Kommentar zum FC Bayern: Hoffenheim als letzte Warnung - Flick braucht einen breiteren Kader

Hasan Salihamidzic steht in der letzten Transferwoche unter Druck.
© imago images / Jan Huebner

Nicht erst die Niederlage bei der TSG Hoffenheim zeigt auf, dass der FC Bayern einen breiteren Kader benötigt, um an die erfolgreiche Triple-Saison 2019/20 anzuknüpfen. Die Verantwortlichen um Hasan Salihamidzic müssen vor Ablauf der Transferperiode am 5. Oktober Kreativität beweisen. Ein Kommentar.

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Am späten Sonntagabend machte dann plötzlich noch eine Transfer-Eilmeldung zum FC Bayern die Runde. Um eine schnelle Reaktion auf die 1:4-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim handelte es sich dabei jedoch nicht.

Im Gegenteil: Die französische Sportzeitung L'Equipe vermeldete, dass Michael Cuisance vor einem Wechsel zu Leeds United stehe. "Letzte Details" zwischen den Vereinen seien nur noch zu klären, dann könnte der Wechsel des 21-jährigen Franzosen zum englischen Aufsteiger für rund 20 Millionen Euro über die Bühne gehen.

Nun hängt das Wohl und Wehe des FC Bayern sicherlich nicht von Cuisance, einem durchaus talentierten, aber praktisch schon seit seiner Ankunft in der Reservistenrolle gefangenen Spieler, ab. Gleichwohl würde im Falle seines Wechsels die Anzahl der Profi-Feldspieler im Kader des Rekordmeisters aber auf 18 sinken.

Ungeachtet der Tatsache, dass auch Javi Martinez in den nächsten Tagen noch von dannen ziehen könnte, ist das für Trainer Hansi Flick Grund genug zur Sorge. Bis Weihnachten hat seine Mannschaft fast durchweg zwei Spiele pro Woche. Dass die körperliche Belastung ihr schon jetzt zu schaffen macht, hat der Auftritt in Sinsheim gezeigt.

FC Bayern: Hickhack um Alaba, Abgänge - aber keine Zugänge

Die Münchner wirkten in der ersten Hälfte ob des 120-minütigen Kampfes im europäischen Supercup gegen den FC Sevilla überspielt, ehe ihnen in der zweiten dann die Kraft fehlte, um den 1:2-Rückstand aufzuholen. Die engagierten Hoffenheimer schlugen in Person von Andrej Kramaric bis zum Abpfiff noch zweimal zu.

Das 1:4 war die höchste der bisher nur drei Niederlagen unter Flick - und zugleich die letzte Warnung an die Verantwortlichen, eine Woche vor dem Ende der Transferperiode einen zu kleinen Kader zu haben. Flick sprach schon vor dem Champions-League-Turnier im August von der Notwendigkeit, mehr Qualität in der Breite zu benötigen. Sportvorstand Hasan Salihamdizic und Co. investierten einen Großteil ihrer Zeit seither aber offensichtlich in die noch immer nicht zum Abschluss gekommenen Vertragsgespräche mit Abwehrchef David Alaba.

Sie versäumten es derweil, den lange als Wunschkandidat für die rechte Verteidigerposition geltenden und nun beim FC Barcelona im Wort stehenden Sergino Dest von Ajax Amsterdam von einer Verpflichtung zu überzeugen. Außerdem ließen sie Ivan Perisic, den zuverlässigsten Backup der vergangenen Spielzeit, zurück zu Inter Mailand ziehen und hielten es ganz offensichtlich bisher auch nicht für nötig, über einen Nachfolger für den inzwischen zum FC Liverpool abgewanderten Mittelfeldstrategen Thiago nachzudenken, der bereits im Zuge seiner gescheiterten Vertragsverlängerung Ende Mai klar kommuniziert hatte, etwas Neues machen zu wollen.

FC Bayern: Trainer Flick hat kaum Alternativen auf der Bank

Flicks Startelf mag im Vergleich zur vergangenen Saison zwar nicht schlechter sein - mit 45-Millionen-Einkauf Leroy Sane könnte sie im Laufe der nächsten Monate sogar noch besser werden - auf der Bank hat der Bayern-Coach aber kaum noch adäquate Alternativen. Ein Problem, das gegen Hoffenheim deutlich wurde und angesichts des vollen Spielplans und damit einhergehenden recht wahrscheinlichen Verletzungen in den nächsten Monaten noch deutlicher werden dürfte.

Der Weg, aufstrebende Spieler aus dem eigenen Nachwuchs wie Jamal Musiala (17), Joshua Zirkzee (19) oder Chris Richards (20) einzubinden, ist in Zeiten von Corona gewiss nicht der falsche. Der internationale Erfolgsdruck ist nach dem Gewinn der Champions League auch nicht mehr so hoch wie in den vergangenen Jahren.

Allerdings braucht es, wie von Flick gefordert, noch die ein oder andere sofortige Verstärkung, um zumindest die nationalen Ziele zu erreichen - und um die aktuellen Spieler nicht total zu überlasten. Die Verantwortlichen um Salihamidzic bewiesen bereits vor einem Jahr ihre Kreativität, als sie neben Perisic auch Philippe Coutinho für einen geringen wirtschaftlichen Aufwand verpflichteten. Sie müssen es wieder tun. Sonst könnten den Bayern selbst in der Bundesliga holprige Zeiten drohen.

FC Bayern: Die nächsten Spiele

DatumWettbewerbGegner
30. SeptemberDFL-SupercupBorussia Dortmund (H)
4. OktoberBundesligaHertha BSC (H)
15. OktoberDFB-Pokal1. FC Düren (A)
17. OktoberBundesligaArminia Bielefeld (A)
24. OktoberBundesligaEintracht Frankfurt (H)
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