DFL: Chefin Donata Hopfen muss gehen

SID
Donata Hopfen hatte bei der DFL die Nachfolge von Christian Seifert angetreten.
© getty

Donata Hopfen ist als Chefin der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach einem Jahr wieder Geschichte. Zwei Klubmanager könnten vorerst die Spitze übernehmen.

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Die gescheiterte Quereinsteigerin geht, die gestählte Doppelspitze könnte kommen: Nach nicht einmal einem Jahr als Chefin der Deutschen Fußball Liga (DFL) legt Donata Hopfen Ende Dezember ihr Amt nieder. Grundlage der "einvernehmlichen" Entscheidung der erfolglosen Nachfolgerin von Christian Seifert sind unterschiedliche Vorstellungen zwischen ihr und dem DFL-Aufsichtsrat über die weitere strategische Ausrichtung.

"Wir haben in den letzten Monaten viel erreicht", sagte Hopfen in einer Pressemitteilung der DFL, so sei eine "tragfähige Zukunftsstrategie für den deutschen Profifußball" entwickelt worden. Sie wünsche den Verantwortlichen "den nötigen Mut und Willen zur Veränderung" angesichts "wachsender Herausforderungen. Ich gehe in dem Bewusstsein, die richtigen Dinge angestoßen zu haben." Hans-Joachim Watzke, Aufsichtsratsvorsitzender der DFL, dankte der 46-Jährigen: "Sie hat mit ihrem Blick, von außen kommend, wichtige Impulse für die Bundesliga gesetzt."

Hopfen beklagte zudem in einem Statement bei LinkedIn mangelnde Rückendeckung. "Ich bin in diesen Job, wie viele vor mir, von außen gekommen, als Nicht-Fußballer, als Frau mit einem klaren Plan, wie die DFL in die Zukunft geführt werden kann: Digital, international und mit starken Partnern und Gesellschaftern", schrieb Hopfen und ergänzte: "Eine solche Transformation ist ein Kraftakt und erfordert Mut. Oft agiert man auf neuem Terrain, positive Ergebnisse zeigen sich meist erst sehr viel später. Für all das braucht man einen langen Atem, den Rückhalt und das gemeinsame Agieren aller Stakeholder. Dieses habe ich am Ende nicht mehr gespürt."

Die Nachfolge ist offiziell noch nicht geklärt, die erfahrenen Klubmanager Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg) sind die Favoriten als Co-Bosse. Das Duo soll den Profiverband interimsweise führen, bis die Hopfen-Nachfolge geregelt ist.

Das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch kam nicht mehr überraschend. Schon im Vorfeld des Treffens war klar, dass Ratsboss Watzke, sein Stellvertreter Leki und die Mehrheit des Gremiums die Auflösung des eigentlich noch bis Ende 2024 laufenden Vertrags mit Hopfen anpeilen. Auch die Einsetzung des Freiburger Finanzvorstands Leki (49) und des Frankfurter Vorstandssprechers Hellmann (51), der bereits im DFL-Präsidium sitzt, gilt als ein offenes Geheimnis.

DFL: Donata Hopfen stolpert über zahlreiche Themen

Durch den "Putsch" des Aufsichtsrats, dem neben Watzke und Leki auch Fredi Bobic (Hertha BSC), Stephan Schippers (Borussia Mönchengladbach), Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98) sowie Ralf Huschen (SC Paderborn) angehören, wird das gescheiterte Experiment mit Hopfen nach lediglich zwölf Monaten beendet. Schon seit langer Zeit galt sie als Fehlbesetzung, nun wurde sie endgültig zum Missverständnis abgestempelt.

Hopfen kam bei zahlreichen Baustellen wie der 50+1-Regel, der Digitalisierung, dem Einstieg eines Investors, der Auslandsvermarktung, dem neuen Grundlagenvertrag mit dem DFB und der kommenden Ausschreibung der Medienrechte nach Ansicht ihrer Kritiker bei den 36 Profiklubs nicht entscheidend voran.

Die frühere Medienmanagerin hatte am 1. Januar das Amt von Seifert übernommen. Doch während Seifert fast 17 Jahre die Zügel fest in der Hand hielt und dominant regierte, kamen bei Hopfen rasch Zweifel an ihrer Eignung auf. Sie konnte weder intern noch öffentlich überzeugen, die Fragezeichen hinter ihrer Kompetenz wurden zunehmend größer. Den Titel der mächtigsten Frau im deutschen Fußball tauscht Hopfen nun gegen eine üppige Abfindung ein.

DFL: Oliver Leki und Axel Hellmann sollen übernehmen

Dafür sollen es jetzt wohl Leki und Hellmann richten. Das Duo muss die Probleme angehen, an denen Hopfen gescheitert ist. Sollten beide nach der wahrscheinlichen Einsetzung harmonieren, könnte sich die Doppelspitze mit klar abgesteckten Arbeitsbereichen auch als langfristiges Modell etablieren.

Genug Arbeit gäbe es. So ist der Einstieg eines Investors nach wie vor in der Schwebe. Da sich die Klubs von einem Anteile-Verkauf zwischen zwei und vier Milliarden Euro erhoffen, ist das Thema von großer Bedeutung. Das gilt auch für die 50+1-Regel. Das Kartellamt hatte das Prinzip der Investorenregel zwar grundsätzlich abgesegnet, gleichzeitig aber Lösungen mit Blick auf die Ausnahmen Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim - und teilweise auch RB Leipzig - angemahnt. Diese konnte die DFL bisher nicht vorzeigen.

Sprengkraft birgt auch die Neuverhandlung des Grundlagenvertrags mit dem DFB, der in seiner jetzigen Form im Juni des kommenden Jahres ausläuft - zukünftig wollen die Amateure wesentlich mehr Geld sehen.

Das gilt auch für die Profiklubs mit Blick auf die Auslandsvermarktung. 190 Millionen Euro hat die DFL für die laufende Saison veranschlagt, während die englische Premiere League zwei Milliarden Euro kassiert.

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