Dietmar Hamann: Sünden der Vergangenheit holen Joachim Löw und DFB-Team ein

SID
Dietmar Hamann plädiert für die Rückkehr von Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller.
© imago images / Sven Simon

Die 0:6-Pleite der deutschen Nationalmannschaft ist nach Ansicht des früheren Vizeweltmeisters Dietmar Hammann der hohe Preis für Sünden der Vergangenheit gewesen.

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In seiner Sky-Kolumne deutete der TV-Experte außerdem eine mutmaßliche Überforderung von Bundestrainer Joachim Löw bei der Gestaltung des Umbruchs an und machte den Coach auch für den Ansehensverlust des Teams in der Öffentlichkeit verantwortlich.

"Löw hatte immer herausragende Mannschaften und Spieler, die Probleme innerhalb der Kabine alleine geregelt haben. Jetzt wirkt er ratlos", erklärte Hammann:

"Er hat das Gefühl, dass er die Mannschaft nicht mehr so erreicht wie noch vielleicht vor drei Jahren. Und wenn dies der Fall ist, dann sind die Probleme tiefgründiger, als es alle wahrhaben wollen", schrieb er. Nach seiner Einschätzung mache die Auswahl des DFB "doch ein Stück weit einen führungslosen Eindruck".

Mit Verzögerung würden sich nunmehr Versäumnisse rund um die misslungene Verteidigung des WM-Titels 2018 in Russland rächen. "Es war selbstgefällig, dass man vor der WM 2018 überhaupt nicht den Gedanken in Betracht gezogen hat, dass etwas schieflaufen könnte, und dass man den Vertrag mit Löw verlängert hat", schrieb Hamann.

Mehr aber als der peinliche Misserfolg in Russland hätte der Nationalelf und ihrem Image die spätere Ausbootung von Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels geschadet, meinte der ehemalige England-Legionär: "Die Nationalmannschaft hat seit 2018 Stück für Stück an Glaubwürdigkeit verloren. Die Art und Weise, wie man verdiente Spieler aussortiert hat, war respektlos. Damit ging der schrittweise Verfall der Glaubwürdigkeit los."

Hamann: "Löw hat Sturheit entwickelt"

Den zahlreichen Forderungen nach einer Rückkehr von Müller, Boateng und Hummels ins Nationalteam haben für Hamann nur begrenzt Aussicht auf Erfolg: "Ich habe das Gefühl, dass Joachim Löw eine gewisse Sturheit entwickelt hat. Er zieht das jetzt durch, ob es richtig ist oder nicht." Dabei wäre nach dem Abpfiff des Spiels in Spanien "die perfekte Möglichkeit gewesen zu sagen: Wir überlegen uns das."

Von einem Sinneswandel in dieser strittigen Personalfrage kann Löw nach Hamanns Ansicht allerdings nur profitieren: "Sollte er von seiner Entscheidung abkehren, wäre es kein Gesichtsverlust, sondern ein Zeichen von Stärke."