Hertha BSC - FC Schalke 04 3:0: Schalke kann nur noch ein Ziel haben

Und wieder jubeln nur die anderen: Hertha gewinnt gegen Schalke 04.
© Getty

Neues Jahr, neuer Trainer, altes Schalke: Der Tabellenletzte konnte seine Sieglosserie bei der Premiere von Coach Christian Gross auch am 14. Spieltag der Bundesliga nicht beenden. Bei Hertha BSC verlor Schalke trotz zunächst konzentrierter Leistung 0:3.

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30 Spiele beträgt nun nach dem 0:3 die Sieglosserie der Schalker in der Bundesliga. Der Klassenerhalt scheint bei immer noch nur vier Punkten aus 14 Spielen ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest schaffte keiner der vier Mannschaften, die nach 14 Spieltagen vier oder weniger Punkte hatten, am Ende noch den Klassenerhalt. "Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt", sagte Trainer Christian Gross zwar. Aber Schalke kann im Grunde nur noch ein Ziel haben: nämlich den Tasmania-Rekord zu vermeiden.

Im kommenden Heimspiel gegen Hoffenheim kann der Tabellenletzte den nicht zu brechen gehaltenen Negativ-Rekord von Tasmania Berlin knacken - was nicht einmal den Anhängern und Funktionären des schlechtesten Bundesligisten der Geschichte gefallen würde.

Vor Spielbeginn waren rund 15 Anhänger Tasmanias mit Transparenten vors Olympiastadion gekommen, um für ihren Rekord zu demonstrieren. "Schalke, gib dir gefälligst Mühe! Wenigstens Hertha solltest du doch schlagen können", stand auf einem Transparent. Oder auch: "Das ist unser Rekord!" Und: "Schalke! Ihr schafft das!"

Stürmer Mark Uth forderte von den Verantwortlichen Verstärkungen, vor allem auf der Mittelstürmerposition. "Es ist zu einfach, gegen uns Tore zu schießen. Ich weiß es selbst nicht genau, was wir machen müssen", sagte Uth bei Sky: "Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Wir brauchen unbedingt Spieler, die uns sofort weiterhelfen."

Hertha BSC - FC Schalke 04: Die Analyse

Fünf Trainingstage hatte Christian Gross, der vierte Trainer der Saison, Zeit gehabt, seine neue Mannschaft kennenzulernen und den Schalkern ein bisschen von seinem Selbstbewusstsein abzugeben. Zumindest zu Beginn schien sogar Zweiteres gelungen zu sein. Der Tabellenletzte spielte aus einer 4-2-3-1-Grundordnung konzentriert, die Spieler wirkten zu Beginn griffiger und aktiver als die Herthaner, die in den ersten 16 Minuten kaum Zugriff auf die Zweikämpfe bekamen.

Weil Rückkehrer und Hoffnungsträger Kolasinac noch die Spielberechtigung fehlte, verteidigte Oczipka links in der Viererkette. Stambouli und Nastasic sollten die Zentrale absichern, Kabak agierte rechts. Im Tor hatte Gross dem Ur-Schalker Fährmann das Vertrauen geschenkt. Labbadia hatte die Berliner in einer sehr defensiv ausgerichteten, das Zentrum dichtmachenden 4-3-3-Grundordnung aufgestellt - und versuchte es dementsprechend zunächst mit Underdog-Fußball gegen den Tabellenletzten.

Schalke übernahm das Spiel, versuchte im Aufbau, mit viel Langholz vor allem auf seine rechte Angriffsseite und kurzen Zwischensprints ins vordere Drittel zu kommen. Uth gelang so in der elften Minute immerhin der erste Torschuss des Spiels, zuvor war Serdars Schuss abgeblockt worden.

Es dauerte bis zur 23. Minute, bis das Berliner Pressing zum ersten Mal Wirkung zeigte und Lukebakio nach Cunhas Pass prompt frei vor Fährmann auftauchte.

Nun nahm das Spiel Fahrt auf, beide Mannschaften hoben ein wenig ihr Visier, erhöhten die Intensität, riskierten etwas. Und während die Schalker zweimal scheiterten - erst schlenzte Uth nach einem guten langen Pass von Harit knapp am Tor vorbei (28.), dann traf Schöpf das Außennetz (35.) - profitierten die Berliner von der individuellen Klasse ihrer zwei stärksten Spieler.

Cunha traf mit seinem Schuss Schalkes Nastasic, den Abpraller schlenzte Guendouzi ebenso überlegt wie wunderschön ins Toreck. Ein sehenswertes Tor, in dem sich aber eben auch die bisherige Schalker Saison spiegelte. Erst kein Glück, dann paarte sich Pech mit Slapstick - und dann ging es dahin. Spätestens da sollte Gross begriffen haben, worauf er sich da eingelassen hat.

Schon gegen Gladbach hatte Schalke etwa sehr konzentriert begonnen und am Ende 1:4 verloren. In Augsburg hatte die Mannschaft in Überzahl bis zur 93. Minute ein 2:1 verteidigen können, bis dann eben Marco Richter doch getroffen hatte.

Schalke rettete sich nun zwar noch mit dem 0:1 in die Pause - Guendouzi scheiterte mit einem zweiten Schlenzer an Fährmann - doch die zweite Halbzeit geriet zum Berliner Schaulaufen. Cordoba vollendete in der 52. Minute nach Daridas klugem Pass einen Konter.

Von Schalke kam in der Folge nichts mehr. Im Gegenteil: Kurz nach seiner Einwechslung traf Piatek zum 3:0. Wieder war dem Tor ein ebenso kluger wie sehenswerter Pass Daridas vorangegangen.

Hertha BSC - FC Schalke 04: Die Aufstellungen

Hertha BSC: Schwolow - Pekarik (82. Zeefuik), Stark, Alderete, Plattenhardt (86. Netz) - Tousart - Darida, Guendouzi - Lukebakio (86. Mittelstädt), Cordoba (78. Piatek), Cunha (82. Ngankam). - Trainer: Labbadia

Schalke: Fährmann - Stambouli, Kabak, Nastasic, Oczipka - Mascarell (58. Becker), Serdar - Schöpf, Harit (58. Skrzybski, 68. Bozdogan) - Hoppe (80. Kutucu), Uth. - Trainer: Gross

Hertha BSC - FC Schalke 04: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Guendouzi (36.), 2:0 Cordoba (52.), 3:0 Piatek (80.)

  • Für Hertha war es das 3. Distanztor 2020/21 - nur Union (4), Leverkusen (5) und Bayern mehr (8).
  • Schalke kassierte in 7 der letzten 8 Spiele mindestens 2 Gegentreffer.
  • Schalke kann auch im 26. Spiel in Folge nicht zu Null spielen.
  • 4 Punkte nach 14 Spielen ist die schwächste Zwischenbilanz der Schalker Bundesligageschichte. Schalke ist überhaupt erst das 5. BL-Team mit 4 oder weniger Punkten nach 14 Spielen, alle anderen stiegen zuvor am Ende der Saison ab.
  • Im Alter von 17 Jahren 7 Monaten und 18 Tagen ist Luca Netz der zweitjüngste Bundesliga-Akteur der Herthaner Bundesliga-Historie - einzig Lennart Hartmann war bei Debüt jünger (17 Jahre 4 Monate 14 Tage).

Hertha BSC - FC Schalke: Die Stimmen zum Spiel

Bruno Labbadia (Trainer Hertha BSC): "Ich freue mich extrem, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Heute haben wir das sehr gut gemacht und eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Dieses Spiel gibt uns dieses Ur-Vertrauen, das wir uns erarbeiten müssen. Ich bin froh, dass wir uns heute belohnt haben. Wir können so ein Spiel einordnen. Wir wissen, dass nicht alles sofort gut ist."

Christian Gross (Trainer Schalke 04): "Die ersten 20, 30 Minuten waren okay, das zweite Gegentor hat uns das Genick gebrochen. Wir müssen effizienter vor dem Tor werden. Auf den Außenbahnen brauchen wir Spieler, die torgefährlich sind. Wir brauchen mehr Torgefahr. Schneider versucht das Unmögliche, weil finanziell Engpässe da sind. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, den einen oder anderen noch zu verpflichten, der die Persönlichkeit hat und nicht erst ausgebildet werden muss."

Mark Uth (Spieler Schalke 04): "Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit sind wir nicht wettbewerbsfähig. Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Wir brauchen Spieler, die uns sofort weiter helfen können."

Der Star des Spiels: Matteo Guendouzi (Hertha BSC)

Die Leihgabe des FC Arsenal sieht mit seiner langen Lockenmähne eher so aus, wie Spieler aussahen, als er geboren wurde. Und ein wenig spielt der 21-Jährige auch so, wie elegante zentrale Mittelfeldspieler vor der Jahrtausendwende gespielt haben: Guendouzi besitzt einen herrlich aufrecht trabenden Laufstil, seine Schienbeinschoner verabschieden sich latent gen Knöchel, er verfügt über Technik, Übersicht und einen ordentlichen Schuss Genialität. Sein überlegter Schlenzer zum 1:0 war genau so ein Tor, das von Spielern erwartet wird, die so aussehen wie Guendouzi.

Der Flop des Spiels: Mark Uth (FC Schalke 04)

Eigentlich hätte hier wieder mal fast jeder Schalker Spieler stehen können - oder eben keiner, weil die Mannschaft erneut im Kollektiv versagte. Daher steht Uth, der sogar noch mit der beste Schalker war, stellvertretend für alle. Doch hätte er das Tor getroffen zu Beginn, vielleicht wäre das Kartenhaus nicht schon wieder zusammengebrochen. "Ich hätte das Tor machen können, das nehme ich auf meine Kappe. Aber wie wir Gegentore kassieren, das geht zu einfach", sagte er bei Sky.

Der Schiedsrichter: Sven Jablonski

Der Bremer blieb in seinem 38. Spiel unauffällig, bekanntlich das größte Kompliment, das ein Schiedsrichter erhalten kann. Jedoch machten es ihm die Mannschaften auch leicht. Bereits am 12. Spieltag, beim 0:2 gegen Freiburg, hatte er die Schalker gepfiffen, dabei drei Gelbe Karten verteilt. waren es zwei gegen Schalke, zwei gegen Berlin.