Uli Hoeneß holt zum Rundumschlag aus: 50+1, nationale Konkurrenz, PSG, Spielerberater

Von SPOX
Uli Hoeneß
© getty

Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat im Podcast 11 Leben ausführlich auf seine Laufbahn als Spieler und Funktionär zurückgeblickt und dabei wie gewohnt knallharte Aussagen zu unterschiedlichsten Themen geliefert. Die Rolle der Spielerberater, das Geschäftsmodell der Scheichklubs sieht er äußerst kritisch, eine zunehmende Schere in der Bundesliga sieht er nicht. Leise Kritik gab's auch für Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der zu viele Transfers im August tätigen würde.

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"Wir können nichts dafür, dass für die Deutsche Telekom der FC Bayern wichtiger ist wie Borussia Dortmund. Das haben wir nämlich uns hart erarbeitet. Wir haben weder eine Erbtante in Amerika, noch haben wir im Lotto den Jackpot gewonnen", sagte er zur Tatsache, dass der FCB vor dem Gewinn der zehnten Meisterschaft in Folge steht. "Sollen wir jetzt den Betrieb einstellen, damit die Bundesliga wieder spannend wird? Oder sollen wir in Zukunft mit 10 Mann spielen?"

Dabei helfen, um international weiter konkurrenzfähig zu bleiben, könnte eine Abschaffung der 50+1-Regel, um externen Geldgebern einen größeren Einfluss zu ermöglichen. "Ich würde probieren, 50+1 aufzulösen. Ob das in Deutschland dazu führen würde, dass wir vernünftige Sponsoren kriegen", wisse er jedoch auch nicht. Eine Umverteilung der Einnahmen würde "gar keine Probleme" lösen. "Der Markt funktioniert nur deshalb im Moment nicht, weil wir ihnen zu sehr regulieren über 50+1." Da die Fernseheinnahmen in Deutschland "total solidarisch" verteilt würden, sieht Hoeneß "im Großen und Ganzen" keine zunehmende Spreizung.

Zur ausführlichen News geht es hier. Außerdem hat Hoeneß in der aktuellen Folge der Podcastreihe 11 Leben, die sich mit seinem Leben und seiner Karriere auseinandersetzt und mit dem Deutschen Podcastpreis 2021 ausgezeichnet wurde, über folgende Themen gesprochen.

Uli Hoeneß über ...

... die Öffnung der Bundesliga für externe Investoren: "Vielleicht wäre der Ansatz, dass man öffnet. Wenn der Herr Kind (Geschäftsführer und Mit-Eigentümer von Hannover 96, die Red.) meint, er hat vier, fünf Milliardäre, die da bereit sind, jeder paar hundert Millionen reinzustecken und dann richtig investieren kann. Dann würde ich das riskieren. Also würde ich dem zustimmen."

... die schwierige Rolle der Spielerberater: "Ich habe eine Liste gesehen mit Spielerverträgen, die nächstes Jahr ablösefrei auslaufen. Da stecken nur die Berater dahinter, weil die die Spieler praktisch mehr oder weniger anhalten, die Verträge auslaufen zu lassen und damit vielen Vereinen die Existenzgrundlage wegnehmen. Der neueste Trend ist, dass die Spielerberater sagen: 'Wenn du hart genug bist und wartest und das aushältst das letzte Jahr, dann kannst du das große Geld verdienen. Weil das, was die an Ablösesumme kassieren, können wir uns selber in die Tasche stecken.' Und das ist eine ganz gefährliche Entwicklung. Mein Bauch sagt mir, dass das so nicht weitergehen kann. Man muss man sich Gedanken machen, wie man das juristisch reglementieren will. Denn da wird Politik gemacht auf dem Rücken der Vereine. Das ist Wahnsinn."

... Bayerns Transferpolitik: "Ich bin nie in den Urlaub gefahren, wenn nicht alle Transfers gemacht waren. Das haben wir dem Hasan (Salihamidzic, Anm. d. Red.) auch schon gesagt: So viele Aktivitäten im August, das finde ich nicht gut. Weil das ist meistens teuer. Ich hatte fast so etwas wie ein Jagdfieber. Wenn ich mich an einen Spieler festgesaugt hatte, dann habe ich manchmal auch Dinge gemacht, die ziemlich unvernünftig waren."

... die Lage der Bundesliga: "Ich bin auch nicht glücklich, wenn ich sehe, dass nicht mehr viel passieren kann, wenn wir 1:0 führen. Das gefällt mir auch nicht. Eines bereitet mir eine Sorge: Dass die Schere so weit auseinandergeht. Weil die großen Vereine, um international mithalten zu können, riesige Etats brauchen und die kleinen können da nicht mitwachsen. Im Moment hat man ja das Problem, dass viele kleine Städte in der Bundesliga spielen. Würden die großen, Hannover, Nürnberg, Hamburg, Düsseldorf, Bremen, alle in der Bundesliga spielen, wäre die Bundesliga morgen anders."

... das Verhältnis zu 1860 München: "Sie werden bei 1860 kaum jemanden finden, der schlecht über mich spricht. Ich habe in all den Jahren mit fast allen Präsidenten - meist heimlich - ein ganz gutes Verhältnis gehabt. Diese Mär, dass gerade 1860 in der Stadt München irgendwelche Nachteile hatte, können Sie vergessen - weil 85 Prozent der Münchner Stadträte sind blau."

... den Auszug der Löwen aus der Allianz Arena: "Bis heute verstehe ich das nicht. Wenn ich was bei 1860 etwas zu sagen gehabt hätte, hätte ich das nie gemacht. Die haben die Allianz Arena immer als Feindbild gesehen, die Fans, auch Teile des Vereins. Wildmoser nicht, aber er hat dann nicht genug daraus gemacht. Das war die einmalige Chance, dem FC Bayern zu versuchen auf Augenhöhe zu begegnen und das haben sie vollkommen verkorkst und dass sie dann da rausgegangen sind, war für uns ein großes Glück. Aber da sind sie wirklich selber schuld."

... den umstrittenen Transfer von Sebastian Deisler 2002: "Der Deisler-Deal ist so sauber wie das Wasser am Tegernsee. Die Besteuerung hat stattgefunden und das Geld war auch kein Darlehen, sondern das Geld hat er behalten. Wir sind nicht über die Grenze gegangen, aber du musst an die Grenze gehen. Wenn du glaubst, erfolgreich sein zu können, wenn du die linke und die rechte Backe hinhältst, dann kannst du gegen Bad Wiessee spielen, aber nicht gegen Paris Saint-Germain."

 

... eSport: "Jeder soll doch machen, was er will. Ich kann es nicht ertragen, weil die meinen, dass sie das ganz gut machen. Der Luca Toni wird ausgetauscht... Aber im wirklichen Leben geht der nach Hause und kommt am Montag nicht zum Training. Für mich ist das kein Sport."