FC Bayern München - Remis beim Rückrundenstart gegen RB Leipzig: Das Loch nach Katar

Julian Nagelsmann am Freitagabend beim 1:1 seiner Bayern bei Verfolger Leipzig.
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Verletzt, degradiert, fehlerhaft und glücklos: Nach dem WM-Fiasko haben einige deutsche Nationalspieler des FC Bayern München einen eher unerfreulichen Rückrundenstart erlebt.

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Rund eineinhalb Monate ist es her, dass Joshua Kimmich im Al-Bayt-Stadion in Katar den Tränen nahe vom "schwierigsten Tag meiner Karriere" sprach. Er habe gar Angst, "in ein Loch zu fallen". Das DFB-Team war soeben trotz eines 4:2-Sieges gegen Costa Rica zum zweiten Mal hintereinander in einer WM-Gruppenphase gescheitert. Kimmichs leerer, ratloser Auftritt stand sinnbildlich für den Zustand der deutschen Nationalmannschaft.

Keinen Klub betraf das WM-Fiasko des DFB so direkt wie den FC Bayern München, der insgesamt sieben Spieler und somit die größte Fraktion des deutschen WM-Kaders stellte. Neben Kimmich noch Keeper Manuel Neuer, Leon Goretzka, Jamal Musiala, Thomas Müller, Serge Gnabry und Leroy Sané.

Viel wurde seitdem diskutiert, ob diese Erlebnisse ihre Leistungen für den vor der WM so formstarken FC Bayern negativ beeinflussen könnten. Beim durchwachsenen Rückrundenstart gegen RB Leipzig (1:1) war zumindest auffällig, dass die deutschen Nationalspieler eher zu den schwächeren Münchnern zählten - sofern sie denn überhaupt mitspielen durften.

FC Bayern: Julian Nagelsmann kritisiert Joshua Kimmich

In Leipzig gar nicht dabei war bekanntlich der verletzte Kapitän und Stammkeeper Manuel Neuer. Er hatte sich nach dem WM-Aus bei einer Skitour den Unterschenkel gebrochen, was eine langwierige Torwartsuche mit der am Donnerstag verkündeten Verpflichtung Yann Sommers nach sich zog. Der 34-jährige Schweizer feierte in Leipzig direkt sein Debüt, wurde dabei jedoch kaum gefordert.

Aber nicht nur Kapitän Neuer fehlte in der Startelf des FC Bayern, sondern auch sein Stellvertreter. Wie erwartet degradierte Trainer Julian Nagelsmann Thomas Müller zum Ersatzspieler. Müller kam erst in der 83. Minute ins Spiel und vergab in der Nachspielzeit noch eine Chance auf ein spätes Siegtor, das wegen einer Abseitsstellung aber eh nicht gezählt hätte.

Die Münchner Kapitänsbinde trug Kimmich. Statt seine Mannschaft anzuführen, zeigte er eine enttäuschende Leistung und verschuldete Leipzigs Ausgleich. Im Vorfeld von Marcel Halstenbergs Treffer leistete sich Kimmich zunächst einen unnötigen Fehlpass, ehe er im Zweikampf mit André Silva zu leicht zu Boden ging.

"Das Tor war komplett unnötig. Man kann den Ball auf den Torwart spielen, Yann kann ihn direkt wegschlagen. Er versucht, einen Zielchip zu spielen", kritisierte Nagelsmann seinen Ersatz-Ersatz-Kapitän, Kimmich hätte "einfach klären" sollen. "Am Ende des Tages gewinnen wir das Spiel ohne meinen Fehler", sagte Kimmich selbst. "Ich muss ihn rausprügeln, dann passiert nichts." Beim Zweikampf mit Silva sah er genau wie Nagelsmann übrigens keine Regelwidrigkeit - anders als Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der von einem "klaren Foul" sprach.

FC Bayern: Lichtblicke Choupo-Moting und de Ligt

Kimmichs Nebenmann Leon Goretzka rückte aus dem defensiven Mittelfeld oft weit nach vorne, setzte dort aber nur vereinzelte Akzente. Sein vermeintlicher Treffer in der 30. Minute wurde wegen einer knappen Abseitsposition von Matthijs de Ligt im Vorfeld nicht gegeben. Weitestgehend glücklos agierte auch das deutsche Offensivtrio bestehend aus Leroy Sané, Jamal Musiala und Serge Gnabry. Letzterer war noch am auffälligsten, gemeinsam mit Sané leitete er immerhin Eric Maxim Choupo-Motings 1:0 stark ein.

Der kamerunische Stürmer setzte seine Torserie aus der Hinrunde fort und war somit einer der wenigen Lichtblicke des FC Bayern. Positiv auf sich aufmerksam machte außerdem noch Innenverteidiger de Ligt, der sowohl mit als auch ohne Ball einen konzentrierten Auftritt hinlegte. Beide haben eine eher geruhsame WM hinter sich: Choupo-Moting scheiterte mit Kamerun trotz ordentlicher Leistungen bereits in der Vorrunde, de Ligt war beim Viertelfinalisten Niederlande nur Ersatz.

In Leipzig führte de Ligt eine generell starke Münchner Defensive an. Sein Nebenmann Dayot Upamceno leistete sich zwar ein paar wenige (ungeahndete) Schnitzer, machte sie aber mit starken Einzelaktionen wieder wett.

FC Bayern: Starke Abwehr, schwacher Angriff

Das Problem des FC Bayern war nicht das Abwehrverhalten, sondern das Angriffsspiel. Die Münchner erarbeiteten sich kaum Torchancen, der xG-Wert betrug lediglich 0,69 und war somit auf niedrigem Niveau noch schlechter als Leipzigs (0,71). "Wir haben kein gutes Spiel gemacht", tadelte Salihamidzic. "Genauigkeit und Aggressivität haben gefehlt."

Für den FC Bayern bedeutete das Remis in Leipzig nach zehn Pflichtspielsiegen am Stück den ersten Punktverlust seit Anfang Oktober, damals setzte es ein 2:2 bei Borussia Dortmund. Verfolger SC Freiburg könnte mit einem Sieg am Samstag beim VfL Wolfsburg in der Tabelle bis auf zwei Punkte an den Tabellenführer heranrücken.

Bereits nächstes Wochenende treffen die Münchner mit Eintracht Frankfurt auf einen weiteren Verfolger, bald darauf steigt das Champions-League-Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain. Spätestens bis dahin sollten sich die (fitten) DFB-Spieler des FC Bayern kollektiv aus ihrem WM-Loch arbeiten.

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