FC Bayern gegen RB Leipzig 3:3 - vier Erkenntnisse zum Schlagabtausch: Boateng-Spezialität wird zum Ärgernis, Sane friert fest

Von Dennis Melzer
Ein Königstransfer und ein Jungspund auf unterschiedlichen Wegen: Während Jamal Musiala grioß aufspielt, kommt Leroy Sane beim FC Bayern noch nicht so recht in Fahrt.
© getty

Der FC Bayern liefert sich mit RB Leipzig im Bundesliga-Spitzenspiel einen wilden Schlagabtausch, an dessen Ende FCB-Trainer Hansi Flick gerade bei einer Stärke von Jerome Boateng ein Problem für das Spiel des deutschen Rekordmeisters ausmachte und der Königstransfer der Bayern einen gebrauchten Tag erwischte. Vier Erkenntnisse zum Topspiel. Hier gibt's die Highlights im Video.

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Hätte man Julian Nagelsmann mit der Aufgabe betraut, eine Schlagzeile für das 3:3 seiner Leipziger beim FC Bayern zu kreieren, wäre diese recht nüchtern ausgefallen. "Ich würde sie 'packendes Spiel nennen'", sagte der Coach der Sachsen im Anschluss an die Begegnung bei Sky auf entsprechende Nachfrage.

Packend sicherlich, furios, spektakulär obendrein. Kurz gesagt: den Vorschusslorbeeren eines Spitzenspiels gerecht werdend. Bayern-Trainer Hansi Flick fiel spontan die Umschreibung "wild" ein, die das Geschehen im klirrend kalten Fröttmaninger Rund ebenfalls recht treffend zusammenfasste.

Ein sportliches Amüsement für den neutralen Beobachter, ein Wechselbad der Gefühle aus Jubel und Verdruss für die unmittelbar Involvierten. Vor allem Flick konzentrierte sich danach vornehmlich auf die Aspekte, die ihm nicht behagten.

Hier gibt es vier wichtige Erkenntnisse aus der Partie.

FCB-Innenverteidigung: Null Automatismen, schwacher Aufbau

Um zu erkennen, dass die Münchner Hintermannschaft derzeit eher einer völlig durchlässigen Membran gleicht, reicht ein Blick auf die Gegentoranzahl. Nach zehn Bundesliga-Spieltagen musste Torhüter Manuel Neuer die Kugel schon 16-Mal aus dem eigenen Netz holen. Genauso häufig wie in der vergangenen Saison zu jenem Zeitpunkt, am zehnten Spieltag damals verloren die Bayern mit 1:5 in Frankfurt.

Es läuft nicht rund im Defensivverbund, vor dem Duell mit Leipzig standen acht Pflichtspiele in Folge mit mindestens einem Gegentor zu Buche. Dass die Roten Bullen die Serie auf neun Partien ausbauten, hing am Samstagabend eng mit der nicht funktionierenden Innenverteidigung zusammen.

Jerome Boateng und Niklas Süle, die in der laufenden Spielzeit erst dreimal gemeinsam die Abwehr-Zentrale bildeten, hatten offensichtliche Probleme mit den schnellen, technisch versierten Offensivkräften der Gäste.

Beim 0:1 durch Nkunku rückte Boateng zu zaghaft heraus und bot Passgeber Forsberg die entscheidende Lücke an. Im Vorfeld des 2:2 gab Süle eine unglückliche Figur ab und beim zwischenzeitlichen 2:3 versinnbildlichten sich die Abstimmungsprobleme, als Forsberg (O-Ton: "Ich war selbst überrascht, wie frei ich war) sich herzlich für den Freiraum bedankte.

Bayern-Trainer Flick kritisiert Diagonalbälle

"Wir haben die Tore zu leicht bekommen", resümierte Flick und spulte damit eine beinahe gewohnte Platte der vergangenen Wochen ab. Um eine Erklärung bemüht, schob der 55-Jährige nach: "Wir haben in der letzten Saison immer mit der gleichen Viererkette gespielt, jetzt müssen wir das eine oder andere Mal wechseln." Aufgrund der engen Taktung des Spielplans sei es jedoch nicht möglich, die nötigen Automatismen, die es beim hohen Pressen bracht, zu implementieren.

Grund genug für Flick, sogar über eine Änderung seiner Philosophie nachzudenken. "Wir müssen als Trainerteam überlegen, ob wir das vielleicht ein bisschen anpassen", sagte er und deutete somit für die ausstehenden vier Partien des Jahres einen konservativeren Ansatz an.

Doch Flick ärgerte sich mit Blick auf seine Innenverteidigung nicht nur über das Defensivverhalten, auch das Aufbauspiel sagte ihm gegen Leipzig nicht zu. "Wenn wir den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren lassen, bin ich zufrieden. Aber den Ball unvorbereitet diagonal zu schlagen, möchte ich nicht sehen. Damit bin ich nicht happy", sagte er.

Insbesondere Boateng dürfte der Adressat der Kritik gewesen sein. Der Weltmeister von 2014, der traditionell Diagonalpässe als überraschendes Stilmittel einbaut, jene Verlagerungen gar als Paradedisziplin bezeichnen darf, versuchte sich am Samstagabend unzählige Male mit halbgaren Flugbällen, die diesmal verlässlich beim Gegner landeten.

Sehr untypisch für Boateng, aber es passte ins Bild, dass mehrere FCB-Hochbegabte nicht ihren besten Arbeitstag erwischten.