RB Leipzig - Borussia Dortmund 1:3: Sancho und Haaland schießen den BVB zurück ins Titelrennen

Emre Can (M.) und die Dortmunder jubeln: Der BVB ist wieder vorn mit dabei.
© getty

Der BVB hat sich mit einem Statement-Sieg bei RB Leipzig am 15. Spieltag im Meisterschaftskampf zurückgemeldet. Stabil stehende Dortmunder kauften zunächst dominanten Roten Bullen über 90 Minuten den Schneid ab und schlugen später über traumhafte Kombinationen, in deren Zentrum Jadon Sancho und Erling Haaland standen, eiskalt zu.

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Sorgen bereitete den Dortmundern an diesem Abend nur Axel Witsel, der sich in Halbzeit eins ohne Fremdeinwirkung verletzte und ausgewechselt werden musste. Es steht der Verdacht einer womöglich schweren Achillessehnenverletzung im Raum. Eine Diagnose wird es wohl erst am Sonntag in Dortmund geben.

"Wir wussten, dass dies ein sehr wichtiges Spiel werden würde. Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, den wir mit vielen kleinen Schritten erreicht haben", sagte BVB-Coach Edin Terzic nach der Partie. "Dieser Sieg tut extrem gut", sagte Nationalspieler Emre Can, der zugab, dass die letzten Wochen "nicht so einfach" gewesen seien: "Jetzt wollen wir wieder voll angreifen."

Auch Kapitän Marco Reus forderte angesichts der "gewissen Qualität" im Kader ein stetigeres Auftreten des Klubs: "Das müssen wir jetzt mal konstant zeigen - und das auch über 90 Minuten." In der Tabelle liegt Dortmund jetzt einen Punkt hinter Leverkusen und drei Zähler hinter RB Leipzig, Spitzenreiter Bayern ist fünf Punkte weg.

Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann monierte "zwei verschiedene Halbzeiten. In der ersten hatten wir viel den Ball, aber uns hat etwas die Tiefe gefehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir viele gute Dinge aus der ersten nicht mehr gemacht."

RB Leipzig - Borussia Dortmund: Die Analyse

RB Leipzig schnürte den BVB in der ersten Halbzeit phasenweise in der eigenen Hälfte ein. Kurz vor der Pause hatte einzig BVB-Stürmer Haaland seinen Aktionsradiusmittelpunkt knapp in der gegnerischen Hälfte. Der BVB stand tief, mit fünf Mittelfeldspielern kompakt im Mittelfeldzentrum und verteidigte fast alles souverän weg, was von RB in der Offensive kam.

Aus ihrem Mehr an Ballbesitz machten die Leipziger aber nichts, was Julian Nagelsmann irgendwann am Ende der ersten 45 Minuten auf die Palme brachte. "Warum spielt Ihr nicht, Jungs!", rief er deutlich vernehmbar von der Seitenlinie. Die zwei einzigen Torschüsse der Roten Bullen waren harmlos, aber immerhin waren es zwei mehr als bei den Gästen: Die Schwarzgelben hatten im ersten Durchgang bis zur 42. Minute nicht mal eine Ballaktion im gegnerischen Sechzehner.

Das Tempo im Spiel war dennoch hoch, und die Statik des BVB-Spiels veränderte sich zunehmend zum besseren, nachdem Terzic den vertikaler denkenden Can für den verletzten Witsel bringen musste. Der BVB präsentierte sich Anfang der zweiten Halbzeit offensiv verbessert, kam durch gute Balleroberungen in der eigenen Hälfte schneller ins letzte Drittel, außerdem leisteten sich die Leipziger dann doch den ein oder anderen Fehler im Spielaufbau, wodurch Dortmund in der Grundausrichtung etwas höher stehen konnte.

Das 1:0 der Dortmunder durch Sancho war dann zwar nicht unbedingt folgerichtig, aber über Haaland und Reus, der per Hacke auflegte, perfekt herausgespielt und unterm Strich auch nicht unverdient. Der BVB spielte "Erwachsenenfußball", um es mit Mats Hummels' Worten zu formulieren - und das behagte den Leipzigern nicht.

Die Schwarzgelben gaben auch nach der Führung den Ton an und schafften es, durch Haaland auch mal die tiefen Räume zu besetzen. Einzig Gulacsi und die Latte verhinderten zunächst sein 2:0, das er knapp 20 Minuten vor Ende dann doch noch nach traumhafter Vorlage von Sancho erzielte (71.). Der BVB war danach in nahezu allen Belangen klar überlegen: Zweikämpfe, Körpersprache, Kreativität. Reus legte nochmal für Haaland auf und es wurde nicht unverdient deutlich.

Von Leipzig kam kaum noch was, lediglich die Ergebniskosmetik durch Sörloth, und so konnten auch die Roten Bullen nach Leverkusen den Patzer der Bayern am Freitagabend in Gladbach nicht nutzen.

RB Leipzig - BVB: Die Aufstellungen

RB Leipzig: Gulacsi - Orban, Upamecano, Halstenberg - Adams, Sabitzer (61. Klostermann), Haidara (71. Hwang), Angelino - Dani Olmo, Forsberg (61. Sörloth) - Poulsen (88. Samardzic)

Borussia Dortmund: Bürki - Meunier, Akanji, Hummels, Guerreiro - Witsel (30. Can), Delaney (69. Zagadou) - Sancho (85. Tigges), Reus (85. Brandt), Reyna - Haaland

Die Daten des Spiels RB Leipzig gegen Borussia Dortmund

Tore: 0:1 Sancho (54.), 0:2 Haaland (71.), 0:3 Haaland (84.), 1:3 Sörloth (89.)

  • Sancho war an jedem der vergangenen drei BVB-Tore direkt beteiligt und sammelte in seinen letzten zwei BL-Spielen genauso viele Torbeteiligungen (3) wie in seinen elf BL-Spielen dieser Saison zuvor zusammen.

  • Angstgegner: Leipzig kassierte 27% seiner BL-Heimniederlagen gegen den BVB (3 von 11) - als einziges Team feierte Dortmund mehr als einen BL-Auswärtssieg bei RB.

  • Für RB Leipzig war es das erste BL-Gegentor nach 429 Spielminuten (über 7 Stunden).

  • Leipzig kassierte heute mehr Gegentore wie den sechs BL-Heimspielen zuvor zusammen (2).

Der Star des Spiels: Erling Haaland (Borussia Dortmund)

Wegbereiter des 1:0, Torschütze des 2:0, das er selbst gegen vier Leipziger einleitete, und des 3:0. Haaland lieferte mal wieder ab, obgleich er in der ersten Halbzeit komplett abgemeldet war. Am Ende war er aber wieder einmal Weltklasse. Ebenfalls bärenstark: Sancho, Reus und Hummels.

Der Flop des Spiels: Emil Forsberg (RB Leipzig)

Selbst in der dominanten Phase der Leipziger blieb er ohne Torschussvorlage und Torabschluss. Spielte ein paar ganz nette Bälle, war aber die Personifizierung der brotlosen Leipziger Kunst.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert

Ließ viel laufen, manchmal zu viel. Seine großzügige Auslegung der Zweikampfbewertung führte jedoch nicht zu einer hemmungslosen Treterei, sondern lediglich zu einem robust geführten Aufeinandertreffen. Das lag dem BVB, der noch vor Wochen offensichtliche Probleme damit hatte, wenn es mal auf die Socken gab, mehr als den Leipzigern. Eine großzügig geleitete Partie ohne schwerwiegende Spielentscheidungen.

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