BVB und die Big Points im Kampf um die Champions League: Die Psychos von Borussia Dortmund

Der BVB ist der große Gewinner des 31. Spieltags der Bundesliga.
© Getty

Borussia Dortmund siegt in Unterzahl beim VfL Wolfsburg (die Highlights gibt es hier) und ist im Kampf um die Champions-League-Qualifikation der große Gewinner des 31. Spieltags der Bundesliga. Nicht zum ersten Mal zeigt sich der BVB dann stark, wenn er unter Druck steht.

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Jörg Schmadtke hat vor der Kamera oft etwas Sphinxähnliches an sich. Er wirkt dann sehr stoisch, bisweilen gelangweilt und stichelt auch gern einmal, ohne eine Miene zu verziehen. "Wir haben noch zwei Punkte Vorsprung", sagte der Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg am Samstag bei Sky, nachdem die Wölfe das wichtige Spiel gegen Borussia Dortmund mit 0:2 verloren hatten.

Dann ließ er einen Nachsatz fallen, der typisch Schmadtke war, bei dem seine Mimik aber nicht zum Inhalt passen wollte: "Und wenn ich das Restprogramm der Dortmunder und unseres anschaue, dann wage ich zu bezweifeln, dass sie die zwei Punkte noch aufholen."

Schmadtke lachte zum Schluss noch leicht, doch er sah dabei angespannt und bemüht aus. Man hat den Eindruck: Der BVB ist durch den Big Point in der Autostadt im Kopf der Wolfsburger angekommen, die drei ihrer vier vergangenen Partien verloren haben und nun schon seit 847 Minuten auf ein Tor gegen die Borussia warten. Elf Punkte betrug der Vorsprung des VfL noch vor Wochen auf Dortmund.

"Wir sind psychologisch im Vorteil", sagte BVB-Kapitän Marco Reus und gab dabei ein ganz anderes Bild ab als Schmadtke. "Wir müssen die Situation ausnutzen, dass wir gut im Flow sind und weiter hart arbeiten. Dann bin ich mir ziemlich sicher, dass wir es schaffen werden."

BVB erstmals mit vier Bundesligasiegen am Stück

Es dürfte die wichtigste Erkenntnis eines Spieltags sein, bei dem die Frankfurter Niederlage in Leverkusen den BVB endgültig zum zwischenzeitlicher Sieger im Kampf um die Champions-League-Qualifikation kürte: Dortmund liegt tabellarisch zwar weiter hinter den beiden Konkurrenten, hat jetzt jedoch das Momentum eindeutig auf seiner Seite.

Es ist das erste Mal in dieser holprigen Saison der Westfalen, dass vier Bundesligasiege in Folge gelangen. Die beiden Drei-Siege-Serien zuvor kamen jeweils gegen schwache Gegner wie Schalke und Bielefeld zustande, nun aber haben die Westfalen nacheinander Stuttgart, Bremen, Union sowie Wolfsburg geschlagen - und dabei vor allem deutlich besser gespielt.

Ein bisschen erinnert es an das nicht erst seit dieser Saison zu beobachtende Champions-League-Phänomen des BVB: Sobald es richtig wichtig wird, sobald Endspiel-ähnliche Highlightpartien anstehen, zeigt die oft rätselhafte Mannschaft das Gesicht, das man angesichts ihrer Qualität häufiger sehen müsste.

BVB und der Kampf um die Champions League

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
3.Wolfsburg3154:322257
4.Eintracht Frankfurt3162:471556
5.Borussia Dortmund3166:422455
6.Bayer Leverkusen3151:351650

Dann spielt Dortmund die meiste Zeit fokussiert, mit hoher Leidenschaft und vor allem einer ganz anderen Körpersprache. Kurz: Dann spielt Dortmund erwachsen. So verstärkt sich der Eindruck immer mehr, dass auch das eine Frage der Psyche zu sein scheint. Steht das Team unter Druck, wirkt es im Kopf bereiter zu sein als bisweilen für Pflichtaufgaben zu Hause gegen Köln oder in Augsburg.

In Wolfsburg war Dortmunds Reife vor allem nach dem Platzverweis für Jude Bellingham augenscheinlich. Der BVB blieb mental stabil, lief viel, nahm die Zweikämpfe mit einer gewissen Lust an und bewies in der Defensive ein starkes Stellungsspiel. "Wir waren von der ersten Sekunde an bereit, über unser Limit hinauszugehen", sagte Reus.

Wo das Limit dieser Dortmunder Spielzeit liegen wird, ist allerdings weiter nicht absehbar. Es wäre keine Garantie, doch gewinnt der BVB noch fünfmal, stünde neben dem Pokalsieg angesichts der nach unten zeigenden Kurve der Konkurrenten womöglich auch die wirtschaftlich noch wichtigere Qualifikation für die internationalen Fleischtöpfe.

Wird Mainz das Zünglein an der Waage?

Lange hatte es nicht danach ausgesehen, es wäre zwischenzeitlich sogar nicht verdient gewesen, doch die Borussia hat sich nun in eine Position gebracht, in der dieses Jahr doch noch ein positives Ende finden könnte. Über die zahlreichen Rückschläge und Frust-Momente, die die vergangenen Monate pflasterten, dürfte dies freilich auf keinen Fall hinwegtäuschen. Denn es ist ja genau diese zuletzt wiedergekehrte Konstanz, die dem BVB abging und ihn in die Rolle des Verfolgers gedrängt hat.

Die Endspiele gehen also weiter, das Restprogramm mit den Gegnern Leipzig, Mainz und Leverkusen ist tatsächlich nicht ohne. Der FSV könnte im Dreikampf um die Königsklasse das Zünglein an der Waage werden, da es die Nullfünfer - Vierter der Rückrundentabelle - noch mit Wolfsburg, Frankfurt und Dortmund zu tun bekommen.

Spielt der BVB jedoch weiter mit der beschriebenen Haltung, die es zuletzt auch ermöglichte, Rückschläge wie die Rückstände gegen den VfB und Werder oder die Unterzahl am Samstagnachmittag zu überwinden, dann könnte es noch zu einem Happy End reichen. Ein Einzug ins Pokalfinale am kommenden Wochenende gegen Holstein Kiel könnte das Momentum und Selbstvertrauen weiter verstärken.

BVB, Wolfsburg, Frankfurt: Das Restprogramm im Überblick

WolfsburgFrankfurtBVB
Union Berlin (H)1. FSV Mainz 05 (H)RB Leipzig (H)
RB Leipzig (A)FC Schalke 04 (A)1. FSV Mainz (A)
1. FSV Manz 05 (H)SC Freiburg (H)Bayer Leverkusen (H)