FC Bayern - Müller über strittigen Elfmeterpfiff gegen Hummels: "Kann Ärger und Frust verstehen"

Von Tim Ursinus
Thomas Müller hat sich nach dem Spiel zu den Elfmeter-Situationen geäußert.
© getty

Schiedsrichter Felix Zwayer ist beim Topspiel zwischen Borussia Dortmund und FC Bayern ungewollt in den Fokus gerückt. Beim BVB herrschte große Entrüstung, während Thomas Müller den Groll der Hausherren nachvollziehen konnte. Zwayer begründete derweil seine Entscheidungen.

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"Ich kann den Frust und den Ärger verstehen. Das ist das Bittere, das diese Szenen so ein intensives Spiel entscheiden", sagte Müller nach dem 3:2-Sieg seines Teams bei Sky.

Das Siegtor von Robert Lewandowski (78.) war aus einem umstrittenen Handelfmeter resultiert, den Mats Hummels verursacht hatte. Schon auf dem Feld war es zu heftigen Diskussionen gekommen, Trainer Marco Rose wurde wegen Meckerns mit Gelb-Rot auf die Tribüne verbannt.

Für Müller war der Strafstoß hingegen die richtige Entscheidung. "Ich mach mir jetzt wahrscheinlich keine Freunde, aber wenn ich die Szene jetzt sehe, geht Hummels schon mit dem Arm hin. Ich kann mir vorstellen, dass das in der Regelschulung der Schiedsrichter ein Elfmeter ist", sagte er. Auch Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sprach anschließend von einem "unstrittigen" Pfiff.

Marco Reus empfand den Elfmeter für die Münchner ungerecht. "Das finde ich hart, muss ich sagen. Mats versucht wirklich, mit dem Kopf zum Ball zu gehen. Natürlich braucht er da seinen Körper, das ist ja ganz klar", sagte er.

Darüber hinaus echauffierte sich der BVB-Kapitän, dass Zwayer in einer anderen Situation - im Gegensatz zur Hummels-Szene - nicht auf den Bildschirm am Spielfeldrand zurückgegriffen hatte. Hernandez hatte ihn in der 54. Minute mit einem robusten Körpereinsatz vom Ball abgedrängt, weshalb Reus im Strafraum zu Fall gekommen war.

Emre Can: "So ein scheiß Elfmeter ..."

"Ich habe ihn gefragt, warum er (Felix Zwayer, Anm. d. Red.) sich meine Elfmeter-Szene nicht ansieht. Da sagt er, das wäre nur der Oberkörper - aber ohne Oberkörper laufe ich durch, dann kann er es sich doch anschauen", sagte Reus und schob nach Sichtung der Zeitlupe nach: "Oh mein Gott. Oh yes. Im Spiel fand ich es gar nicht so klar, aber jetzt. Dann muss er sich das wenigstens anschauen. Ich merke oben den Kontakt, aber in der Zeitlupe sieht es natürlich heftiger aus. Schade, dass er sich das nicht anguckt."

In eine ähnliche Kerbe schlug auch Emre Can. Zudem habe Zwayer auf dem Platz gesagt, dass es kein Handspiel gewesen sei. "Aber der Video-Schiedsrichter hat gemeint, er soll sich das anschauen. Dann hat er den Elfmeter gegeben. Ich verstehe nicht, wieso er bei uns nicht rausgeht und sich das nicht anschaut", erklärte der Defensivspieler und betonte mit Blick auf das vermeintliche Foulspiel an Reus: "Das ist ein ganz klarer Elfmeter. Wo ist der Kontakt zum Ball? Er läuft ihm nur in die Hacken, das verstehe ich nicht."

Es sei schade, "dass so ein scheiß Elfmeter das Spiel entscheidet. Entschuldigung, dass ich das so sage. Ich stehe hier und wir reden wieder über den Schiedsrichter. Es war in der Vergangenheit zu oft gegen Bayern für Bayern. Wir hatten heute ein super Fußballspiel, dann passiert so etwas - das darf nicht passieren. Es ist einfach nur schade, dass das Spiel wegen so einer Entscheidung für Bayern ausgeht", ergänzte Can.

Haaland spricht von Skandal - Bellingham attackiert Zwayer

Auch Erling Haaland beschwerte sich nach dem Spiel und sprach beim norwegischen Sender Viaplay Fotball von einem "Skandal". Er habe den Schiedsrichter gefragt, "warum er nicht einfach rausgeht und schaut. Er hat gesagt, das ist nicht nötig. So arrogant ... Nein, ich muss ein bisschen runterkommen. Ja, er war arrogant. Mehr werde ich nicht sagen."

Außerdem reagierte der Norweger auf einen Tweet des "BVB Newsblog" über die Schiedsrichteransetzung der Partie mit einem Daumen nach unten, um seine Bewertung der Leistung des Unparteiischen kurze Zeit später wieder zu löschen.

Noch weiter ging Jude Bellingham: Der 18-Jährige spielte bei Viaplay Fotball auf den Fußball-Wettskandal aus dem Jahr 2005, in den Zwayer verwickelt war.

Rose flüchtete sich in Sarkasmus: "Der Zwayer kann ruhig noch ein paar mal den BVB pfeifen. Wir sind bereit, wir bereiten uns vor. Ihr könnt uns noch ein paar Steine und Stöcke in den Weg werfen, wir machen weiter."

Seinen Platzverweis bezeichnete er außerdem als "doof". Er habe Zwayer "relativ emotional darauf hingewiesen, dass er in mehreren Situationen nicht richtig lag. Dann bekommt man Gelb-Rot."

VAR-Elfmeter: Zwayer stellt sich der Kritik

Zwayer bezog nach dem Spiel Stellung. "Im Spiel war es für mich nicht in aller Deutlichkeit wahrzunehmen, ob der Arm vom Körper weggestreckt war oder nicht. Das habe ich deutlich nach Köln kommuniziert", erklärte er in Bezug auf Hummels' Handspiel. Die Berührung selbst habe er direkt im laufenden Spiel gesehen.

Der Videoschiedsrichter habe ihm mitgeteilt, dass es eine "unnatürliche" Handbewegung von Hummels gewesen sei. "Daraufhin habe ich den Vorgang am Monitor angeschaut und entschieden, dass es ein strafbares Handspiel ist", sagte Zwayer.

Den Zweikampf zwischen Hernandez und Reus erklärte Zwayer mit seiner Linie. Der "Kontakt im Oberkörperbereich stellt einen robusten Zweikampf dar", es habe sich um eine Situation gehandelt, "die nicht schwarz und weiß ist." Die zweite Frage sei gewesen, ob es einen weiteren Kontakt zwischen Reus und Hernandez gegeben habe: "Der Videoschiedsrichter hat verneint, dass es einen weiteren Kontakt gab, weshalb es auch kein On-Field-Review gab", sagte Zwayer. "Hätte der Video-Schiedsrichter etwas Anderes gesehen, hätte er mir Bescheid gesagt, dass ich [die Szene] überprüfen soll."

Zur Gelb-Roten Karte gegen Rose sagte Zwayer lediglich, dass es sich um eine "wiederholte Unsportlichkeit" gehandelt habe. Alles Weitere werde auf dem Spielberichtsbogen vermerkt.

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