BVB-Torwartfrage: Eine Debatte, die niemanden überraschen sollte

BVB-Trainer Lucien Favre vermied am Samstag ein Bekenntnis in der Dortmunder Torwartfrage.
© LEON KUEGELER/Getty Images

Lucien Favre vermied auch am Samstag rund um das Derby gegen den FC Schalke 04 (Hier gibt's die Highlights im Video) ein klares Bekenntnis in der Torwartfrage bei Borussia Dortmund. So schwelt beim BVB weiterhin eine unnötige Debatte - die angesichts der Kommunikation der Verantwortlichen niemanden überraschen sollte.

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Es schien Lucien Favre derart zu nerven, dass er gar auf Französisch antwortete: "Ca suffit maintenant", sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 3:0-Derbysieg gegen den FC Schalke 04, als er wie schon vor der Partie ein weiteres Mal auf die Torwartsituation beim BVB angesprochen wurde. "Es reicht jetzt", wollte Favre zu verstehen geben.

Auch als der Schweizer wenig später vom ZDF nach dem Status der Keeper Roman Bürki und Marwin Hitz befragt wurde, reagierte Favre dünnhäutig und blaffte: "Ihre Frage gefällt mir nicht."

Ähnlich verhielt sich Michael Zorc vor der schließlich enorm einseitigen Partie. "Ihr könnt doch die Aufstellung lesen", sagte der Sportdirektor bei Sky unter anderem in Richtung von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der von Zorc eine eindeutige Positionierung bei dem Thema herauskitzeln wollte.

Im Falle von Zorc gelang das auch. Einzig Favre schien davon nichts mitbekommen zu haben, denn trotz aller Nachfragen vermied der 62-Jährige ein klares Bekenntnis zum langjährigen Stammtorhüter Bürki, der zuletzt viermal in Serie nur auf der Bank Platz nahm, obwohl er zuvor zwei Wochen lang normal trainiert hatte und einsatzfähig war.

BVB-Torwartfrage: Zorc pro Bürki - Favre ohne Bekenntnis

"Wir haben es ja mehrfach erklärt, dass Roman erst krankheits- und dann verletzungsbedingt gefehlt hat", sagte Zorc. Dabei war dies ja gar nicht das Thema, sondern die Tatsache, dass sich Favre trotz eines fitten Bürki erneut zweimal für Hitz entschieden hatte. "Marwin hat es gut gemacht, aber jetzt steht Roman wieder im Tor", sagte Zorc weiter.

Und dann kam sie, die eindeutige Aussage, die sich die diversen Medienvertreter bei dieser Fragestellung erhofft hatten. "Er ist unsere Nummer eins. Roman war die letzten Jahre unsere Nummer eins und es gibt aus meiner Sicht nicht viele Gründe, daran etwas zu ändern", befand Zorc. Er schloss jedoch mit einer - freilich nachvollziehbaren - Einschränkung: "Aber am Ende stellt immer der Trainer die Mannschaft auf."

Und dieser ließ eben in seinen Aussagen zuletzt durchblicken, dass offenbar eine flexible Wahl der Torhüterbesetzung auch in Zukunft vorstellbar für ihn sei: "Bürki war verletzt und dann war er krank. Heute hat er gespielt. Aber wir werden sehen. Alle haben Konkurrenz. Sie haben welche und ich auch. Wir haben zwei hervorragende Torhüter."

Torwartdebatte sollte BVB nicht überraschen

Wie auch die Schweizer Torwart-Legende Jörg Stiel gegenüber SPOX und Goal erklärte, haben sich die Dortmunder damit eine Diskussion geschaffen, die mehr als unnötig ist. Sie sollte sie auch nicht überraschen, wenn die Kommunikation dreier Verantwortlicher - auch Lizenzspielerchef Sebastian Kehl legte sich klar auf Bürki als Nummer eins fest - so uneins wie am Samstagabend erscheint.

Eigentlich müsste das auch Favre verstehen. Dass der Coach gerne vage bleibt und kaum Einblicke in seine Überlegungen gibt, ist bekannt und schlichtweg seine Handhabung der Dinge. Unter Favre sei es für Mats Hummels "eben so, dass er nicht so viel preisgeben möchte und er eher in sich gekehrt ist. Aber wenn man unterhalten werden möchte, muss man um 23.15 Uhr ProSieben einschalten", sagte der Abwehrchef der Borussia.

Doch in der Frage Bürki oder Hitz bleibt durch Favres uneindeutige Äußerungen nun weiter offen, was er in Zukunft im Kasten des BVB plant und vor allem, welche Strategie er mit seinen Aussagen verfolgt. Dennoch wird auch Favre genau wissen, dass er die Debatte mit einem einfachen Satz vom Tisch hätte - wenn er wollte.

Brandt über Favre: "Aber es funktioniert doch"

So bedarf es keiner großen Prophezeiungen, dass Favres Wirken in Dortmund auch weiter umstritten bleiben wird. Erst recht in Kombination mit solch wankelmütigen Auftritten in wichtigen Spielen wie jenem in Rom, als aus dem Cheftrainer eine gewisse Ratlosigkeit sprach.

Nach dem Derbysieg äußerte sich Julian Brandt zur Unruhe, die rund um den Verein in den vergangenen Tagen aufkam: "Ich habe mich ein bisschen daran gewöhnt. Nach einem schlechten Spiel oder Niederlagen kann hier schnell Unruhe entstehen. Das ist auch ein Stück weit normal", sagte Brandt.

Innerhalb der Mannschaft sei dies aber kein Thema, beteuerte der Nationalspieler: "Die Jungs und der Staff können das ab. Es ist eine gewisse Spannung da und geht auch nicht spurlos an uns vorbei. Aber es funktioniert doch. Wir haben auch sehr, sehr gute Spiele in dieser Saison gezeigt. Wir werden alle gemeinsam, auch mit dem Trainer, einen guten Weg gehen in dieser Saison."

Hummels: "Würden gern mit Favre weitermachen"

Hummels schlug in dieselbe Kerbe: "Ich halte ihn für einen sehr guten Trainer und wir arbeiten sehr gerne mit ihm zusammen. Aber ich glaube, es ist nie gut, als Spieler in diese Dinge rein zu quatschen. Dafür gibt es Leute, die da verantwortlich sind." Die Ruhr Nachrichten zitierten den Ex-Nationalspieler zudem mit folgenden Worten: "Ich glaube schon, dass er sich hier wohlfühlt, wir würden gern mit ihm weitermachen."

Und Favre? Der äußerte sich im Gegensatz zur Torwartdiskussion auf die Frage, wie er die erneute Schelte nach dem von Kehl als "desolat" bezeichneten Auftritt in Italiens Hauptstadt wahrgenommen habe, diesmal klar und deutlich: "Das interessiert mich nicht, überhaupt nicht. Ich lese viel, aber das nicht."

BVB: Die bisherigen Pflichtspiele der Saison 2020/21

WettbewerbGegnerErgebnis
DFB-PokalMSV Duisburg (A)5:0
BundesligaBorussia Mönchengladbach (H)3:0
BundesligaFC Augsburg (A)0:2
BundesligaSC Freiburg (H)4:0
BundesligaTSG 1899 Hoffenheim (A)1:0
Champions LeagueLazio (A)1:3
BundesligaFC Schalke 04 (H)3:0