FC Bayern München - Kommentar zu Thomas Müller: Thomas Hollywood

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Anders als die meisten Fußball-Protagonisten kann Thomas Müller auch über vermeintlich ernste Themen wie das Transfertheater zwischen seinem FC Bayern München und Robert Lewandowski scherzen. Damit entwaffnet der 32-Jährige ein Business, das sich in seiner Außendarstellung womöglich ein bisschen zu ernst nimmt. Ein Kommentar.

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Mit ernsten Mienen wollten Serge Gnabry, Leon Goretzka oder Joshua Kimmich am liebsten gar nichts sagen. Aber das macht man ja auch nicht - außer man ist Toni Kroos -, also sagten sie halt noch ein paar Sätze. Branchenüblich waren sie bei ihren Pressekonferenzen in den vergangenen Tagen zum immer weiter eskalierenden Streit zwischen ihrem Klub FC Bayern München und ihrem Mitspieler Robert Lewandowski gefragt worden. Branchenüblich waren sie davon genervt.

Dann kam Thomas Müller - und er sah das alles ganz anders. "Es ist ja Sommerloch. Da schadet es nicht, wenn noch ein wenig Bewegung drin ist", sagte er nach dem 1:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen England am Dienstag und lachte. "Mich stört es nicht, wenn das Süppchen weiter kocht." Aufgewärmt würde dieses Gerüchte-Süppchen schließlich auch schmecken, beteuerte Müller: "Wie aus der Mikrowelle."

Es glich fast dem Aufruf: Weiter, immer weiter spekulieren und diskutieren! Und das Augenzwinkern nicht vergessen! Einmal mehr entwaffnete Müller damit ein Business, das sich in seiner Außendarstellung womöglich ein bisschen zu ernst nimmt. Letztlich geht es um Fußball. Einen Sport, der sich längst zu einem Teil des Unterhaltungsbusiness entwickelt hat.

Wie der Name schon sagt, dient diese Branche erstmal dazu, die Fans, die all das letztlich finanzieren, zu unterhalten. Ob es einem gefällt oder nicht: Viele davon interessieren sich nachgewiesenermaßen nun mal nicht nur für Taktiken, Tore und Titel, sondern auch für Gerüchte, Skandale und Späße. Kaum einer versteht das so gut wie Müller, also spielt er das Spielchen mit.

Thomas Müller äußerte sich bei Alaba und Boateng ähnlich

Ähnlich wie jetzt bei Lewandowski befand sich der FC Bayern vor eineinhalb Jahren in einem kleineren Disput mit David Alaba. Damals ging es um eine mögliche Vertragsverlängerung, um angebliche Deadlines, um Gehaltsforderungen. "Wir wollen doch, dass sich ein bisschen was rührt bei uns, und es ist schön wenn es ein bisschen knistert", sagte Müller damals. "Ich habe es früher auch gerne gelesen, wenn es wieder FC Hollywood hieß."

Der Begriff FC Hollywood entstand Mitte der 1990er-Jahre als Synonym für den FC Bayern, bei dem sich damals die sogenannten Alphatiere Stefan Effenberg, Lothar Matthäus oder Oliver Kahn versammelt hatten. Egal ob Spieltag oder nicht: Immer war was los, immer legte sich einer mit dem anderen an. Es waren die ersten Vorboten dessen, wohin sich der Fußball entwickeln sollte. In dieser Zeit wuchs Müller unweit von München im Dörfchen Pähl auf und schien die Berichterstattung über seinen Lieblingsklub zu genießen.

Nun bedient er sie seit mittlerweile 13 Jahren mit Scherzen und Späßen selbst. Dabei unterscheidet er kaum zwischen lockeren Themen oder solchen, die in der Branche als vermeintlich ernst gelten. Ändern kann er daran eh nichts, also was soll's!

"Es wäre völlig falsch, wenn sich Spieler zu Vertragsgeschichten äußern", sagte Müller im Zuge des Abschieds von Jerome Boateng vor einem Jahr. "Dann würde es hier ja zugehen, ... wie es ja zugeht. Scheiße, jetzt habe ich mich selbst erwischt."

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