Hertha BSC nah am Abstieg: Zwischen Fatalismus und Realismus

Von SID
Mit einer Mischung aus Fatalismus und Realismus taumelt Hertha BSC den Abstiegsrängen entgegen.
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Mit einer Mischung aus Fatalismus und Realismus taumelt Hertha BSC den Abstiegsrängen entgegen. Nach der 0:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg wird der "Big City Club" immer kleiner, das Abstiegsszenario immer bedrohlicher.

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Während Trainer Pal Dardai nicht zum ersten Mal fatalistisch das "momentane Schicksal" beschwor und über "fehlendes Spielglück" schwadronierte, war sein Kapitän längst in der bedrohlichen Realität von Hertha BSC angekommen. "Es ist immer das Gleiche. Wir machen kein schlechtes Spiel und fahren wieder mit null Punkten nach Hause", redete sich Abwehrchef Niklas Stark sicht- und hörbar bei Sky in Rage.

Völlig zu Recht, denn nach der etwas unglücklichen 0:2 (0:1)-Niederlage beim VfL Wolfsburg nähern sich die Berliner nahezu ungebremst den direkten Abstiegsplätzen, der finanziell hochgejazzte "Big City Club" wird von Spieltag zu Spieltag kleiner. Seit neun Spielen sind die Berliner nun schon sieglos, unter der Regie des Ungarn Dardai haben sie überhaupt noch nicht gewonnen.

Nichts ist unter dem Nachfolger des beurlaubten Bruno Labbadia besser geworden, im Gegenteil: Ganze sechs Tore haben die Hertha-Profis seit Jahresbeginn geschossen. Und die Defensive ist weiterhin wackelig: Das Wolfsburger 2:0 durch Maxine Lacroix (89.) war schon das 18. Gegentor nach einer Standardsituation. Nur Tabellenschlusslicht Schalke 04 ist da statistisch noch schlechter.

Eine weitere Niederlage am kommenden Wochenende gegen den FC Augsburg würde die ohnehin prekäre Situation der Alten Dame gefährlich zuspitzen. Dardai will vorbeugen und plant offenbar, die Psyche seiner verunsicherten Spieler mit positiven Geschichten aus seinen eigenen Zeiten als Hertha-Profi zu stärken. Nicht zur Verfügung stehen werden dann aber die verletzten Leistungsträger Sami Khedira (Wade), Matheus Cunha (Oberschenkel) und Nemanja Radonjic (Adduktoren).

Pal Dardai bringt noch nicht den gewünschten Erfolg

Statistik Saison 20/21unter Bruno Labbadiaunter Pal Dardai
Spiele185
Siege40
Remis51
Niederlagen94
Tordifferenz24:322:10
Punkte pro Spiel0,940,2

Erinnerungen aus dem vergangenen Jahrtausend vielleicht, als der damalige Mittelfeldspieler mit den Berlinern in der Champions League unter anderem gegen den AC Mailand und den FC Porto kickte. "Ich habe lange genug selbst gespielt, ich weiß, dass sich die Dinge drehen lassen. Jetzt muss ich nur noch meine Jungs davon überzeugen", sagte der 44-Jährige hoffnungsvoll. Man darf gespannt sein.

Wo Dardai vor 22 Jahren mit Hertha BSC war, möchten die Niedersachsen im Herbst auch wieder hin, es wäre das dritte Mal in der Vereinsgeschichte. Und nach einem gefestigten dritten Tabellenplatz und 666 Bundesligaminuten ohne Gegentor ist die Qualifikation für die Königsklasse tatsächlich in greifbare Nähe gerückt.

"Unsere aktuellen Erfolge geben uns schon ein gewisses Selbstbewusstsein, wir sind immer in der Lage, gefährlich zu werden. Aber die Gewissheit, dass es so weitergeht, haben wir natürlich nicht", sagte VfL-Trainer Oliver Glasner. Aber die Bissigkeit der Wölfe ist schon ein enormes Plus. Nur zwei Niederlagen in 23 Spielen, sogar die Topklubs Bayern München und RB Leipzig haben häufiger verloren.

Und ein weiteres wichtiges Erfolgskriterium brachte der seit dem 16. Januar unbezwungene Koen Casteels ins Spiel. "Wenn man dranbleiben will, muss man auch mal gewinnen, wenn es nicht so gut läuft", sagte der Belgier im Tor der Norddeutschen. Gegen die Hertha half dabei ein Eigentor von Mittelfeldspieler Lukas Klünter (38.) entscheidend mit.