FC Bayern - Kommentar zum Meistertitel: Kahn muss Nagelsmanns Fundament stärken

Von Johannes Ohr
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Der FC Bayern München hat zum zehnten Mal in Folge und zum 32. Mal insgesamt die deutsche Meisterschaft gewonnen. Für Trainer Julian Nagelsmann war es der erste große Titel seiner Karriere. Ob er mit seiner Premierensaison ein stabiles Fundament für eine neue, erfolgreiche Ära legen konnte, hängt aber von den Entscheidungen seiner Vorgesetzten ab. Ein Kommentar.

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Natürlich war Julian Nagelsmann erleichtert. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht und sind verdient Meister geworden. Wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre das nochmal ein unnötiger Dämpfer gewesen", sagte der Trainer nach dem 3:1 gegen den BVB.

Nach dem frühen und blamablen Aus in der 2. Runde im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach (0:5) und in der Champions League gegen den FC Villarreal hat der Rekordmeister mit dem Gewinn der "Salatschüssel" immerhin die Pflicht erfüllt, seiner an Titel reichen Historie noch einen weiteren, speziellen - weil der zehnte in Folge - hinzugefügt.

"Es ist ein bedeutender Moment für mich", sagte Nagelsmann deshalb dann auch über seinen ersten, großen Titel als Coach. "Es war nicht das leichteste Jahr, wenn man seine erste zwölf Monate bei Bayern München hat. Weil viele Dinge im Jahresverlauf passiert sind und einige Nackenschläge dabei waren, die für mich als Ehrgeizling nicht so leicht zu verkraften waren."

Nagelsmann hat in seinem Premierenjahr in München viel probiert, u.a. die aus Hoffenheim und Leipzig bekannte Dreierkette implementiert. Das lief in der Hinrunde oft gut, in der Rückrunde dann zu oft zu holprig. So oder so: Der Trainer ist bemüht, ein stabiles Fundament für eine neue, erfolgreiche Ära zu legen. Doch ob das auch tragfähig sein wird, hängt vor allem von den Entscheidungen seiner Vorgesetzten ab.

FC Bayern: Kahn und Salihamidzic müssen liefern

Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic dürfen Nagelsmann jetzt nicht alleine lassen, müssen ihm den bestmöglichen Kader an die Hand geben. Denn der Umbruch beim FC Bayern ist weiterhin voll im Gange. In den vergangenen beiden Jahren verließen Thiago, Boateng und Alaba den Verein. Auch Niklas Süle bricht seine Zelte in München nach dieser Saison ab. Ein jetzt schon immenser Qualitätsverlust, der bislang nicht wirklich aufgefangen werden konnte - und sogar noch größer zu werden droht.

Während Thomas Müller ("Vom heutigen Gefühl her ist es schwierig, wegzugehen") und auch Manuel Neuer ("Die Gespräche werden stattfinden. Ich fühle mich hier sehr wohl") ihre 2023 auslaufenden Verträge wohl verlängern werden, riecht es bei Tormaschine Robert Lewandowski ("Beide Seiten müssen schauen. Die Situation ist auch für mich nicht leicht") stark nach Abschied. Hinzu kommt die nach wie ungeklärte Situation bei Serge Gnabry.

Und wer war eigentlich der letzte Neuzugang beim FC Bayern, der ohne jeden Zweifel voll im Verein eingeschlagen hat?

Ob es Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui (beide Ajax Amsterdam) besser machen als zuletzt Lucas Hernandez, Leroy Sane oder Dayot Upamecano, sollten ihre Transfers zustande kommen?

"Ich weiß, dass ich Dinge besser machen kann. Ich werde meinen Stil nicht komplett ändern, aber in gewissen Dingen anpassen", gestand sich Nagelsmann nach dem einzigen Titel der Saison sogar selbstkritisch Fehler ein. Wohl wissend um die Erwartungshaltung rund um die Allianz Arena fügte er hinzu: "Nächstes Jahr werde ich den gleichen Druck verspüren wie dieses Jahr, vielleicht sogar noch einen Ticken mehr."

Kahn und Salihamidzic haben mit Ihrer Arbeit einen direkten Einfluss darauf.