. Hatte eine gute Schusschance (88.). Keine Bewertung.
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SAMUELE RICCI: Und noch ein Debütant. Der Mittelfeldspieler kam für Frattesi kurz vor Schluss. Keine Bewertung.
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MATTEO CANCELLIERI: Ein weiterer Debütant – der 20 Jahre alte Rechtsaußen spielt bei Hellas Verona und kam kurz vor Schluss für Scamacca. Keine Bewertung.
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DEUTSCHLAND - MANUEL NEUER: War da, wenn er gebraucht wurde. Allerdings gab ihm Italien nicht allzu oft die Gelegenheit, sich zu beweisen. Beim Gegentor chancenlos. Note: 3,5.
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BENJAMIN HENRICHS: Sehr offensiv eingesetzt, fehlte deshalb defensiv. Italien bespielte den Raum hinter ihm wirkungsvoll. Offensiv kaum mit Einfluss. Fiel vom Grundniveau her klar ab. Note: 5.
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NIKLAS SÜLE: Das Gegenteil von Rüdiger. Defensiv wurde er ein paar Mal überrannt und konnte das Loch hinter Henrichs kaum schließen. Mit dem Ball dafür kreativster Verteidiger im Team. Note: 3,5.
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ANTONIO RÜDIGER: Stabilster deutscher Verteidiger. Verhinderte vor allem in der wackeligen Phase im ersten Durchgang Schlimmeres. Im Spielaufbau zuverlässig und ohne Tadel. Note: 2,5.
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THILO KEHRER: Unter Flick ein ständiger Wiederkehrer, zahlte das Vertrauen nur teilweise zurück. Ohne große Momente, aber eben auch meist zuverlässig. Sah in der Entstehung des Gegentors dennoch alt aus. Note: 4.
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JOSHUA KIMMICH: Für seine Ansprüche lange zu wenig. Bekam zunächst kaum Tempo ins Spiel und hatte defensiv Probleme. Steigerte sich im zweiten Durchgang und erzielte das wichtige 1:1. Note: 3.
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LEON GORETZKA: Jagte im ersten Durchgang mehrere Bälle in den Nachthimmel, was seine Offensivbemühungen unterstreicht. Hat das Spiel gut angetrieben. Dafür gegen den Ball ungewohnt schwach. Eroberte kaum Bälle. Note: 3,5.
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SERGE GNABRY: Bester deutscher Offensivspieler, weil er als einziger Dynamik in die DFB-Statik brachte. Dribbelte viel und hatte gute Gelegenheiten für ein Tor. Spielte dennoch ein wenig glücklos und verlor in der zweiten Halbzeit an Power. Note: 3.
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THOMAS MÜLLER: Hatte kaum Anbindung zum Spiel und wenn er am Ball war, machte er es sich und seinen Teamkollegen oft zu kompliziert. Note: 4.
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LEROY SANE: Bestätigte seine überschaubare Form. Viele Ballkontakte, sehr wenig Ertrag. Mit seinen Ballverlusten und den daraus entstehenden italienischen Kontern eher ein Risiko als ein wichtiger Faktor. Note: 5.
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TIMO WERNER: Sehr bemüht, aber ebenfalls glücklos. Fand auch wegen seiner Mitspieler kaum Zugriff auf den gegnerischen Strafraum, wich deshalb oft auf andere Positionen aus und fehlte dann vorn. Note: 4.
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JONAS HOFMANN: Kam für Henrichs (58.) und sorgte direkt für mehr Offensivpower. In der Entstehung des 1:1 ein wichtiger Faktor, auch danach mit einigen guten Hereingaben. Note: 2,5.
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JAMAL MUSIALA: Für Sane eingewechselt (58.), blieb aber ähnlich blass. Immerhin mit deutlich weniger Ballverlusten und sicheren Aktionen. Note: 4.
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ILKAY GÜNDOGAN: Ersetzte Goretzka (69.). War im Mittelfeld immer anspielbar und fügte sich nahtlos ein. Offensiv etwas weniger gefährlich als sein Vorgänger. Note: 3,5.
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KAI HAVERTZ: Kam für den glücklosen Müller (69.) und zeigte eine ordentliche Leistung, ohne aber große Highlightszenen zu haben. Note: 3,5.
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DAVID RAUM: Durfte kurz vor dem Ende für Serge Gnabry ran (80.). Ohne Bewertung.
Nations League: "Haben uns den Schneid abkaufen lassen" Als Bundestrainer Hansi Flick nach dem Spiel referierte, dass die DFB-Elf nach den guten ersten 15 Minuten "nicht mehr so die Räume gefunden", "viele Fehler gemacht" und "ein bisschen den Rhythmus verloren und uns den Schneid haben abkaufen lassen" , bezog er sich damit auch auf ein paar seiner früheren Spieler beim FC Bayern.
Wenn es nur um das Leistungsprinzip ginge, dann müsste der Bundestrainer den Bayern-Block beim nächsten Länderspiel in München gegen England am Dienstag sprengen. Zumal die fünf Einwechselspieler in Bologna alle funktionierten.
Ausgerechnet in München drohen also vor allem Sane (für ihn könnte etwa Kai Havertz spielen) und Goretzka (für ihn könnte Ilkay Gündogan spielen) die Bank. Auch Thomas Müller (Marco Reus steht für das England-Spiel wohl wieder zur Verfügung) und Niklas Süle (für ihn könnte Nico Schlotterbeck kommen) könnten von der Rotation betroffen sein.
Nations League: Stenogramm Italien - Deutschland Italien - Deutschland 1:1 - Stenogramm Tore
1:0 Pellegrini (70.), 1:1 Kimmich (73.) Aufstellung Italien
Donnarumma - Florenzi, Bastoni, Acerbi, Biraghi (80. Dimarco) - Frattesi (85. Ricci), Cristante, Tonali (80. Pobega), Politano (65. Gnonto), Lo. Pellegrini - Scamacca (85. Cancellieri)
Aufstellung Deutschland
Neuer - Henrichs (59. Hofmann), Süle, Rüdiger, Kehrer - Kimmich, Goretzka (70. Gündogan) - Gnabry (80. Raum), Müller (70. Havertz), Sane (59. Musiala) - Werner Gelbe Karten
Pellegrini, Florenzi, Tonali, Bastoni, Cancellieri - Kehrer, Havertz, Werner