Thiago vom FC Bayern München zum FC Liverpool: Der Transfer aus drei Perspektiven

Thiago gewann mit dem FC Bayern u.a. die Champions League.
© imago images / Poolfoto

Neues Abenteuer auf der Insel statt Verbleib in München: Thiago Alcantara (29) verlässt den FC Bayern nach sieben Jahren für knapp 30 Millionen Euro in Richtung Liverpool. Während der Transfer sowohl für den spanischen Mittelfeldspieler als auch den englischen Meister Sinn ergibt, hat der deutsche Rekordmeister nun ein Problem.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Eine Analyse aus drei Perspektiven.

Thiago zum FC Liverpool: Die Perspektive des FC Bayern

"Er war ein außergewöhnlicher Spieler beim FC Bayern, der einer Mannschaft viele Optionen gegeben hat."

Eigentlich genügen die Worte von Hansi Flick am Donnerstag, um zu beschreiben, wie wichtig Thiago für den Triple-Gewinner war. Auch wenn Joshua Kimmich und Leon Goretzka im Laufe der vergangenen Saison eine potente Doppelsechs bildeten: Der Chef im Mittelfeld, der Denker und Lenker, war der Mann mit der Nummer 6. Passsicher. Zweikampfstark. Auch unter Gegnerdruck zu Genialem fähig.

Flick sagt nicht grundlos: "Er hat Dinge so gelöst, wie man es normalerweise nicht vermutet." Mit Thiago verlieren die Bayern ein wichtiges spielerisches Element, für das es aktuell keinen gleichwertigen Ersatz im Kader gibt.

Michael Cuisance wird nachgesagt, spielerisch ähnlich veranlagt zu sein wie der Spanier. An der Säbener Straße erwarten sie von dem 21-jährigen Franzosen, dass er in dieser Saison den nächsten Schritt macht. Um in die Rolle des Thiago-Nachfolgers zu schlüpfen, auch im Spiel gegen den Ball, dürfte es aber mehrere Schritte brauchen.

Ohne Martinez nur zwei Backups für Kimmich und Goretzka

Bedeutet: Kurz- und mittelfristig wird das Spiel der Bayern ein anderes, weniger geniales sein. Das muss nicht heißen, dass es weniger Erfolg garantiert, schon gar nicht auf nationaler Ebene. Mit dem Herzstück bestehend aus Kimmich und Goretzka holte die Mannschaft in Abwesenheit des zu jener Zeit verletzten Thiago auch problemlos den DFB-Pokal. Grund zur Sorge gibt es mit Blick auf die kommenden Monate dennoch - wegen der Breite des Kaders.

Sollte auch Javi Martinez noch gehen, stünden nur zwei positionsgetreue Backups für das neue Sechser-Duo zur Verfügung: Einer, der sich zuletzt mit vielen Verletzungen herumschlug und spielerisch nur streckenweise zu überzeugen wusste (Corentin Tolisso) und einer, der bisher nur in der 2. Liga sein Können auf Profi-Niveau unter Beweis stellte und das auch nur eine Halbserie lang überzeugend (Adrian Fein).

Logisch: Bayern-Trainer Flick pocht auf Neuzugänge

Kein Wunder also, dass Flick bis zum Ende der Transferperiode am 5. Oktober unermüdlich auf Verstärkungen pocht. Die braucht der FCB auch, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Allein wegen des prall gefüllten Spielplans und der dadurch steigenden Wahrscheinlichkeit auf Verletzungen droht eine stolprige Hinrunde.

Die Kaderplaner um Hasan Salihamidzic haben noch etwas mehr als zwei Wochen, um den Thiago-Abgang weniger schmerzhaft erscheinen zu lassen. Ihr Corona-bedingter Sparkurs limitiert sie aber. Kaliber wie Houssem Aouar (Olympique Lyon) oder Eduardo Camavinga (Stade Rennes) sind zu teuer. Und Marcelo Brozovic (Inter Mailand) wäre von seiner Spielweise her mehr Tolisso als Thiago.

Dennoch soll der Rekordmeister einen konkreten Kandidaten als Thiago-Ersatz ins Auge gefasst haben, berichtet der kicker. Ausgang offen.