FC Bayern München - SV Werder Bremen 1:1: Schwache Bayern patzen! Werder beendet Horrorserie

FC Bayern München, Leon Goretzka, Javi Martinez
© imago images / Ulmer/Pool

Der FC Bayern München hat am 8. Spieltag der Bundesliga überraschend Federn gelassen und ist gegen "Lieblingsgegner" Werder Bremen nicht über ein 1:1 (0:1) hinausgekommen. Für Werder endete damit eine Serie von 19 Pleiten gegen den deutschen Rekordmeister in der Bundesliga in Folge.

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"Nicht zufrieden." So lautete das Fazit von Hansi Flick nach einem ungewohnt fahrigen und unterm Strich besonders offensiv harmlosen Auftritt seiner Mannschaft gegen couragierte Bremer, die den Bayern besonders in der ersten Halbzeit das Leben schwer machten.

Torhüter Manuel Neuer wurde von Josh Sargent und Ludwig Augustinsson gleich zweimal binnen Sekunden zu herausragenden Paraden gezwungen. Und während die Bayern in Halbzeit eins erstmals seit März 2020 keinen einzigen Schuss aufs Tor zustande brachten, schlug Werder eiskalt zu. Sargent enteilte Javi Martinez nach einem Einwurf und im Zentrum vollstreckte Maximilian Eggestein.

"Ein ganz, ganz billiges Gegentor", klagte Thomas Müller bei Sky: "So geht dann der Bremer Plan auf. Sie haben diszipliniert verteidigt." Im Vorwärtsgang der Bayern hingegen "fehlten die Topchancen", wie Neuer monierte. "Wir haben viel investieren müssen."

Am Ende erarbeitete sich der Rekordmeister ein Remis durch ein Kopfballtor von Kingsley Coman nach einer guten Stunde. Es hätte schlimmer kommen können, schließlich ließ Sargent in der Schlussphase noch zwei Hochkaräter liegen. Und weil Eric Maxim Choupo-Moting kurz vor Abpfiff eine Hereingabe von Leroy Sane aus fünf Metern freistehend über den Bremer Kasten jagte, riss am Ende für Werder eine echte Horrorserie.

Erstmals seit September 2010 und nach 19 Bundesliganiederlagen gegen Bayern in Folge nahm Werder mal wieder etwas Zählbares aus einem Spiel gegen den deutschen Branchenprimus mit. "Mal ganz ehrlich: Wir können hier nicht unzufrieden wegfahren", sagte auch Trainer Florian Kohfeldt, der sich kaum einen schöneren Ausgang seines 100. Spiels als Werder-Coach hätte ausmalen können.

Der FC Bayern hingegen könnte am Samstagabend punktetechnisch von RB Leipzig eingeholt werden. Viel schlimmer wog jedoch nach dem Spiel der nächste verletzungsbedingte Ausfall. Lucas Hernandez musste nach einem unglücklichen Sturz nach 19 Minuten bereits ausgewechselt werden. Der Franzose soll jedoch ersten Medienberichten zufolge lediglich eine Prellung erlitten haben.

"Lucas ist mit dem Becken auf dem Boden gelandet, mit voller Wucht. Er hat Probleme gehabt aufzutreten und wird untersucht. Wir müssen abwarten, wie es bei ihm aussieht", sagte Flick.

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FC Bayern - Werder Bremen 1:1: Die Analyse

Die Frustbewältigung für die deutschen Nationalspieler des FC Bayern, die am vergangenen Dienstag gegen Spanien unter die Räder gekommen waren, musste vorerst warten: Trainer Flick setzte Gnabry, Sane und Goretzka zunächst auf die Bank, Süle stand aufgrund von "Trainingsrückstand" (Flick) nicht einmal im Kader.

Stattdessen durfte Musiala sein Startelfdebüt in der Bundesliga für den deutschen Rekordmeister im 4-1-4-1 neben Müller geben, der verletzte Kimmich wurde vom alleinigen Sechser Martinez vertreten. Der deutsche Rekordmeister begann gewohnt dominant, ohne das Tor der Werderaner aber ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Musiala und Müller hatten im Zentrum zwar viele Ballaktionen, wurden jedoch von im 5-4-1-System verteidigenden Bremern gut unter Druck gesetzt. Gerade Musiala, der ein Aktivposten war, leistete sich zwei, drei gefährliche Ballverluste, die allerdings aufgrund der Bremer Zaghaftigkeit im Kontern zunächst ohne Folgen blieben.

Während die Bayern fahrig blieben und in der spielerischen Not aufgrund der Bremer Kompaktheit auf Seitenverlagerungen und Flanken setzten, waren es die Gäste, die die erste dicke Möglichkeit zur Führung hatten: Sargent scheiterte aus vier Metern am herausragend parierenden Neuer, der auch den Nachschuss von Augustinsson glänzend parierte (16.).

Werder machte den Bayern auch danach das Leben schwer, gewann im Kollektiv phasenweise 60 Prozent der Zweikämpfe und war offensiv die deutlich bessere, weil effizientere Mannschaft. Nachdem Hernandez mit Rückenproblemen nach einem unglücklichen Sturz aufseiten der Münchner verletzt raus musste und durch Goretzka ersetzt wurde, setzte Bittencourt eine Rashica-Flanke volley knapp neben das Tor (24.).

Und während die Bayern in der ersten Halbzeit erstmals seit März ohne Schuss auf das gegnerische Tor blieben, veredelte Eggestein kurz vor der Pause eine starke Sargent-Vorlage zum durchaus verdienten 1:0 für Werder (45.). Dabei sah besonders der zuvor fehlerlose Martinez (100 Prozent Passquote) im Laufduell mit dem US-Amerikaner nicht gut aus.

Nach der Pause hätte Rashica, der abermals dem zu weit aufgerückten Pavard enteilt war, auf 2:0 stellen können, doch Boateng verhinderte Schlimmeres (47.). Danach schoss sich der FCB langsam warm: Costa traf nur die Latte (52.), Coman prüfte Pavlenka (55.). Der Ausgleich? Nach einer knappen Stunde nur noch eine Frage der Zeit.

Werder verlor nun zu schnell die Bälle, schaffte kaum noch Entlastung und die nach wie vor recht kreativlosen Münchner kamen durch einen Coman-Kopfball zum 1:1 (62.). Flick stellte anschließend auf volle Offensive um, brachte Sane, Gnabry und als zweite Spitze sogar Choupo-Moting,der in der Schlussviertelstunde die größte Chance des Rekordmeisters kläglich liegen ließ und eine Sane-Ablage aus fünf Metern weit über den Kasten jagte.

Doch auch Werder hatte durch Sargent noch zwei gute Möglichkeiten auf das 2:1. Die Punkteteilung war daher am Ende der verdiente Lohn für eine couragierte Bremer Leistung.

FC Bayern München - Werder Bremen: Die Aufstellungen

  • FC Bayern: Neuer - Pavard , J. Boateng , Alaba , Hernandez (19. Goretzka) - Javi Martinez , Douglas Costa (63. Sane) , T. Müller , Musiala (63. Choupo-Moting), Coman (63. Gnabry) - Lewandowski
  • Werder Bremen: Pavlenka - Gebre Selassie , Toprak , Friedl , Augustinsson - C. Groß , M. Eggestein , Möhwald (72. Mbom) , Bittencourt (66. Agu) - Sargent , Rashica (90. Chong)

Die Daten des Spiels FC Bayern gegen SV Werder Bremen

  • Tore: 0:1 Eggestein (45.), 1:1 Coman (62.)
  • Der FC Bayern blieb in der ersten Halbzeit erstmals seit März 2020 (gegen Augsburg) ohne Schuss auf das gegnerische Tor. In den vergangenen zehn Jahren war das überhaupt erst 3-mal vorgekommen.
  • Seit dem 0:0 gegen Leipzig im Februar traf Bayern in allen 21 Bundesligaspielen (70 Tore).

  • Erstmals seit September 2010 und zwischenzeitlich 19 Niederlagen in Folge holt Bremen in der Bundesliga Zählbares gegen den FC Bayern München!
  • Bremen bleibt im 100. Spiel von Florian Kohfeldt an der Seitzenlinie auch im siebten Bundesligaspiel in Folge ungeschlagen - das gab es zuletzt 2018/19, damals sogar zwölf Spiele in der Rückrunde.

Der Star des Spiels: Jerome Boateng (FC Bayern München)

Gab die richtige Antwort auf die vielen Gerüchte um einen nahenden Abschied beim FC Bayern. Boateng, dem vor dem Spiel von Sportvorstand Salihamidzic eine "faire Entscheidung" über seine Zukunft zugesichert wurde, war der Beste in Münchens Viererkette. Der 32-Jährige gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe, wusste mit einigen brauchbaren Diagonalbällen zu gefallen und verhinderte kurz nach der Pause das 0:2. Ebenfalls stark bei den Bayern: Manuel Neuer, der mit einigen starken Paraden eine mögliche Niederlage verhinderte. Aufseiten der Bremer war Ömer Toprak stark, der Lewandowski kalt stellte.

Der Flop des Spiels: Robert Lewandowski (FC Bayern München)

War überhaupt nicht im Spiel, keiner seiner Abschlüsse kam auf Pavlenka. Sein Fehlschuss in der 81. Minute stand sinnbildlich für eine überschaubare Leistung. Ebenfalls unglücklich agierte Startelfdebütant Musiala.

Der Schiedsrichter: Guido Winkmann

Den ersten und eigentlich auch einzigen Aufreger löste er souverän: nach hartem Einsteigen von Toprak gegen Coman im Werder-Sechzehner ließ er richtigerweise weiterlaufen - obwohl der Werder-Verteidiger dem Franzosen übel auf den Fuß gestiegen war. Allerdings war das erst die Folge eines sauberen Tacklings und Ballgewinns von Toprak. Richtig daher, dass auch der VAR nicht eingriff. Ansonsten hatte Winkmann mit seiner klaren Linie keine Probleme in der Spielleitung.

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