FC Bayern - Oliver Kahn über Katar, die Schiedsrichter-Diskussion nach dem BVB-Spiel, Lewandowski und Süle

Von Ulli Ludwig / Tim Ursinus
liver Kahn war bei der Fußball-Talksendung Sky90 zu Gast und hat Stellung zur viel diskutierten Jahreshauptversammlung sowie zum Katar-Sponsoring bezogen.
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Oliver Kahn war bei der Fußball-Talksendung Sky90 zu Gast und hat Stellung zur viel diskutierten Jahreshauptversammlung sowie zum Katar-Sponsoring bezogen. Außerdem äußerte sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München zur strittigen Elfmeter-Entscheidung beim Topspiel gegen den BVB und zu Robert Lewandowskis und Niklas Süles Zukunft.

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Laut Kahn sei die Kritik an den Bayern-Bossen, man hätte das umstrittene Katar-Sponsoring auf der JHV "totgeschwiegen", nicht angemessen. "Der Vertrag mit Qatar Airways geht bis 2023. Wie wir das mit allen Partnern machen, werden wir zu gegebenem Zeitpunkt auf Basis der Kriterien, die wir für solche Partnerschaften definiert haben, uns das ganz genau anschauen. Es ist auch nicht richtig, dass ich das Wort 'Katar' nie in den Mund genommen hätte", erklärte er.

Er sei davon ausgegangen, dass das Thema nach seinem Vortrag behandelt werden würde. "So eine JHV ist aber nicht das richtige Forum, dieses Thema zu diskutieren. Trotzdem habe ich dann später dieses Thema 'Katar' angesprochen und habe den Leuten gesagt, wie ich dazu stehe. Dass dort irgendetwas 'totgeschwiegen' worden ist, kann ich nicht feststellen. Auch Hainer hat deutlich Stellung genommen", betonte er.

Demnach hätte der FC Bayern alles "aufgearbeitet". Schon im Vorfeld sei die Stimmung "aufgeheizt" gewesen, "weil der Antrag schon vorher vom Landgericht abgelehnt wurde. Das hat zu schlechter Stimmung geführt. Der Spontan-Antrag konnte gar nicht mehr zugelassen werden", sagte Kahn und führte aus: "Durch die Corona-Situation und die nur 800 Zuschauer war klar, dass manche Gruppen besser auf sich aufmerksam machen können. Wir waren bestens auf alles vorbereitet und wussten, was auf uns zukommt."

Eine Verlängerung des Katar-Deals schloss Kahn indes nicht aus. "Grundsätzlich bin ich immer ein Freund, wenn wir von den Werten des FC Bayern sprechen, dass wir diese auch in ein anderes Land transportieren können. Wir alle wissen, welche Kraft der Fußball entfalten können", sagte der 52-Jährige und schob nach: "Die große Frage ist doch immer, wenn wir das nicht tun würden, zum Beispiel unsere Frauen-Mannschaft dort hinschicken würden, würde sich dann irgendwas verbessern? Wir werden uns das ganz genau anschauen. Auch was wir vielleicht mit unserem Partner dort machen können. Ich kann gar nichts ausschließen."

FC Bayern: Oliver Kahns Aussagen im Überblick

Kahn über ...

... das Topspiel: "Die ersten 30 Minuten waren mit Abstand das beste Spiel, das ich seit langer Zeit gesehen habe. Allerhöchstes Tempo, super technisches Niveau. Das hat alle begeistert. Ich habe mich nur immer gefragt, wie lange das beide durchhalten wollen."

... den Elfmeter für den FC Bayern: "Emotional kann ich den Ärger verstehen - inhaltlich aber überhaupt nicht. Die Handregel sagt das ja ganz klar aus. Dort hat die Hand einfach nichts verloren, Mats spielt klar mit der Hand."

... das vermeintliche Foul von Hernandez an Reus: "Die Frage ist: Was kommt denn aus dem Keller? Bei Marco Reus hat es schon Schiedsrichter gegeben, die den Elfer gegeben haben. Da müsste doch der VAR irgendeinen Hinweis geben. Aber da er sich nicht bei Zwayer gemeldet hat, müssen beide die gleiche Annahme gehabt haben, dass das kein Elfmeter war."

... den Siegeswillen des FC Bayern: "Das ist schon eine Qualität von Bayern. Das 2:2 kam super gelegen für Dortmund. Aber mit der Erfahrung auch in diesen Momenten ruhig zu bleiben, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, sich nicht ablenken zu lassen. Das geht nicht so sehr um Mentalität, sondern um Siegesfähigkeit. Die Fähigkeit zu haben, in so einem turbulenten Spiel zu gewinnen."

Kahn: Bellingham? "Ein gewaltiger Schritt zu weit"

... Bellinghams Attacke auf Schiedsrichter Zwayer: "Ich bin der Letzte, der kein Verständnis für die Spieleremotionen hat. Aber das geht natürlich einen gewaltigen Schritt zu weit. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Spieler das in dieser Art schon mal gesagt hat. Ich weiß nicht, wie er auf die Idee kommt, so eine Aussage zu machen."

... Lewandowski verpasster Ballon d'Or: "Ich war ja bei der Ballon-d'Or-Verleihung dabei. Er versucht seit vielen Jahren, diesen Titel zu gewinnen. Nach dieser Enttäuschung haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie er das verarbeitet. Er hat es auch schon ein bisschen geahnt, dass Messi den Preis bekommt. Das zeigt aber auch seine Qualität, dass er so ein Erlebnis einfach abstreift und wieder zwei Tore macht."

... die Kritik, die auch Rummenigge äußerte, dass Bayern ein Abwehr-Problem hätte: "Das hat für mich nichts mit individuellen Spielern zu tun, sondern mit der Gesamtanlage des Spiels."

Kahn über die Zukunft von Süle und Lewandowski

... eine Vertragsverlängerung von Niklas Süle: "Das hängt immer davon ab, was der Spieler für Forderungen stellt. Wir haben bei Alaba gezeigt, dass wir Grenzen haben. Niklas spielt bisher sehr verlässlich und eine sehr gute und stabile Saison. Die Verlängerung ist etwas, womit wir uns beschäftigen. Es kommt darauf an, dass wir eine Basis finden, wo das für uns beide funktionieren kann."

... den Willen, Süle zu halten: "Er ist Nationalspieler. Natürlich ist er ein Spieler, den du gern in den eigenen Reihen haben willst. Es kommt aber immer auf die Bedingungen an. Insbesondere in der jetzigen Situation. Ich will nicht wieder mit den Zuschauern anfangen."

... eine mögliche Vertragsverlängerung von Robert Lewandowski: "Ja, natürlich. Lewandowski ist der beste Stürmer, den es überhaupt gibt. Er ist ein absoluter Vollprofi. Das hängt mit der Lebensweise zusammen, mit Intelligenz und Trainingseinstellung. Ich denke er wird noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen. Über 2023 hinaus wäre uns das natürlich am liebsten. Man sieht ja nicht mal im Ansatz, dass er irgendwo etwas abgebaut hat."

Kahn reagiert erneut auf Kritik an Katar und JHV

... die Katar-Debatte: "Wir haben das Ganze aufgearbeitet. Die ganze Stimmung war schon vorher aufgeheizt, weil der Antrag schon vorher vom Landgericht abgelehnt wurde. Das hat zu schlechter Stimmung geführt. Der Spontan-Antrag konnte gar nicht mehr zugelassen werden. Durch die Corona-Situation und die nur 800 Zuschauer war klar, dass manche Gruppen besser auf sich aufmerksam machen können. Wir waren bestens auf alles vorbereitet und wussten was auf uns zukommt."

... die Kritik an der Reaktion der Bayern-Bosse bei und nach der JHV: "Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Wir werden uns in Zukunft unsere Partner ganz genau anschauen. Der Vertrag mit Qatar Airways geht bis 2023. Wie wir das mit allen Partnern machen, werden wir zu gegebenem Zeitpunkt auf Basis der Kriterien, die wir für solche Partnerschaften definiert haben, uns das ganz genau anschauen. Es ist auch nicht richtig, dass ich das Wort 'Katar' nie in den Mund genommen hätte. Ich habe in meinem Vortrag von Nachhaltigkeit gesprochen und bin dann davon ausgegangen, dass wir danach darüber diskutieren. So eine JHV ist aber nicht das richtige Forum, dieses Thema zu diskutieren. Trotzdem habe ich dann später dieses Thema 'Katar' angesprochen und habe den Leuten gesagt, wie ich dazu stehe. Dass dort irgendetwas 'totgeschwiegen' worden ist, kann ich nicht feststellen. Auch Hainer hat deutlich Stellung genommen."

... seinen verhaltenen Auftritt bei der JHV und auf die Frage, wo der "Titan" war: "Was heißt 'Titan'? Leute, macht doch mal die Schubladen zu, in die ihr Leute immer reinsteckt. Ich habe mich weiterentwickelt. Das war doch keine Veranstaltung, um hier emotional zu werden. Wir wollen ja einen konstruktiven Dialog führen. Im Rahmen einer JHV ist kein konstruktiver Dialog möglich."

... den Dialog mit den Mitgliedern: "Wir haben einen Fan-Dialog mit 3000 Mitgliedern gehabt. Wir haben einen großen Austausch mit dem Arbeitskreis Fan-Dialog gehabt. So stellen wir uns das auch in Zukunft vor. Natürlich kann man immer diskutieren, ob wir das eine oder andere hätten besser machen können. Wir werden jetzt versuchen zu diesem Thema 'Katar' einen vernünftigen Dialog zu diesem Thema zu finden."

... das Fan-Plakat gegen das Katar-Sponsoring: "Das ist nicht die Form der Kommunikation, die wir uns wünschen. Das hat mich weder überrascht, noch groß erstaunt. Wir wissen, dass das ein brennendes Thema ist. Es ist aber ein Thema, dass nicht alle unsere Fans so brennend interessiert."

Kahn: Katar-Deal? "Ich kann gar nichts ausschließen"

... eine Verlängerung des Katar-Deals: "Wir haben klare Kriterien definiert. Grundsätzlich bin ich immer ein Freund, wenn wir von den Werten des FC Bayern sprechen, dass wir diese auch in ein anderes Land transportieren können. Wir alle wissen, welche Kraft der Fußball entfalten können. Die große Frage ist doch immer, wenn wir das nicht tun würden, zum Beispiel unsere Frauen-Mannschaft dort hinschicken würden, würde sich dann irgendwas verbessern? Wir werden uns das ganz genau anschauen. Auch was wir vielleicht mit unserem Partner dort machen können. Ich kann gar nichts ausschließen."

... die Premier League: "Wir sprechen immer von der Super League, die Gott sei Dank nicht gekommen ist. Im Grunde kann man aber sagen, dass es sie schon längst gibt. Die Premier League ist die Super League. Im Grunde sind wir schon abgehängt, was die Bundesliga angeht."

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