Union Berlin: Darum platzte der Deal mit Isco

Von Constantin Eckner
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Für rund 24 Stunden sah es so aus, als könnte ein Weltstar bald in der Alten Försterei auflaufen. Aber kurz vor der Deadline fiel die Verpflichtung des Spaniers Isco durch Union Berlin ins Wasser. Was war schiefgelaufen?

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Es sollte der Transfer-Coup des Winters werden. Der fünfmalige Champions-League-Sieger Isco stand am Dienstag kurz vor einer Vertragsunterzeichnung mit Union Berlin. Der aktuell vertragslose Mittelfeldspieler hatte bereits den Medizincheck erfolgreich absolviert, als wenig später die finalen Verhandlungen im Abbruch endeten.

Die beteiligten Parteien, sprich Union Berlin sowie die Agentur Gestifute, beschränkten sich in ihren Stellungnahmen auf Allgemeinplätze. "Wir mussten feststellen, dass die vorher besprochenen Dinge von Seiten der Spieleragentur anders waren", sagte Sportdirektor Oliver Ruhnert am Abend bei Sky. "Bevor man einen Medizincheck durchführt, sind ja alle Dinge besprochen und waren für uns klar. Dann wurden nochmal Änderungen am Vertrag gewünscht."

Gestifute wiederum gab gegenüber Bild folgendes Statement ab: "Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststellen, dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen."

Union Berlin: Sheraldo Becker bleibt, Isco nicht

Die Aussagen erklären nur bedingt, was schiefgelaufen ist. Fest steht, dass beide Parteien bereits am Montag über Vertragsinhalte verhandelt hatten. Am Abend landete Isco in einem Privatflieger in der deutschen Bundeshauptstadt, um am darauffolgenden Vormittag in der Charité den obligatorischen Medizincheck zu absolvieren. Bis dahin verlief alles nach Plan.

Doch während der abschließenden Verhandlungen traten zusehends Meinungsverschiedenheiten auf, die schließlich zum Abbruch führten. Nach Informationen von SPOX und GOAL bekam Iscos Seite das Gefühl, Union wollte die Verpflichtung verkomplizieren. Isco erhielt von Seiten des Bundesligisten keine Zusicherung, für die K.o.-Phase der Europa League nominiert zu werden, weil der Kader von Urs Fischer bereits voll wäre.

Während der vergangenen Tage wurde von einigen Medien darüber berichtet, dass Angreifer Sheraldo Becker eventuell noch im Januar zu Everton gehen könnte. Dieser Transfer kam jedoch nicht zustande. Wenngleich Isco eigentlich im offensiven Mittelfeld zuhause ist, hätte sich durch den Abgang von Becker wohl ein Platz in der Stammformation von Union aufgetan - vorausgesetzt, Isco hätte rasch die notwendige Spielfitness erreicht.

Isco und Union Berlin: Angebliche Missverständnisse beim Gehalt

Zudem gab es Gerüchte über Kommunikationsfehler zwischen Union und Iscos Beratern. Demnach hätte es ein Missverständnis bei der Höhe des Grundgehalts gegeben. Was Union Isco für die gesamte Vertragslaufzeit von sechs Monaten offeriert haben soll, wäre in den Augen des Spielers die Höhe des monatlichen Salärs gewesen. Finanziell hätten schlussendlich doch erhebliche Diskrepanzen bestanden.

Union Berlin widersprach dem aber auf Nachfrage am Dienstagabend und erklärte, dass es bei den Differenzen zwischen dem am Montag Vereinbarten und am Dienstag Besprochenen "um andere Klauseln im Vertrag" gegangen sei.

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Union Berlin bleibt unbeschadet

Keiner wird selbstverständlich die Verantwortung für das Debakel übernehmen. Allerdings sind die Auswirkungen des gescheiterten Deals doch recht unterschiedlich. Union Berlin wird die zweite Saisonhälfte mit einem intakten Kader bestreiten und machte am Abend mit einem 2:1-Erfolg gegen formstarke Wolfsburger im DFB-Pokal sofort wieder sportlich von sich reden.

Isco selbst nahm den geplatzten Deal relativ gelassen. "Sowas kommt vor im Fußball", sagte er dem Lokalsender 101TV Sevilla. Jedoch steht er weiterhin ohne Verein da. Die jüngsten Leistungen des 30-jährigen Mittelfeldspielers in Diensten des FC Sevilla sowie die Vertragsauflösung im Dezember haben dem ohnehin geschmälerten Ansehen des einstigen Real-Madrid-Stars weiter geschadet.

Aus dem Umfeld des Spielers war zu hören, dass sich seine Berater unmittelbar nach dem Ende der Verhandlungen mit Union Berlin auf die Suche nach einem anderen Arbeitgeber für ihren Klienten machten. In der Bundesliga wird Isco jedoch nicht unterkommen, denn die Deadline am Dienstagabend galt ebenso für die Registrierung vereinsloser Spieler.

Imageschaden für Mendes-Agentur?

Einen Imageschaden abwenden möchte derweil Gestifute, die vom international anerkannten Berater Jorge Mendes geführt wird. Der Portugiese konnte auch in den vergangenen Tagen und Wochen wieder einige hochkarätige Deals eintüten. Unter anderem brachte er Cristiano Ronaldo für Unsummen bei Al-Nassr FC unter und lotste João Cancelo nach dessen Zwist mit Pep Guardiola in Richtung Bayern München.

Mit Isco waren derweil Mitarbeiter von Mendes beauftragt, die wenig überraschend am Dienstagnachmittag erbost die Verhandlungsräume in Berlin verließen. Für sie geht die Suche weiter, um doch noch einen neuen Verein für den Gewinner des Golden Boy Awards von 2012 zu finden.

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