Formstarke Mainzer spielen Klopps Reds rund

Jhon Cordoba und der FSV Mainz 05 waren deutlich agiler als die Gäste aus Liverpool
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Der 1. FSV Mainz 05 hat sein Testspiel gegen den FC Liverpool und Ex-Coach Jürgen Klopp deutlich gewonnen. Bei der Eröffnung der Opel Arena setzte sich der Bundesligist 4:0 (2:0) durch.

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Vor etwa 30.000 Zuschauern brachte Daniel Brosinski den FSV bereits in der 15. Minute per Handelfmeter in Führung. Jhon Cordoba erhöhte mit dem Pausenpfiff auf 2:0. Der eingewechselte Yunus Malli machte in der zweiten Hälfte alles klar (59.), Yoshinori Muto setzte den Schlusspunkt (75.).

Es war das erste Mainzer Heimspiel in der neu benannten Opel Arena. In den vergangenen Jahren hatte das Stadion den Namen Coface Arena getragen. Jürgen Klopp kehrte mit Liverpool an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück, wo er frenetisch gefeiert wurde.

Vor dem ersten Pflichtspiel der Saison im Pokal bei der SpVgg Unterhaching (21. August) steht für die Nullfünfer noch ein Test gegen den 1. FC Köln (11. August) an. Für die Reds war die Partie in Mainz die Generalprobe für die in der kommenden Woche beginnende Premier-League-Saison. Zum Auftakt geht es am Sonntag zum FC Arsenal.

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Die Reaktionen:

Martin Schmidt (Trainer Mainz): "Ich kann dieses Spiel sehr gut einordnen. Wir sind zusätzlich noch einen Tick mehr gerannt. Wenn wir gegen Novara Calcio so gerannt wären, dann hätten wir das Spiel sicher nicht verloren. Das sind unsere Hausaufgaben. Wir müssen unser tägliches Geschäft machen. Wir haben uns heute noch einmal zusätzlichen Rückenwind geholt. Wir sind auf einem guten Weg. Bundesliga ist unsere Priorität, Europa League die Herausforderung."

Jürgen Klopp (Trainer Liverpool): "Das war jetzt nicht so gut, ne? Wir können besser Fußball spielen. Wir wussten schon, dass wir die Spiele in Barcelona und Mainz mit sehr unterschiedlichen Mannschaften würden angehen müssen. Das Problem war, dass der Gegner viel gieriger war. Wir waren einfach meilenweit davon entfernt, was wir zeigen wollen. Als Trainer gibt es so Tage. Wir sind auf einem richtig guten Weg, den man heute nicht mal im Ansatz erkennen konnte. Es gab auch Dinge, die mir gefallen haben. Das möchte man kaum glauben, aber es gab ein paar Dinge, die in Ordnung waren."

Aufstellung Mainz: Lössl (73. Müller) - Donati (73. Bengtsson), Balogun (73. Klement), Bell (64. Hack), Brosinski (73. Bussmann) - Rodriguez (64. Halimi), Serdar (46. Frei) - Onisiwo (46. Holtmann), De Blasis (64. Muto), Clemens (64. Jairo) - Cordoba (46. Malli)

Aufstellung Liverpool: Manninger - Alexander-Arnold (46. Randall), Wisdom, Matip, Moreno (61. Hart) - Henderson (74. Wijnaldum) - Lallana (46. Brannagan), Can (46. Stewart), Grujic (40. Ings), Woodburn (46. Gomes) - Origi (74. Firmino)

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schmidt setzt auf eine Elf, die so auch fast im ersten Pflichtspiel im Pokal auflaufen könnte. Malli, dessen Ausstiegsklausel angeblich am Sonntag abläuft, sitzt auf der Bank. Neuzugang Jean-Pierre Gbamin, der sich im Test gegen Serviette Genf verletzte, fehlt ebenso wie der geschonte Niko Bungert.

Klopp tauscht seine Mannschaft im Vergleich zum 4:0-Sieg am Vortag gegen den FC Barcelona fast komplett aus. Loris Karius, der im Sommer erst von Mainz nach Liverpool gewechselt ist, fehlt weiterhin aufgrund seines Handbruchs. Dafür stehen Emre Can und Joel Matip in der Startelf.

15., 1:0, Brosinski (HE): Mainz kontert zum wiederholten Mal schnell in den Liverpooler Strafraum, Rodriguez bringt den Ball von der Torauslinie gerade noch in die Mitte. Wisdom grätscht rein und wehrt den Ball mit dem Arm ab - Elfmeter. Brosinski verwandelt ganz sicher unten links.

32.: Clemens kocht Moreno auf der rechten Seite einfach ab und läuft mit Ball in den Strafraum. Sein Abschluss mit links aus spitzem Winkel geht knapp am langen Pfosten vorbei.

37.: Erster Abschluss der Reds: Origi legt sich am Strafraum den Ball an Balogun vorbei und zieht mit links ab - knapp am linken Winkel vorbei.

40.: Grujic muss verletzt raus. Für ihn kommt Ings.

45., 2:0, Cordoba: Cordoba wird steil geschickt und läuft im Eins-gegen-eins auf Matip zu. Der verteidigt schwach, schafft es nicht, den Mainzer Stürmer entscheidend abzudrängen, sodass dessen Schuss von halblinks im Tor einschlägt.

50.: Mainz kontert wieder schnell, Malli treibt den Ball durchs Zentrum. Im richtigen Moment legt er am Sechzehner rechts auf Clemens ab. Der lässt sich beim Abschluss zu viel Zeit, der Schuss wird zur Ecke geblockt.

59., 3:0, Malli: Der nächste perfekte Konter. Malli nimmt nach Ballgewinn direkt Fahrt auf und zieht 20 Meter vor dem Tor ab - der Ball schlägt links unten im Eck ein.

75., 4:0, Muto: Wieder geht es für die Reds zu schnell. Bengtsson flankt von rechts, Muto nickt zum 4:0 ein.

Fazit: Hochverdienter Sieg der Mainzer, die sich taktisch und physisch in einer besseren Form präsentierten als die Reds. Liverpool waren die Reisestrapazen deutlich anzumerken, wobei die taktischen Mängel im Defensivverhalten nicht nur damit erklärt werden können.

Der Star des Spiels: Schwierig, in einer insgesamt bärenstarken Mainzer Mannschaft jemanden hervorzuheben. Cordoba stach in der ersten Hälfte mit seiner Torgefährlichkeit und seinem Einsatz aber leicht heraus.

Der Flop des Spiels: Andre Wisdom. Mehrfach schlecht im Stellungsspiel, ließ seine Gegenspieler einige Male davonziehen. Dazu der verschuldete Handelfmeter. Auch Matip erwischte keinen guten Tag.

Der Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees. Richtige Entscheidung, nach Wisdoms Handspiel auf Elfmeter zu entscheiden. Auch sonst eine souveräne Leistung in einem fairen Spiel mit dennoch vielen einfachen Fouls.

Das fiel auf:

  • Mainz begann wie immer im 4-2-3-1. Die noch nicht sehr eingespielte Doppel-Sechs bildeten der junge Serdar und Neuzugang Jose Rodriguez. Gerade in der Anfangsphase erinnerte Schmidt das Duo an die einfache Sechser-Bewegung im Zentrum: Der ballnahe Sechser sollte sich in die vorderen Räume bewegen, der ballferne Sechser sich kurz beim ballführenden Innenverteidiger anbieten.
  • Klopp bot auf der anderen Seite ein 4-1-4-1 auf. Henderson ließ sich zum Spielaufbau immer wieder zwischen Wisdom und Matipn fallen, größeren Einfluss in der Zentrale nahm jedoch Can. Der deutsche Nationalspieler bot sich ständig auf der Achter-Position an und verteilte von dort die Bälle. Allerdings ließ er sich auch - wie schon oft in der vergangenen Saison - zu übermütigen Dribblings am gegnerischen Strafraum hinreißen, die selten von Erfolg geprägt waren. Klopp schnappte sich Can in Trinkpausen auch einige Male und forderte einfache Pässe von ihm.
  • Henderson funkte einige Male ordentlich dazwischen - verbal. Die Aufteilung seiner Vorderleute, gerade Can und Grujic, gefiel dem Kapitän phasenweise überhaupt nicht. Nach gut 25 Minuten schob er öfter in die vordere Mittelfeld-Reihe im Zentrum - Can oder Grujic übernahmen abwechselnd die defensivere Position auf der Sechs. Auch im defensiven Umschalten war die Zentrale der Reds immer wieder komplett offen.
  • Das Mainzer Konterspiel funktionierte extrem gut. Die schnellen Außen Onisiwo und Clemens zogen nach Ballgewinn immer wieder direkt das Tempo an. Dadurch, dass nicht nur Cordoba und De Blasis, sondern auch die Sechser und die Außenverteidiger konsequent mitrückten, entwickelten die Nullfünfer viel Torgefahr im gegnerischen Strafraum.
  • Liverpool kam überhaupt nicht in Pressing-Situationen, weil die Mainzer den Ballbesitz oft geduldig ausspielten. Klopp war mehrfach sichtlich angefressen vom Anlaufverhalten seiner Mannschaft.

1. FSV Mainz 05 - FC Liverpool: Die Daten zum Spiel