Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 3:2: FCB verspielt Zwei-Tore-Führung! Doppelpacker Hofmann schockt die Bayern

Mit drei Torbeteiligungen der beste Gladbacher gegen die Bayern: Jonas Hofmann.
© Getty

Der FC Bayern München hat zum Auftakt des 15. Spieltags bei Angstgegner Borussia Mönchengladbach eine 2:0-Führung schon in der ersten Halbzeit verspielt und mit 2:3 (2:2) verloren. Damit könnten die Münchner am Samstag die Tabellenführung einbüßen. Für den Rekordmeister war es bereits die 22. Niederlage in Mönchengladbach - so viele Auswärtspleiten hat der FCB gegen keinen anderen Bundesligisten.

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"Unsere Fehlpässe wurden eiskalt bestraft, wir haben den Ball in der Vorwärtsbewegung zu einfach verloren", gab Thomas Müller bei DAZN zu: "Aus unserer Belagerung in der zweiten Halbzeit haben wir zu wenig gemacht."

Gladbach dagegen war "überglücklich" über den Sieg, betonte Doppel-Torschütze Jonas Hofmann bei DAZN: "Wir haben die Tore so erzielt, wie wir uns das vorgenommen haben. Wir haben immer besser ins Spiel gefunden, am Ende war es ein harter Kampf."

Nüchtern und aufgeräumt präsentierte sich Gladbachs Trainer Marco Rose, dem bereits der zweite Sieg über die von Hansi Flick trainierten Bayern gelang. "Wir können das richtig einordnen, wir müssen dranbleiben", sagte der 44-Jährige. "Das ist die Kernbotschaft, wir hatten viele Spiele, in denen wir nicht das Spielglück hatten. Heute haben wir es uns erarbeitet, aber in der Summe war es auch verdient."

Flick lobte die Gladbacher Effizienz, suchte aber die Fehler vornehmlich bei seiner Mannschaft. "Wir haben die ersten 30 Minuten guten Fußball gespielt und die Partie bestimmt. Kleinigkeiten haben entschieden: Fehler von uns, Ballverluste, in der Verteidigung einige nicht so gute Aktionen", so der Bayern-Trainer. "Die einzelnen Fehler tun weh, weil sie bestraft wurden. Wir müssen uns diese Niederlage selbst zuschreiben."

Gladbach - Bayern: Die Analyse

Das Konzept der Gladbacher, die sich zunächst in einem 4-3-3 mit Kramer, Neuhaus und Zakaria im Mittelfeldzentrum formierten, war klar: Pressingfallen stellen oder Bälle in der eigenen Hälfte erobern und dann mit langen Bällen auf Embolo in der Sturmspitze die Tiefe suchen. Das ging zwar zunächst nicht auf, machte aber Sinn, denn die Bayern präsentierten sich gerade bei schnellen, tiefen Bällen zuletzt äußerst anfällig - nur Schlusslicht Schalke 04 kassierte genauso viele Kontertore wie der Rekordmeister (6).

Die Gäste aus München verlegten sich gewohnt auf hohes Pressing beim Abschlag von Yann Sommer, lauerten immer wieder an der Sechzehnerkante mit Lewandowski, Douglas Costa und Sane, um den kurzen Ball auf Neuhaus oder die Innenverteidiger Ginter und Elvedi zu attackieren. Eine solche Situation führte dann zum absolut berechtigten Handelfmeter, den Neuhaus mit einem dummen Reflex nach Balleroberung der Münchner am Gladbacher Sechzehner verursachte, und somit zur Führung der Bayern nach 20 Minuten.

Am Gladbacher Konzept, zunächst flach und kurz das Spiel zu eröffnen und dann den tiefen Ball zu schlagen, änderte sich nichts - und das wurde bitter bestraft. Die Fehler im Gladbacher Aufbauspiel mehrten sich, Goretzka fing einen hohen Ball von Ginter auf Neuhaus ab, spielte einen Doppelpass mit Sane und vollendete wuchtig aus 18 Metern zum 2:0 - Sommer zeigte keine Reaktion.

Eine Reaktion zeigten die Gladbacher dann kurz vor der Pause: Das Pressing wurde etwas höher, die Bayern in Person von Kimmich konnten das Spiel nicht mehr so seelenruhig aufziehen wie zuvor. Das Resultat: Bensebaini eroberte gegen Sane einen von Pavard schlampig gespielten Ball, Stindl schaltete blitzschnell und per Traumpass weiter zum startenden Hofmann - 1:2 (36.).

Die Bayern wurden nervöser und liefen den Hausherren immer häufiger im Mittelfeld in die Pressingfallen. Ein unsauberer Pass von Davies auf Kimmich, der dann gegen Stindl den Ball verlor und somit das 2:2 von Hofmann kurz vor der Pause einleitete. Das Gladbacher Konzept mit Balleroberungen und schnellen vertikalen Bällen ging mit Zeitverzögerung auf - und es kam noch besser.

Wieder leistete sich der FCB einen schwachen Ball in der Spieleröffnung (Süle auf Pavard), Hofmann ging dazwischen, legte für Neuhaus auf - Traumtor und 3:2 für Gladbach! Doch dann begann das große Zittern: Die Fohlen blieben zwar bissig, verloren nun aber die Vielzahl der Zweikämpfe (43 Prozent zu 57 Prozent) und zu oft die Bälle. Die Konsequenz: Die Bayern begannen, die Gladbacher am eigenen Sechzehner einzuschnüren.

Die Gladbacher Ballbesitzphasen waren quasi kaum noch vorhanden, aber große Chancen hatte der FCB in der Folge nicht und so blieb es beim 3:2 für die Fohlen. Die Bayern, die somit erstmals seit zehn Jahren (2011 gegen Köln) nach einer Zwei-Tore-Führung verloren, könnten damit am Samstag die Tabellenführung an RB Leipzig verlieren.

Borussia Mönchengladbach - FC Bayern: Die Aufstellungen

Borussia Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini (89. Wendt) - Kramer, Neuhaus, Zakaria (74. Herrmann) - Stindl (83. Wolf), Hofmann (89. Jantschke) - Embolo

Bayern München: Neuer - Pavard, Süle, Alaba, Davies - Goretzka, Kimmich - L. Sané, T. Müller, D. Costa (68. Coman) - Lewandowski

Die Daten des Spiels Borussia Mönchengladbach gegen FC Bayern München

Tore: 0:1 Lewandowski (20./HE), 0:2 Goretzka (20.), 1:2 Hofmann (36.), 2:2 Hofmann (45.), 3:2 Neuhaus (49.)

  • Bayern kassiert bereits sein 132. Gegentor gegen Gladbach in der Bundesliga, gegen keinen anderen Bundesligisten mussten sie mehr Treffer hinnehmen.

  • Neuer kann also im 10. Spiel in Folge keine Weiße Weste halten, damit stellt er einen persönlichen Negativ-Rekord auf.

  • Zum ersten Mal nach Oktober 2018 gelingen Hofmann drei Torbeteiligungen in einem Spiel (damals drei Tore gegen Mainz), mehr noch nie.

  • Zuletzt verlor Bayern nach einer Zwei-Tore-Führung im Februar 2011 (damals 2:3 in Köln).

  • Der FCB musste schon 24 Gegentreffer hinnehmen, mehr waren es zuletzt 1981/82 (25).

Der Star des Spiels: Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach)

War agil, bissig, viel unterwegs - und torgefährlich. Im Zusammenspiel mit dem ebenfalls starken Stindl egalisierte er mit genialen Laufwegen und einer kalten Schnauze vor Neuer den 0:2-Rückstand noch vor der Pause, kurz nach Wiederbeginn war er es, der in einen Süle-Pass spritzte und Neuhaus' Traumtor zum 3:2 auflegte. Irgendwann war er so im Tunnel, dass sogar ein 40 Meter Diagnoalball punktgenau ankam.

Der Flop des Spiels: Niklas Süle (FC Bayern München)

Rückte für den gegen Mainz schwach spielenden Boateng in die Startelf und erwischte einen ganz schwachen Abend: Leistete sich bei beiden Treffern von Hofmann kapitale Stellungsfehler. Bas 3:2 der Gladbacher leitete er höchstpersönlich mit einem Fehlpass in der Spieleröffnung ein. Ein rabenschwarzer Tag!

Der Schiedsrichter: Harm Osmers

Die leichte Berührung von Neuhaus vor dem Handelfmeter zum 0:1 war kaum zu sehen, daher Griff der VAR korrekterweise ein. Etwas fraglich jedoch, warum er das nicht auf der Gegenseite getan hat, als Pavard eine Gladbacher Flanke an den Arm bekam und die Bewegung auch durchaus als aktiv gewertet hätte werden können. Kurz vor der Pause machte Osmers dann aber alles richtig: einen Zweikampf zwischen Kimmich und Neuhaus ließ er weiterlaufen, ebenso wie den anschließenden Abschluss von Hofmann zum 2:2 aus abseitsverdächtiger Position. Erst nach dem Tor hob sein Assistent die Fahne, wodurch der Treffer vom VAR kontrolliert und letztendlich gegeben werden konnte. Im zweiten Durchgang ließ Osmers viel laufen - zu viel. Eine klarerer Linie hätte dem Spiel gut getan. Spielentscheidende Fehler waren aber nicht dabei.

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