FC Bayern München: Was sich Julian Nagelsmann nach der Pokal-Blamage ankreiden lassen muss

Julian Nagelsmann wurde positiv auf das Coronavirus getestet.
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Der FC Bayern bringt beim 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach nicht einmal das Einmaleins des Fußballs auf den Rasen. Julian Nagelsmann wird als Kommunikator an der Seitenline vermisst, der isolierte Coach muss sich aber auch Kritik gefallen lassen.

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Erst vor wenigen Tagen stellte Lothar Matthäus die These auf, dass Julian Nagelsmann eigentlich überflüssig sei. Die Mannschaft des FC Bayern sei "zusammengewachsen", verfüge über "genügend Spielerpersönlichkeiten" und funktioniere daher auch ohne den mit Corona infizierten Trainer, behauptete der Rekordnationalspieler infolge der Münchner Gala-Auftritte in Leverkusen und Lissabon bei Sky.

Worte, die Nagelsmann schon vor der Schmach von Mönchengladbach als "nicht so glücklich" und "teilweise respektlos" abtat. "Die Mannschaft ist sehr gut, keine Frage", sagte der Bayern-Coach. Aber: "Jede Mannschaft braucht einen Trainer."

Das wurde am Mittwochabend im Borussia-Park deutlich. Auch wenn Nagelsmanns Assistent Dino Toppmöller gewiss sein Bestes gab und sich zumindest in der Anfangsphase noch einige Male in der Coaching Zone blicken ließ, mangelte es über die gesamte Spielzeit hinweg doch merklich an der Präsenz und dem Kommunikationsgeschick des Cheftrainers.

Matthäus liegt falsch: Der FC Bayern vermisst Nagelsmann

Die Köpfe der Spieler gingen bereits mit dem ersten Gegentor nach unten, ein Gefühl des Aufbäumens wurde eigentlich zu jedem Zeitpunkt der Partie vermisst. Nagelsmann kommunizierte zwar mit seinem auf der Tribüne sitzenden Videoanalyse-Team um Benjamin Glück, doch bis die Anweisungen des 34-Jährigen die Mannschaft auf dem Rasen erreichten, war der Gladbacher ICE schon längst über sie hinweggerollt.

Die Erkenntnis? Bei Pflichtaufgaben in der Bundesliga wie gegen Hoffenheim mag Nagelsmann auch aus seiner zum Home-Office umgebauten Küche arbeiten können, bei Alles-oder-Nichts-Spielen gegen einen galligen Gegner mit einem galligen Publikum braucht es den Chef aber an der Seitenlinie, um schnell(er) reagieren und in schwierigen Phasen Sicherheit vermitteln zu können.

"Uns ist gefühlt jeder Ball versprungen, wir waren überhaupt nicht da", schimpfte ein sichtlich brodelnder Hasan Salihamidzic als einziger Vertreter des Rekordmeisters in der Mixed Zone über den rätselhaften Auftritt. "Es war schockierend."

Salihamidzic kritisiert Mannschaft: "Lag nicht an der Taktik"

Den Münchnern fehlte es in der 2. Runde des DFB-Pokals vor allem an fußballerischem Einmaleins: Einsatz und Konzentration. Anders als den Spielern wollte der Sportvorstand dem Trainerteam jedoch keinen Vorwurf machen. "Es lag nicht an der Taktik", stellte Salihamidzic klar - und lag damit richtig. Im Grunde wurde das Spiel innerhalb von 25 defensiv vogelwilden Minuten verloren.

In den ersten 20, als die Gladbacher dreimal trafen, und zwischen der 52. und 57. Minute, als Breel Embolo per Doppelpack das 4:0 und 5:0 nachlegte. Der Rest war spieltaktisch zwar alles andere als "Bayern-like", aber nicht desolat.

Vor dem Hintergrund, dass Dauerbrenner wie Dayot Upamecano, Joshua Kimmich, Thomas Müller, Leroy Sane, Serge Gnabry oder Robert Lewandowski erschreckend überspielt daherkamen und die gerade erst wieder genesenen Alphonso Davies und Leon Goretzka überhaupt nicht fit wirkten, ist dem Trainerstab dennoch eine gewisse Mitschuld an dem "kollektiven Blackout" (Salihamidzic) anzulasten.

Denn: Es bot sich zuletzt einige Male die Möglichkeit, dem Stammpersonal mehr körperliche und mentale Pausen einzugestehen - und parallel seltener zum Zug kommende Akteure bei Laune zu halten.

FC Bayern: Verwunderung über mangelnde Rotation

Stattdessen stellen sich mit Blick auf das Potenzial im Kader nun Fragen wie: Warum wurde Supertalent Jamal Musiala seit seinem Startelf-Einsatz gegen den FC Barcelona Mitte September mehr oder weniger ausgebremst und bis auf das Spiel gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende überhaupt nicht mehr von Beginn eingesetzt?

Oder: Weshalb schaffte es das zuletzt völlig außen vor gelassene Innenverteidiger-Juwel Tanguy Nianzou gegen Gladbach im Gegensatz zu drei Rechtsverteidigern um Bouna Sarr nicht einmal auf die Bank? Und: Wieso sammelte der nun verletzte Eric Maxim Choupo-Moting trotz seiner bärenstarken Trefferquote in den vergangenen Partien nur Kurzeinsätze?

Fragen, die sich nach Informationen von SPOX und Goal inzwischen auch vermehrt im Umfeld der genannten Ersatzspieler stellen, ein erster Anflug von Verwunderung und Unzufriedenheit macht sich breit.

Wenn jemandem aber zuzutrauen ist, diesem Trend in den kommenden Wochen entgegenzusteuern, dann Nagelsmann. Schließlich galt er bei seiner vorherigen Station RB Leipzig als guter Kadermoderator.

FC Bayern: Die kommenden Pflichtspiele im Überblick

DatumWettbewerbGegnerOrt
30. Oktober, 15.30 UhrBundesligaUnion BerlinGast
2. November, 21 UhrChampions LeagueBenfica LissabonHeim
6. November, 15.30 UhrBundesligaSC FreiburgHeim
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