BVB - Borussia Dortmund nach zweitem Sieg im neuen Jahr: So war's gemeint

Der BVB hat den SC Freiburg deutlich besiegt.
© Getty

Beim 5:1-Kantersieg von Borussia Dortmund gegen den SC Freiburg geschahen allerhand Dinge. Vor allem aber füllte der BVB das neue Mantra von Trainer Marco Rose mit Leben und zeigte eine der besten Saisonleistungen.

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Manchmal scheint in einem einzigen Fußballspiel plötzlich und unvorbereitet alles möglich. Der Freitagabend in Dortmund war so ein Tag, an dem aus Sicht des BVB Dinge passiert sind, die man sonst nur selten bestaunen kann.

Es fing bereits an, da war noch nicht einmal der Anpfiff gegen den SC Freiburg ertönt: Zum ersten Mal in dieser Saison war die von Verletzungen so schwer wie kein anderer Bundesligaklub getroffene Borussia - die durchschnittlichen Ausfalltage pro Spieler lagen beim 36-Mann-Kader des BVB in der Hinrunde bei 47,6 - mit derselben Startelf wie im vergangenen Spiel aufgelaufen.

Das ist unmittelbar vor den im Februar beginnenden englischen Wochen durchaus ein Lichtblick, wenngleich beim 5:1-Sieg mit Emre Can (Hüftprobleme) und Thomas Meunier (umgeknickt und Tritt gegen den Fuß) direkt wieder zwei Spieler angeschlagen vom Feld mussten. Das Lazarett hat sich jedoch gelichtet, nach seiner Operation war Manuel Akanji beispielsweise wieder mit dabei. Auch Dan-Axel Zagadou (Corona) und der Langzeitverletzte Gio Reyna stehen vor der Rückkehr.

Punkt zwei der unglaublichen Ereignisse: Julian Brandt hat eine Gelbe Karte gesehen. Das dient zwar nur als Fun Fact, ist aber dennoch erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es erst seine zweite Verwarnung im 245. Bundesligaspiel war - und zugleich die erste seit April 2014.

BVB-Doppelpacker Meunier mit treffender Zusammenfassung

Dass Brandt Dortmunds erste beiden Tore vorbereitet hat, er steht nun bei sechs Assists in dieser Saison, kam dagegen weniger überraschend. Es ist aber eine gute Nachricht für die Schwarzgelben, dass der Mittelfeldspieler seine starke Form der Hinrunde konserviert zu haben scheint.

Allerdings sehr erwähnenswert ist zu guter Letzt, wie diese Treffer zustande gekommen sind. Nämlich jeweils vermeintlich ganz simpel: Eckball Brandt, Kopfball Meunier, Tor. Dieser Dreiklang ist beim BVB höchst selten zu sehen und erscheint im Duell mit der Mannschaft, die nach Standards die meisten Tore der Liga erzielt hat, umso skurriler.

Auch wenn sie nicht schnörkellos herausgespielt waren, waren diese beiden Tore hochverdient für Dortmund. Und zwar aufgrund einer Leistung, die Doppelpacker Meunier anschließend sehr treffend zusammenfasste: "Wir waren heute Abend einfach die Mannschaft, die jeder jede Woche erwartet."

Roses neues Mantra: Haltung und Nachhaltigkeit

Beinahe überbetont hatte Coach Marco Rose zuletzt den Begriff Haltung, der im Fußball ähnlich schwer zu greifen und definieren ist wie das zum Dortmunder Unwort gewordene Attribut Mentalität. Freilich war eindeutig, was Rose damit meinte und warum er es sagte: Der BVB muss während der Spiele stabiler und galliger sein, sich heftiger gegen Wider- und Rückstände wehren und konstanter seine individuelle wie mannschaftliche Qualität ausspielen.

Das von Rose angeleitete Team ist nicht das erste in Schwarzgelb, das diese Mängel aufweist. Gegen Ende der Hinrunde waren sie allerdings recht eklatant zu Tage getreten, selbst beim 3:0-Heimsieg gegen den abgeschlagenen Letzten aus Fürth. Auch bei der Pleite gegen die Hertha und zwischenzeitlich in Frankfurt in der Vorwoche agierte der BVB mal wieder so, als sei plötzlich der Stecker gezogen und schlagartig das Tor für allerhand Stümpereien geöffnet.

Nach der erfolgreichen Aufholjagd bei der SGE forderte Rose daher nachvollziehbar Nachhaltigkeit ein - "in einem Spiel und in Saisonphasen", wie er vor der Partie gegen die Breisgauer präzisierte. Und siehe da: Zumindest am Freitagabend war sie da, Dortmund spielte die beste erste Halbzeit der gesamten Saison.

BVB auch wieder mit einem bekannten Teil-Problem

Der BVB strahlte von Beginn an ein gesundes Selbstbewusstsein aus, war griffig und scharf in Ballbesitz und eroberte die Kugel blitzschnell zurück, sobald sie einmal verloren ging. Das Team war jederzeit konzentriert und aktiv, man half sich gegenseitig und fand in Ballbesitz regelmäßig den Weg in die Tiefe, auch weil sich gemeinschaftlich gut bewegt wurde. Genauso war's gemeint, dürfte sich Rose gedacht haben.

Schließlich führte dies zu exakt dem Ergebnis, an dem sich der BVB in der großen Mehrzahl der Bundesligaspiele messen muss: dass man als das Team mit der deutlich höheren Qualität jenes mit der geringeren dominiert und schlägt.

Dennoch trat kurzzeitig auch bei diesem hohen und schließlich souveränen Sieg ein Teil-Problem in Erscheinung, das bei den Westfalen auch nicht zum ersten Mal zu beobachten war: Nur wenige vermeintlich komfortable Führungen sind sicher. Zwar gab es keinen Bruch im Spiel, allerdings: "In der zweiten Halbzeit hatten wir dann mit dem 3:0 im Rücken eine Phase, wo man sich als Trainer wünscht, dass man so ein Spiel vielleicht mal komplett durchzieht, aber dann kam das 3:1 und weitere Halbchancen für Freiburg. Da hätte es nochmal eng werden können", sagte Rose.

Lange Trainingsphase für Rose und den BVB steht an

In diesen rund 15 Minuten waren die Gäste von einem weiteren Treffer nicht mehr so kilometerweit entfernt wie noch in der gesamten ersten Halbzeit. Auch dies gehört zur Wahrheit und Inkonstanz, mit der der BVB bislang durch diese Saison geht. Rose wolle sich daher weiter "um uns und unsere eigene Entwicklung und Leistung kümmern", sagte er nach dem Spiel.

Dazu ist auch bald fast schon exorbitant viel Zeit. Ende Januar hat die Bundesliga zwei Wochen lang spielfrei - und der BVB muss seine europäischen Nationalspieler nicht abstellen. So lange am Stück hat Rose seine Truppe zuletzt im Sommer beisammen gehabt.

"Wir müssen Kritik - aber auch ein gutes Spiel wie heute - richtig einordnen", sagte Rose. Das sollte nach dem 5:1 leichtfallen, denn ohne die kurze Freiburger "Hochphase" wäre tatsächlich einmal absolut gar nichts zu beanstanden gewesen.

BVB: Die kommenden Spiele

DatumWettbewerbGegner
Dienstag, 18.01., 20.45 UhrDFB-PokalFC St. Pauli (Auswärts)
Samstag, 22.01., 15.30 UhrBundesligaTSG Hoffenheim (Auswärts)
Sonntag, 06.02., 15.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (Heim)
Sonntag, 13.02., 15.30 UhrBundesligaUnion Berlin (Auswärts)