Chris Richards beim FC Bayern München: Keine Chance genutzt

Chris Richards feierte beim 4:3-Sieg gegen Hertha BSC sein Startelf-Debüt für den FC Bayern.
© imago images / Sven Simon

Chris Richards (20) feierte beim 4:3-Sieg gegen Hertha BSC ein überzeugendes Startelf-Debüt für den FC Bayern München. Wegen der Verpflichtung von Bouna Sarr hat er mittelfristig wohl trotzdem kaum Chancen auf regelmäßige Einsätze - für das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Düren (20.45 Uhr im LIVETICKER) fällt er angeschlagen aus.

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"Man kann mit seinem Startelf-Debüt sehr zufrieden sein. So kann es weitergehen", sagte Trainer Hansi Flick nach Chris Richards' gelungener Premiere für den FC Bayern München gegen Hertha BSC (4:3) am vergangenen Spieltag, aber auch Flick wusste zu dem Zeitpunkt natürlich schon: So wird es nicht weitergehen.

Am Tag darauf endete die Transferphase und der FC Bayern verpflichtete bekanntlich noch schnell drei neue Spieler, unter anderem den 28-jährigen Rechtsverteidiger Bouna Sarr für kolportierte zehn Millionen Euro von Olympique Marseille, der dem 20-jährigen Talent Richards künftig im Weg stehen wird. Mehr noch als seine Wadenverletzung, wegen der er das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Düren und das Bundesligaspiel am Samstag bei Arminia Bielefeld verpassen wird.

Chris Richards gelungenes Startelf-Debüt für den FC Bayern

Richards ist gelernter Innenverteidiger, doch auf dieser Position hat er trotz des engen Spielplans aktuell kaum Einsatzchancen. Mit Niklas Süle, David Alaba, Jerome Boateng und Lucas Hernandez kämpfen vier namhafte Spieler und mit Tanguy Nianzou ein weiteres Talent um die zwei Innenverteidiger-Posten. Bis zur Verpflichtung von Sarr war Richards' Chance die Position rechts hinten: Dort, wo Joshua Kimmich auf keinen Fall mehr spielen will und der (ebenfalls gelernte Innenverteidiger) Benjamin Pavard zuletzt eine Monopolstellung ohne natürlichen Ersatzmann hatte.

Sein Bundesligadebüt feierte Richards in der vergangenen Saison per Einwechslung am 33. Spieltag gegen den SC Freiburg. In dieser Saison wurde er beim Bundesligaspiel gegen den FC Schalke 04 (8:0) und beim deutschen Supercup gegen Borussia Dortmund (3:2) jeweils ebenfalls eingewechselt, ehe er gegen Hertha erstmals in der Startelf stand.

Richards machte es als Rechtsverteidiger gut, bereitete Robert Lewandowskis Treffer zum 2:0 per Flanke vor und auch noch ein wegen Abseits aberkanntes Tor von Thomas Müller. Wenn er flankte, flankte er präzise: Jede seiner Hereingaben kam an. Mitte der zweiten Halbzeit wurde er von Krämpfen geplagt ausgewechselt, anschließend sprach er von einer "beeindruckenden Erfahrung", der Erfüllung eines "lebenslangen Traums" und einer "großen Ehre".

Richards war der erste US-Amerikaner, der in einer Startelf des FC Bayern stand. Seine beiden Landsmänner Landon Donovan und Julian Green kamen einst jeweils nur per Einwechslung zum Einsatz.

Chris Richards' Weg zum FC Bayern

Geboren in Birmingham, Alabama im Süden der USA wechselte Richards 2016 im Alter von 16 Jahren in die Nachwuchsabteilung des zehn Autostunden entfernten FC Dallas. Zu seinem Glück schloss der FC Bayern 2018 eine Kooperation mit Dallas ab und lud deren größte Talente zu einem Probetraining ein. Unter den größten Talenten kristallisierte sich Richards als das größte heraus. "Deswegen haben wir uns entschlossen, ihn hierher zu holen und ihm die Chance zu geben, in unserer A-Jugend zu spielen", sagte Campus-Leiter Jochen Sauer damals. "Wir trauen ihm einiges zu."

Richards kam zunächst per halbjährige Leihe, erarbeitete sich in der A-Jugend sofort einen Stammplatz in der Innenverteidigung und wurde im Januar 2019 für 1,1 Millionen Euro fest verpflichtet und mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet. Richards überzeugte vor allem mit seiner Beidfüßigkeit und Zweikampf- sowie Kopfballstärke, die ihn auch bei eigenen Standards zu einer gefährlichen Waffe macht. "Ich kann hoch springen", sagt der 1,88 Meter große Richards selbst. Seine Kollegen rufen ihn "Air Richards".

Chris Richards: "Wow, das ist ein beängstigender Moment"

Hin und wieder durfte er schon in seinem ersten Jahr im Klub bei den Profis mittrainieren. In Erinnerung geblieben ist ihm vor allem eine Konfrontation mit Arjen Robben, wie er neulich beim Underdog Soccer Podcast erzählte: "Ich habe eine Trainingsübung damals nicht richtig ausgeführt und ein paar Mal Mist gebaut. Er ist dann einfach auf mich losgegangen. Ich dachte 'Wow, das ist ein beängstigender Moment.'"

In der vergangenen Saison hatte Richards einen Stammplatz in Sebastian Hoeneß' Reservemannschaft, wo er zwischen den Positionen innen und rechts rotierte und am Ende den Drittliga-Meistertitel gewann. Ob der personellen Not auf der Rechtsverteidigerposition bekam Richards daraufhin seine Chance bei den Profis.

Er nutzte sie zwar, aber wegen Sarrs darauffolgender Verpflichtung war es eigentlich keine Chance. Trotz des ansprechenden Debüts wird Richards nach seiner Genesung künftig wohl trotzdem wieder hauptsächlich für die Reservemannschaft zum Einsatz kommen. Sein Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2023 - aber schon im Sommer sollen einige andere Bundesligisten Interesse an einer Verpflichtung gezeigt haben.

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