BVB muss "wieder reden": Verkennt Edin Terzic grundlegende Probleme?

Von Justin Kraft
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BVB: Karim Adeyemi und Anthony Modeste wirken deplatziert

27 Ballkontakte, zwei harmlose Abschlüsse nach Ecken, kaum nennenswerte Aktionen - die Bilanz für Anthony Modeste ist abermals keine gute. Der Franzose wirkt in der Offensive des BVB wie ein Fremdkörper. Will man seiner Rolle in der Offensive etwas Positives abgewinnen, dann sind es die guten Kopfballablagen, mit denen er nach langen Bällen oft zur Stelle ist.

Gleichwohl ist das nicht ausreichend, um einen Stammplatz zu rechtfertigen. Das liegt zum Teil an den oben beschriebenen Problemen des gesamten Teams. Dortmund findet aus eigenen Ballbesitzphasen heraus keine Lösungen, um Modestes Stärken einzubinden - weder sein starkes Kopfballspiel, noch seine Physis. Gleichzeitig ist der Stürmer kein Spieler, der mit Tempo die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr bearbeiten kann, weil ihm dafür auf diesem Niveau Geschwindigkeit und technische Fähigkeiten fehlen.

Nicht alles ist aber an Modeste festzumachen. Die BVB-Offensive hat insgesamt mit Unstimmigkeiten zu kämpfen. Auch Karim Adeyemi sucht seit seiner Ankunft nach einer optimalen Rolle für sich. Im 4-2-3-1 von Terzic muss er meist an der Außenlinie oder im Halbraum agieren. In Salzburg konnte er meist zentralere Räume bearbeiten und dort mit Tempo bei Gegenstößen ein wichtiger Zielspieler sein.

Bei Borussia Dortmund muss er mehr von der Außenbahn kommen, die Wege zum Tor sind somit komplizierter. Auch gegen Köln hatte der 20-Jährige wieder Schwierigkeiten, verrannte sich oftmals bei seinen Versuchen, in die Mitte zu ziehen. Zwar hatte der BVB gegen Köln insgesamt 22 Abschlüsse und hätte durchaus häufiger treffen müssen als nur zweimal. Trotzdem hakt es im Getriebe. Auch weil einige Spieler es in ihren Rollen nicht schaffen, sich bestmöglich einzubringen.

BVB: Karim Adeyemi und Anthony Modeste gegen den 1. FC Köln

StatistikKarim AdeyemiAnthony Modeste
Ballkontakte2827
Pässe (erfolgreich)17 (82,4 %)18 (83,3 %)
Abschlüsse22
Torschussvorlagen22
Tore00
Assists00
Dribblings (erfolgreich)3 (1)2 (0)
Abgefangene Pässe00
Zweikämpfe am Boden (gewonnen)5 (1)6 (1)
Zweikämpfe in der Luft (gewonnen)1 (0)7 (6)
Ballverluste97

BVB defensiv weiter mit Problemen

Mit der neu aufgestellten Defensive sollten die Probleme in der Abwehr der Vergangenheit angehören. Spätestens nach den drei Gegentoren gegen den 1. FC Köln ist aber klar, dass Terzic immer noch viel Arbeit vor sich hat. Vor allem zwei Aspekte fielen am Samstag negativ auf: Die offenen Außenbahnen und das zu wechselhafte Pressing.

Auf den Flügeln sind die Außenverteidiger selbstredend hauptverantwortlich. Thomas Meunier und Raphaël Guerreiro machten freilich kein gutes Spiel. Beide wackelten defensiv in den direkten Duellen und hatten offensiv nur in wenigen Momenten etwas anzubieten. Vor dem zweiten Tor schaffen es drei Spieler nicht, den Pass von Jonas Hector zu verhindern. In solchen Szenen offenbart sich ein großes taktisches Problem.

Beide Außenverteidiger besitzen viele Freiheiten im Spiel nach vorn und öffnen dementsprechend hinter sich einen großen Raum, der abgedeckt werden muss. Köln hat es dennoch mehrfach geschafft, mit langen Bällen oder schnellen Stafetten 2-gegen-1-Situationen auf den Flügeln herzustellen oder sich sogar in Unterzahl durchzukombinieren.

Borussia Dortmund vor wichtiger Woche

Dortmund fand darauf keine Antwort und ließ sich mehrfach überrumpeln. Ein Grund dafür war, dass Adeyemi und Malen jeweils zu halbherzig mit nach hinten verteidigten. Zwar waren sie in der Defensive präsent, Zweikämpfe führten sie aber so gut wie keine. Linton Maina konnte beim 1:1 nahezu ungestört an Adeyemi vorbeilaufen.

Die Dortmunder haben in der Arbeit gegen den Ball zu wechselhafte Phasen. In einigen Situationen sind sie gut sortiert, gewinnen die Bälle und bestechen mit tollen offensiven Umschaltaktionen. In anderen fehlt ihnen jeglicher Zugriff und sie begleiten den Gegner eher passiv, als aktiv zu stören. Nach 45 Minuten hatte der BVB nur vier Ballgewinne in der Hälfte des FC. Nach 90 Minuten waren es 13, aber nur vier in Strafraumnähe.

Beim BVB deuten sich abermals mehr Probleme an, als es die Ergebnisse bisher vermuten ließen. Ein schweres Auswärtsspiel beim FC Sevilla und das Top-Spiel gegen den FC Bayern München stehen als Nächstes auf dem Programm.

Spätestens dann könnte die Wohlfühlstimmung der letzten Wochen endgültig Geschichte sein. Die Zeit für Aufarbeitung ist dementsprechend gekommen – und für Taten. Denn nur reden hat schon in der Vergangenheit wenig geholfen.

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