FC Bayern München - FC Salzburg 3:1: FCB nach wildem Schlagabtausch im Achtelfinale

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© imago images / Philippe Ruiz

Dank eines 3:1 (1:0) gegen den FC Salzburg (die Highlights im Video) hat der FC Bayern München den Sieg in Champions-League-Gruppe A und damit gleichzeitig den Einzug in die K.o.-Phase vorzeitig perfekt gemacht. Vollends überzeugend war der Auftritt der Mannschaft von Hansi Flick aber nicht.

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Ziel erreicht, den Weg dorthin unnötig verkompliziert: So fasste Flick den vierten Sieg im vierten Champions-League-Spiel in dieser Saison zusammen. "Mit der Effizienz bin ich sehr zufrieden. Und hinten haben wir natürlich einen Weltklassetorhüter stehen", zählte Flick Positives auf.

Was dem Bayern-Coach nicht gefiel, waren die Nachlässigkeiten seiner müde wirkenden Mannschaft. "Unsere Ballverluste dürfen so nicht passieren", sagte Flick, der die Gründe dafür in einer gewissen "Leichtigkeit" oder "Unkonzentriertheit" sieht.

Der von ihm angesprochene Weltklassetorhüter sah das pragmatischer. "Es ist wichtig, dass wir jetzt bereits Gruppensieger sind. Das ist ein klarer Schritt in die richtige Richtung", sagte der Neuer bei Sky.

FC Bayern - FC Salzburg: Die Analyse

Flick nahm gegenüber dem 1:1 vom Samstag gegen Bremen vier Startelf-Wechsel vor: Nachwuchsspieler Richards startete hinten links anstelle von Hernandez, der nach seiner Beckenprellung immerhin auf der Bank Platz nahm. Goretzka und Gnabry rutschten für Musiala und Costa ins Team. Und der zuletzt von Flick nur sporadisch eingesetzte Roca kam zu seinem Debüt in der Königsklasse. Für ihn wich Martinez. Ein Tausch, der dem Aufbauspiel der Münchner im Mittelfeld eine erfrischende Note verlieh. Denn Roca forderte immer wieder den Ball und wusste ihn unter Druck gut zu behaupten und klug zu verteilen.

Gleichwohl fehlte wie schon gegen Bremen die Durchschlagskraft im letzten Drittel, speziell auf den Flügeln gelang den Mannen in Rot nur wenig. Das lag einerseits an der robusten Zweikampfführung und starken Tiefenstaffelung der Salzburger. Andererseits aber auch an den Münchner Außenverteidigern, die entweder zu unsicher (Richards) oder zu behäbig (Pavard) agierten.

Eine Aktion reichte aus Sicht der Flick-Elf jedoch, um eine schwache erste Hälfte mit der Führung abzuschließen: Müller probierte es aus gut 17 Metern mit einem Flachschuss, den Salzburgs Keeper Stankovic vor die Füße von Lewandowski klatschen ließ. Der Pole bedankte sich und staubte zu seinem 71. Tor in der Königsklasse ab (42.).

Für die Salzburger doppelt bitter, hatte das Team von Marsch in jener Phase eigentlich ein spielerisches Übergewicht und einige gute Chancen. Die beste vergab Top-Talent Szoboszlai, der nach einer von überraschend vielen Nachlässigkeiten der FCB-Defensive völlig frei vor Neuer auftauchte und den Ball fünf Meter über das Tor schoss (35.).

Nach dem Seitenwechsel bot sich das gleiche Bild: Salzburg kam zu den etwas größeren Möglichkeiten, scheiterten aber entweder am stark parierenden Neuer oder dem eigenen Unvermögen. Die Bayern hingegen nutzten die sich ihnen bietenden Chancen - ähnlich wie beim 6:2 im Hinspiel - mit der Coolness eines Titelverteidigers. Erst lenkte Wöber einen Schuss von Coman ins eigene Tor (52.), dann traf der für den unauffälligen Gnabry eingewechselte Sane per Kopf (68.).

Bei den Österreichern keimten durch Rocas Platzverweis, der zwei Gelbe Karten binnen 18 Minuten kassierte, und den Treffer von Berisha (73.) zwar noch einmal Hoffnungen auf, die Hausherren brachten den wilden Schlagabtausch in der nahezu menschenleeren Allianz Arena aber siegreich über die Bühne.

FC Bayern München - FC Salzburg: Die Aufstellungen

FC Bayern: Neuer - Pavard (63. Hernandez), Boateng, Alaba, Richards (79. Javi Martinez) - Roca, Goretzka - Gnabry (62. Sane), Müller, Coman (79. Costa) - Lewandowski

Salzburg: Stankovic - Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer - Camara, Junuzovic (71. Adeyemi) - Mwepu (71. Ashimeru), Berisha, Szoboszlai (71. Sucic) - Koita

FC Bayern München - FC Salzburg: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Lewandowski (43.), 2:0 Wöber (ET, 52.), 3:0 Sane (68.), 3:1 Berisha (73.)

Bes. Vorkommnis: Roca sieht Gelb-Rot (66.)

  • Mit 71 Toren liegt Lewandowski jetzt gemeinsam mit Raul auf dem 3. Platz der Torschützenliste der Champions League. Vor dem Duo klassiert sind einzig Messi (118) und Cristiano Ronaldo (131).
  • Mit 15 Toren stellt der FCB die nun beste Offensive der laufenden CL-Saison. Dahinter: Borussia Mönchengladbach, das sich im frühen Spiel mit 4:0 gegen Shakhtar Donezk behauptete.
  • Die Bayern trafen im 36. Pflichtspiel in Folge (insgesamt 119 Tore). Letztmals nicht gelungen war das dem Titelverteidiger am 9. Februar beim 0:0 gegen RB Leipzig in der Bundesliga.
  • Salzburg hatte heute acht Abschlüsse mehr als der Gegner (19:11). Das letzte Team, das dies in der CL gegen die Bayern schaffte, war im April 2017 Real Madrid im Viertelfinal-Rückspiel (20:30 Abschlüsse aus FCB-Sicht).

Der Star des Spiels: Manuel Neuer (FC Bayern München)

Neuer, die Wand. Bayerns Keeper hielt nach einer Viertelstunde das 0:0 fest, beim Stand von 3:0 abermals mit einer herausragenden Doppeltat, als er zunächst gegen Berisha parierte und dann auch Mwepu zum Verzweifeln brachte. Beim Gegentor machtlos.

Der Flop des Spiels: Dominik Szoboszlai (FC Salzburg)

Unglücklicher Auftritt des hochgelobten Hochbegabten aus Ungarn, der zwar viel probierte, aber so gut wie nichts auf die Kette bekam. Szoboszlai vergab nicht nur die Großchance gegen Neuer beim Stand von 0:0, er gewann im Mittelfeld auch nur knapp 30 Prozent seiner Zweikämpfe und produzierte insgesamt 13 Ballverluste.

Der Schiedsrichter: Orel Grinfeld (Israel)

Musste die Partie häufiger unterbrechen, weil sich beide Mannschaften nichts schenkten und oft zu hart in die Zweikämpfe gingen. Die erste Gelbe Karten verteilte der Israeli aber richtigerweise an Neuer, der den bereits im Aus liegenden Ball nach einem seiner typischen Ausflüge gegen die Bande drosch. Gerade Salzburgs Coach Marsch war einige Male alles andere als einverstanden mit den Entscheidungen des Unparteiischengespanns und legte sich lautstark mit dem vierten Offiziellen an. Im Laufe der zweiten Hälfte kochten die Gemüter noch höher, als Roca zweimal zu spät kam und zweimal die Gelbe Karte sah. Ebenso nachvollziehbar wie der Platzverweis war die Entscheidung, Salzburgs einzigen Treffer des Abends nach Rücksprache mit dem VAR anzuerkennen.

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