FC Bayern Münchens Mittelfeld-Puzzle: Fein rein, fein raus

Adrian Fein kam für den Hamburger SV in der vergangenen Saison der 2. Bundesliga in 31 Spielen zum Einsatz, schoss ein Tor und bereitete drei Tore vor.
© imago images / Jan Huebner

Abgesehen von den drei Neuzugängen Leroy Sane, Tanguy Kouassi und Alexander Nübel bekommt der FC Bayern München in diesem Sommer auch Verstärkung vom Hamburger SV: Das zuletzt verliehene Eigengewächs Adrian Fein (21) kehrt zu seinem Lieblingsklub zurück - und hat ob des aktuellen Mittelfeld-Puzzles durchaus Chancen.

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Herkunft und Traumziel trägt Adrian Fein immer mit sich und zwar auf dem linken Arm. Dort prangt das Münchner Kindl, das Wappen seiner Heimatstadt. "Natürlich träume ich davon, eines Tages in der Bundesliga für den FC Bayern zu spielen. Ich bin Münchner und schon seit Kindertagen großer Fan des Klubs", sagte er im September im Interview mit SPOX und Goal.

Damals war Fein, der sich im Alter von sieben Jahren dem FC Bayern angeschlossen hatte, gerade zu seinem zweiten Ausbildungsjahr in Richtung Hamburg aufgebrochen. Davor sammelte er per Leihe beim kleinen SSV Jahn Regensburg erste Erfahrungen in der 2. Bundesliga. Trotz eines zwischenzeitlichen Ausfalls aufgrund eines Muskelbündelrisses überzeugte Fein meist.

Und deshalb durfte er sich nun erneut per Leihe für ein weiteres Ausbildungsjahr beim sechsmal so weit entfernten, sicher mehr als sechsmal so berühmten und erstaunlicherweise trotzdem ebenfalls in der 2. Bundesliga tätigen Hamburger SV probieren. Dort wechselten sich zunächst gute und stabile Auftritte ab, ehe er genau wie die ganze Mannschaft nach der Corona-Zwangspause immer schwächer wurde.

"Ich habe bisher genau die Schritte gemacht, die für mich richtig waren", sagte Fein dem kicker im Herbst. "Erst der Schritt in den Herren-Fußball, dann der zu einem großen Klub mit Strahlkraft." Die Leihe zum HSV gilt letztlich jedenfalls genau wie die zuvor nach Regensburg als geglückt: Anders als der Klub mit Strahlkraft darf Fein deshalb in die Bundesliga aufsteigen.

Adrian Fein wechselte mit acht Jahren zum FC Bayern und durchlief im Anschluss alle Nachwuchsmannschaften.
© getty
Adrian Fein wechselte mit acht Jahren zum FC Bayern und durchlief im Anschluss alle Nachwuchsmannschaften.

Adrian Fein verlängerte im Winter beim FC Bayern bis 2023

Seit 1. Juli ist er wieder Spieler des FC Bayern und soll das dem Vernehmen nach in der kommenden Saison auch bleiben. Seine Ausbildungszeit ist fürs Erste abgeschlossen. Im Winter verlängerte der U21-Nationalspieler seinen 2021 auslaufenden Vertrag vorzeitig bis 2023. "Wir sind von seinem Potenzial überzeugt", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic damals.

Fein kann auf der Sechs und Acht spielen, gilt als präsenter Mittelfeldstratege mit gutem Passspiel aber leichten Tempodefiziten. Mit seinen 1,87 Metern Körpergröße strahlt er körperliche Präsenz aus und setzt sie vor allem im Zweikampfverhalten ideal ein. Manchmal erinnert sein Spiel ein bisschen an das von Bastian Schweinsteiger, einem seiner Vorbilder.

Um es wie einst Schweinsteiger beim FC Bayern zu schaffen, ist dieser Sommer 2020 wohl kein schlechter Ausgangspunkt. Die Chancen dafür sind für FC-Bayern-Verhältnisse tatsächlich gegeben, denn die Situation im zentralen Mittelfeld gleicht aktuell der eines Puzzles. Eines Puzzles auf löchrigem Untergrund: Abgesehen von den beiden mehr als stabilen und langfristig eingearbeiteten Puzzlestücken Joshua Kimmich und Leon Goretzka könnte das eine oder andere Stück durchaus noch durchfallen.

FC Bayern: Die Lage bei Thiago, Martinez, Tolisso und Cuisance

Zum Beispiel das Puzzlestück Thiago: Vor einigen Wochen galt eine Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrages noch als gewiss, ehe er umdachte und nun wohl einen Wechsel ins Ausland anstrebt. Sollte Thiago nicht verlängern, wird er sofort verkauft. Einen ablösefreien Abgang im kommenden Jahr schloss der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge aus. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Oder auch das Puzzlestück Corentin Tolisso: Er ist zwar noch zwei Jahre gebunden, könnte aber womöglich trotzdem verkauft werden. Als potenzieller Interessent gilt Manchester United. Seit seinem Wechsel für 41,5 Millionen Euro im Sommer 2017 von Olympique Lyon zum FC Bayern hatte Tolisso gefühlt mehr mit Ärzten als mit Gegenspielern zu tun. Weite Strecken der vorletzten Saison fehlte er wegen eines Kreuzbandrisses, ehe er in der gerade abgelaufenen zunächst nicht über die Rolle des Einwechselspielers hinauskam und sich dann am Knöchel verletzte.

Der Vertrag des schon etwas abgenutzten Puzzlestücks Javi Martinez läuft 2021 aus, ein Abgang bereits in diesem Sommer ist aber wahrscheinlich. Das deutlich frischere Puzzlestück Michael Cuisance könnte den Klub dagegen unter Umständen leihweise verlassen und andernorts Spielpraxis sammeln.

Verstärkt sich der FC Bayern nochmal im Mittelfeld?

Und dann? Sollten tatsächlich mehrere Mittelfeldspieler wechseln, würde der FC Bayern auf dem Transfermarkt wohl nochmal tätig werden. Angeblich besteht Interesse an Tanguy Ndombele, der im vergangenen Sommer für 60 Millionen Euro von Lyon zu Tottenham Hotspur gewechselt war, sich dort aber nicht durchsetzte und sich darüber hinaus mit Trainer Jose Mourinho zerstritten haben soll. Auch sein französischer Landsmann Tiemoue Bakayoko vom FC Chelsea wurde schon gehandelt.

Fein wird unabhängig davon aber in der Vorbereitung Chancen bekommen, sich Trainer Hansi Flick zu zeigen und zu empfehlen. Am 20. Juli stößt er gemeinsam mit den Neuzugängen Leroy Sane, Tanguy Nianzou und Alexander Nübel im Rahmen eines Cyber-Trainings zur Mannschaft. Etliche Spieler kennt Fein schon von früher: Unter Trainer Carlo Ancelotti durfte er einst als U19-Spieler erstmals bei den Profis mittrainieren und im Januar 2017 mit ins Trainingslager nach Doha reisen.

Adrian Feins Leistungsdaten im Seniorenbereich

SaisonVereinLigaSpieleToreAssists
2017/18FC Bayern IIRegionalliga Bayern2713
2018/19FC Bayern IIRegionalliga Bayern612
2018/19Jahn Regensburg2. Bundesliga21-2
2019/20Hamburger SV2. Bundesliga3113
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