FC Bayern München und das Trainingslager in Katar: Zum Ort der Debatten

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Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause reist der FC Bayern dieses Jahr wieder zu einem Wintertrainingslager nach Katar. Begleitet wird die Reisegruppe von den anhaltenden Debatten über die Partnerschaft zwischen Klub und Emirat.

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Für etliche Spieler des FC Bayern München gibt es aktuell wohl kaum einen unangenehmeren Ort für ein Trainingslager als Katar. Bei der dort gerade erst beendeten Weltmeisterschaft scheiterten die einen blamabel in der Gruppenphase, die anderen bitter im Finale. Vor allem die deutschen und französischen Nationalspieler des FC Bayern müssen vom 6. bis zum 12. Januar an den Ort großer Niederlagen zurückkehren.

Seit 2011 reisen die Münchner im Winter nach Doha, nur in den vergangenen beiden Jahren fielen die Trainingslager wegen der Corona-Pandemie aus. Seit 2018 besteht zudem ein Sponsoring-Vertrag mit der Fluggelsellschaft Qatar Airways. Begleitet wird die Zusammenarbeit zwischen Katar und dem FC Bayern seit jeher von Protesten der aktiven Fanszene, Grund sind Menschenrechtsverletzungen und andere Missstände im Emirat.

Womöglich gibt es bei den Fans demnächst aber Grund für Freude: Wie die SportBild im Dezember berichtete, will Qatar Airways den 2023 auslaufenden Vertrag höchstens zu geringeren Konditionen verlängern - wenn überhaupt. Hintergrund seien die Debatten um die "One-Love"-Binde bei der WM und die Mund-zu-Geste der deutschen Nationalspieler vor dem WM-Auftaktspiel gegen Japan. Viele davon stehen beim FC Bayern unter Vertrag und sind mit Blick auf die Partnerschaft somit auch potenzielle Werbefiguren von Qatar Airways.

Präsident Herbert Hainer betonte vor der WM, dass erst danach Gespräche über eine mögliche weitere Zusammenarbeit geführt werden - denkbar sind Verhandlungen während des nun anstehenden Trainingslagers. Laut SportBild werden auch Modelle diskutiert, bei denen der FC Bayern Teile der Einnahmen an Hilfsorganisationen abgibt. Aktuell kassiert der Klub pro Jahr kolportierte 25 Millionen Euro von Qatar Airways.

FC Bayern: Kritik am Auftritt von Uli Hoeneß

"Mir wäre es zwar lieber, wenn Bayern diesen Schritt machen würde. Aber letzten Endes geht es nur darum, dass das Sponsoring beendet wird. Wie und von wem, ist zweitrangig", sagt Alexander Salzweger zu SPOX und GOAL. Er ist Sprecher des Club Nr. 12, der Vereinigung aktiver Bayern-Fans. "Ich kann mir vorstellen, dass Katar keine Lust mehr auf einen Verein wie Bayern hat. Es gibt die ganze Zeit Diskussionen, sie müssen Vertreter zu Round Tables schicken und werden bei jeder Mitgliederversammlung angegriffen: Das können sie nicht geil finden."

Bei der vorletzten Jahreshauptversammlung im Herbst 2021 endeten Diskussionen über das Katar-Sponsoring im Eklat. Die Veranstaltung wurde abgebrochen, es gab Tumulte und "Hainer raus"-Rufe. Anschließend bemühten sich die Verantwortungsträger des FC Bayern aber, auf die Fans zuzugehen. "Ein Fehler war, dass wir mit den kritischen Mitgliedern zu wenig diskutiert haben, um sich deren Beweggründe anzuhören", sagte Hainer. Im Sommer veranstaltete der FC Bayern einen Round Table mit Vertretern aus dem Emirat sowie Mitgliedern, später veröffentlichte er Antworten auf einen Fragenkatalog.

Bei der JHV im Herbst 2022 herrschte laut Salzweger "ein guter Umgang mit dem Thema Katar. Man darf unterschiedlicher Meinung sein, aber muss vernünftig diskutieren können. Das haben diesmal alle geschafft - bis auf den Ehrenpräsidenten." Uli Hoeneß hatte Michael Ott, Klub-Mitglied mit kritischer Haltung zu Katar, beim Verlassen der Veranstaltung unter anderem zugerufen: "Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!"

"Hoeneß' Auftritt gegenüber Herrn Ott war unmöglich", findet Salzweger. "Jemanden auf dem Weg aus der Halle dumm anzumachen, nicht einmal eine Antwort abzuwarten und abzumarschieren: Das geht gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die aktuelle Führung diese Bilder wollte."

Alexander Salzweger: "Kritik an Katar noch größer geworden"

Während dieser Auftritt der Führung nicht in die Karten gespielt haben dürfte, tat das laut Salzweger dafür die Terminierung der Veranstaltung vor dem Turnier in Katar: "Bayern kann froh sein, dass die JHV vor der WM stattgefunden hat. Durch die WM ist die Kritik an Katar von Fan-Seite nur noch größer geworden. Jeder hat die Missstände dort gesehen, beispielsweise im Umgang mit Regenbogenfahnen. Eine Verteidigung des Sponsorings ist jetzt noch schwerer als zuvor ohnehin schon."

Im Anschluss an die JHV haben sich die aktiven Fans des FC Bayern darauf verständigt, das Turnier und seine Begleitumstände passiv zu verfolgen und abzuwarten. "Ich kann mir aber vorstellen, dass bald wieder Aktionen von uns zum Thema Katar kommen", sagt Salzweger. Er selbst habe sich, genau wie viele andere aktive Fans des FC Bayern, keine WM-Spiele angeschaut.

Verwunderung herrscht bei ihm nun, dass er nächste Woche nicht noch ein weiteres Spiel im Emirat boykottieren muss - diesmal von seinem Lieblingsklub. "Es war auch mal ein Argument für Trainingslager in Katar, dass es dort reichlich Testspielgegner gibt", erklärt Salzweger. "Jetzt ist die Mannschaft eine Woche vor Ort - und das erste Testspiel findet am Tag nach der Rückkehr wahrscheinlich bei eisigen Temperaturen in München statt. Das ist schon skurril." Am 13. Januar trifft der FC Bayern am Campus auf RB Salzburg, am 20. steigt der Rückrundenauftakt bei RB Leipzig.

FC Bayern München: Die ersten Spiele des FCB im Jahr 2023

DatumUhrzeitWettbewerbGegner
13. Januar18.00 UhrTestspielRB Salzburg
20. Januar20.30 UhrBundesligaRB Leipzig (A)
24. Januar20.30 UhrBundesliga1. FC Köln (H)
28. Januar18.30 UhrBundesligaEintracht Frankfurt (H)
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