FC Schalke 04 - TSG Hoffenheim 4:0: Dreierpack Hoppe, Glanzleistung Harit! Furioses Duo bewahrt S04 vor Tasmania-Rekord

Matthew Hoppe (r.) jubelt zusammen mit Rückkehrer Sead Kolasinac.
© getty

Es ist geschafft: Der FC Schalke 04 hat die beinahe rekordträchtige Sieglosserie beendet und nach 30 Bundesligapartien und 358 Tagen ohne Dreier endlich wieder gewonnen - und das mit einem Paukenschlag. Mit 4:0 (1:0) demontierten die Königsblauen angeführt von einem überragenden Amine Harit und einem eiskalten Dreifachtorschützen Matthew Hoppe desaströse Hoffenheimer. Deren Trainer Sebastian Hoeneß muss jedoch (noch) nicht um seinen Job bangen.

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"Ich habe keine Worte dafür", sagte ein über beide Ohren strahlender Hoppe bei Sky nach dem klaren Sieg der Knappen. Er, der gerade einmal 19 Jahre alte Stürmer, hatte die Königsblauen gegen die Kraichgauer erlöst - und das nicht nur ein-, sondern dreimal. Jeweils höchst sehenswert.

"Ruhiger und lieber Junge": Schalkes Matchwinner Matthew Hoppe im Kurzporträt

Hoppe, der erst im Sommer 2019 aus einer Jugendakademie in den USA (Barca-Academy) zu S04 gewechselt war, war jedoch nur einer der vier Protagonisten der kleinen königsblauen Widerauferstehung. Da war zum Beispiel Ralf Fährmann, von Neu-Trainer Christian Gross abermals zur klaren Nummer eins befördert, der Schalke im ersten Durchgang mehrfach mit drei Glanzparaden vor einem Rückstand bewahrt hatte.

Da war außerdem noch Amine Harit, der im November erst Anfang Dezember nach einer Suspendierung begnadigt wurde und an allen vier Toren direkt beteiligt war (drei Vorlagen, ein Tor). Das war außer ihm in der Schalker Vereinshistorie seit Beginn der detaillierten Datenerfassung nur Kevin Kuranyi und Klaas-Jan Huntelaar gelungen.

Und da war natürlich noch Sead Kolasinac, der bei seinem ersten Spiel nach seiner Rückkehr gleich in der Startelf stand und das Kapitänsamt vom verletzten Omar Mascarell übernahm. "Er ist ein Anführer - in der Kabine und auf dem Platz", konstatierte Matchwinner Hoppe nach der Partie gegen Hoffenheim: "Er ist jemand, an dem sich die Mannschaft aufrichten kann, zu dem die Mannschaft aufschauen kann."

Kolasinac: "Dann holen wir sehr viele Punkte"

Diese Aufgabe erfüllte Kolasinac bei seinem Debüt bravourös. Er glänzte mit Balleroberungen, setzte offensive Akzente, war körperlich präsent und leitete außerdem das so wichtige 1:0 von Hoppe kurz vor der Pause mit einem kraftvollen Kopfball über zehn Meter in den Lauf von Harit ein.

Er, Hoppe, Harit und Fährmann sorgten dafür, dass der Glaube an den Klassenerhalt mit nur einem Sieg urplötzlich wieder komplett da ist. Was Schalke dafür weiter tun müsse? "Arbeiten", sagte Kolasinac. Und: "Wir müssen an uns glauben, die Basics müssen da sein. Und dann glaube ich, dass wir sehr, sehr viele Punkte in Zukunft holen werden."

Die Knappen gaben mit dem ersten Sieg nach 358 Tage, der für Sportvorstand Jochen Schneider eine "riesengroße Erleichterung" war, erstmals seit dem 7. Spieltag die Rote Laterne an Mainz 05 ab. Der TSG Hoffenheim droht nach nur zwei Siegen aus den vergangenen 13 Ligaspielen seit dem furiosen 4:1 über Bayern München eine Saison im Tabellenkeller.

Zuletzt mehrten sich die Gerüchte darüber, dass der Stuhl von Sebastian Hoeneß in Folge der Ergebniskrise schon wackele. Dies jedoch wies Sportdirektor Alexander Rosen unmittelbar nach Abpfiff ins Reich der Fabeln. "Ganz klar" stehe Hoeneß nicht zur Diskussion.

FC Schalke 04: Die kommenden Spiele

TerminWettbewerbGegner
17.01.2021BundesligaEintracht Frankfurt (A)
20.01.2021Bundesliga1. FC Köln (H)
24.01.2021BundesligaFC Bayern (H)

Schalke 04 - 1899 Hoffenheim: Die Analyse

Das letzte Aufgebot der Hoffenheimer, die auf zwölf Verletzte verzichten mussten, gegen einen nahezu hoffnungs- und zuletzt hilflosen Tabellenletzten. Ergo: Not gegen Elend. Es schien alles bereit für fußballerische Magerkost auf einem Platz in katastrophalem Zustand. Doch davon war überhaupt keine Rede, was besonders am sehr engagierten Start der Schalker lag, die sich anschickten, Tasmania Berlin doch den alleinigen Negativrekord mit 31 sieglosen Spielen in Folge zu überlassen.

Die Königsblauen stellten das Zentrum im 4-4-1-1 mit Uth als Hybrid aus Zehner und hängender Spitze zu Beginn gut zu, legten ein gutes Pressingverhalten an den Tag und kamen tatsächlich gerade über die linke Seite mit Rückkehrer und Kapitän Kolasinac sowie dem zunächst wie ausgewechselt wirkenden Harit zu ersten Chancen. Gerade die Bissigkeit schien zurück im Schalker Spiel zu sein. Die Zweikampfbilanz nach 20 Minuten: 66 Prozent zu 34 Prozent pro S04.

Dann aber verloren die Knappen zunehmend den Faden und immer früher die Bälle: Hoffenheim kam auch durch individuelle Aktionen über Bebou besser zwischen die Ketten und vergab teils fahrlässig größte Chancen auf den Führungstreffer - Fährmann parierte zweimal glänzend im Eins-gegen-Eins. Weil nun Hoffenheim wesentlich dominanter auftrat und klare Spielanteile hatte, boten sich S04 ein ums andere Mal kleine bis mittelgroße Konterchancen.

Eine davon fand kurz vor der Pause über Kolasinac, Harit und den jungen Hoppe per Traumlupfer tatsächlich den Weg ins Hoffenheimer Tor (42.) - auch weil sich Kolasinac entschlossen den zweiten Ball in der eigenen Hälfte holte und weiterleitete, nachdem der Konter zuvor eigentlich in erster Instanz schon geklärt worden war. Und plötzlich war auch nach dem Seitenwechsel eine durchaus klare Spielanlage zu erkennen.

Die Schalker boten den eigenen Mitspielern im Kollektiv immer wieder zweite Lösungen an, auch eine Mehrzahl der zweiten Bälle landete an königsblauen Füßen. Kurzum: Nach einer knappen Stunde sah es gut aus für die Knappen - und es wurde noch besser. Schalke blieb in den Zweikämpfen beinhart, erarbeitete sich die Bälle im Mittelfeld, störte früh - so wie Stambouli in der 57. Minute. Sein Ballgewinn landete bei Harit, der Hoppe abermals klasse in Szene setzte - 2:0 S04!

Und dann brachen bei den Kraichgauern alle Dämme: Erneut flog ihnen ein Ballverlust bei eigenem Einwurf um die Ohren, Harit zog an, durfte erneut 30 Meter durchs Mittelfeldzentrum marschieren, bediente erneut Youngster Hoppe - 3:0. Wahnsinn - und die Vorentscheidung. Zehn Minuten vor dem Ende erhöhte der überragende Harit noch auf 4:0.

Nach der Klatsche wird es für Sebastian Hoeneß auf dem Trainerstuhl der Hoffenheimer langsam aber sicher eng. Die TSG holte nach dem grandiosen 4:1-Sieg über Bayern München nur noch zwei Siege aus den folgenden 13 Spielen und droht im Abstiegskampf zu versinken. Auf Schalke ist der Tasmania-Rekord nun kein Thema mehr, durch den ersten Sieg nach 358 Tagen gaben die Königsblauen die Rote Laterne an Mainz 05 ab, das zeitgleich gegen Eintracht Frankfurt verlor.

FC Schalke 04 - 1899 Hoffenheim: Die Aufstellungen

Schalke 04: Fährmann - Becker, Kabak, Nastasic, Kolasinac - Stambouli, Serdar - Schöpf (68. Raman), Harit (88. Kutucu) - Hoppe (88. Thiaw), Uth (73. Oczipka)

1899 Hoffenheim: Baumann - Bogarde, Vogt, Posch - Samassekou (61. Adams) - Gacinovic, John - Baumgartner, Kramaric - Bebou, Belfodil (61. Adamyan).

Die Daten des Spiels FC Schalke 04 gegen TSG Hoffenheim

Tore: 1:0 Hoppe (42.), 2:0 Hoppe (57.), 3:0 Hoppe (63.), 4:0 Harit (79.)

  • Schalke trifft erstmals seit dem 11. Spieltag und dem 13. Dezember! Damit endet eine Torlosigkeit von 341 Minuten.

  • Für Amine Harit war es erst die zweite Torbeteiligung in dieser Saison. Letztmals war er Ende Oktober an einem Schalker Treffer beteiligt.

  • Der FC Schalke 04 holt den ersten Bundesligasieg seit dem 17. Januar 2020, seitdem sind 358 Tage vergangen.
  • Matthew Hoppe ist der erste Schalker Bundesliga-Dreierpacker seit Eric Maxim Choupo-Moting im Dezember 2014 beim Spiel in Stuttgart!

  • Harit ist der vierte Schalker seit detaillierte Datenerfassung 2004/05 mit drei Vorlagen in einem Bundesligaspiel nach Rafinha, Farfan und Barnetta. Zuletzt gelang dies Barnetta 2014 in Stuttgart.

Der Star des Spiels: Matthew Hoppe (Schalke 04)

Seit Ende November kickt er, der im Sommer 2019 erst aus der Barca-Academy in den USA zu Schalke 04 gekommen war, bei den Profis. Seine Bilanz: Ein Startelfeinsatz, zwei Kurzeinsätzen, kein Tor. Doch heute schlug seine große Stunde: gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Harit schoss er Hoffenheim im Alleingang ab. Jedes seiner drei Tore war technisch absolut hochwertig. Beim 1:0 überlupfte er Baumann, beim 2:0 nach feinem Steckpass von Harit umkurvte er den TSG-Schlussmann cool, beim 3:0 chippte er einen abermals schönen Pass von Harit über die rechte Schulter von Baumann. Ein absoluter Sahnetag für den erst 19-Jährigen. Ebenfalls stark bei Schalke: der dreifache Torvorlagengeber Harit, der sein bestes Spiel für Schalke seit Ewigkeiten machte und Ralf Fährmann, der S04 im ersten Durchgang mehrfach vor einem Rückstand bewahrte.

Der Flop des Spiels: Andrej Kramaric (1899 Hoffenheim)

Seit seiner von Symptomen begleiteten Corona-Erkrankung läuft er seiner Form hinterher. Das war gegen Schalke 04 einmal mehr der Fall. Kramaric verzettelte sich immer wieder in Abschlussgelegenheiten, wurde oft geblockt, vergab eine Riesenchance zum Führungstreffer und leistete sich vor dem 0:2 den fatalen Ballverlust gegen Stambouli. Ebenfalls schwach: Diadie Samassekou.

Der Schiedsrichter: Felix Zwayer

Hatte mit der gerade von Schalker Seite robust geführten Partie gar keine Probleme. Ließ viel laufen, was dem Spiel nur gut tat. Eine abgeklärte Schiedsrichterleistung.